Helmut Schmidt hat in einem FAZ-Interview Menschen, die an Gott glauben, als "primitive Geister" bezeichnet. Wie findet ihr das?

Er hat verfügt, dass seine Beerdigung in der evang. St. Michaelisfeier stattfinden soll.

2015-11-16T08:38:59Z

Das vollständige Zitat, auf das ich mich beziehe, lautet:
"Die Vorstellung, dass es Dinge gibt, die wir nicht begreifen, und dass sie möglicherweise zusammenhängen, wird es immer geben, und bei p r i m i t i v e n Geistern besteht nun mal das Bedürfnis, diese Vorstellung eines Zusammenhangs zu personifizieren"
Das heißt auf gut deutsch: Wer an Gott glaubt, ist ein primitiver Geist. Was denn sonst? Und dann Michaeliskirche. Und es ist nichts aus dem Zusammenhang gerissen.

Unterbewusstsein2015-11-15T22:47:40Z

Beste Antwort

Eine Meinung sagt rein gar nichts über Fakten aus. eine einzelne Meinung hat nur dann Einfluss wenn primitive Geister darauf hören und dann danach handeln.

Anonym2015-12-27T10:16:56Z

hast du deine mutter vergewaltigt??

doitsujin752015-11-16T04:12:06Z

Da geht Schmidt auf das Argument des "Lückenfüllergottes" ein - ein "argumentum ad ignorantiam": https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_ignorantiam
Da hat er tatsächlich recht, denn es ist eine eher primitive Vorstellung, "seinen" Gott damit begründen zu können, dass man alles naturwissenschaftlich nicht - oder noch nicht - Erklärbare für göttlich erklärt. Allein schon der Umstand, dass diese Gottesvorstellung mit dem Fortschritt der Naturwissenschaft immer weiter an noch obskurere Ränder des nicht verifizierbaren Wissens verdrängt wird, sollte selbst gläubige Menschen aufmerken lassen.
Zudem erwähnt Schmidt die "Personifizierung" dieser Gottesvorstellung, also die Vorstellung eines Gottes mit personellen Eigenschaften, wie sie für die drei "Monotheismen" gleichermaßen prägend ist.

Nach meiner Auffassung scheint hier die Überzeugung Schmidts durch, dass Menschen aus Vernunftgründen bestenfalls Deisten oder Pantheisten sein können, also keine Offenbarungen glauben und dementsprechend auch keinen personellen Gott brauchen, der den Offenbarungsreligionen entspringt.

Ohne jetzt auf den weiteren Text noch dezidierter eingehen zu können, halte ich es noch für erwähnenswert, dass er die Aufklärung, Friedrich den Großen mit seinem "Toleranzgebot" gegenüber den Religionen, wie auch Kant erwähnt - wenn auch nicht explizit Kants Sicht auf die Religion.
Bemerkenswert ist auch die Erwähnung des Unterschiedes zwischen dem Geglaubtem auf der einen Seite, sowie dem was vorgegeben wird zu glauben, um mit übergeordneten Strukturen wie der Kirche konform gehen zu können.

Insgesamt deutet das Interview darauf hin, dass Schmidt auch in seiner Sicht auf die Religionen die klassische Sicht der Aufklärung bemüht, die Religion und Kirche eher funktionalistisch und als Machtinstrument begreifen, während Vernunftmenschen tatsächlich bestenfalls besagte Deisten oder Pantheisten seien.

Da ist er dann wohl mit Goethe - auch wenn dieser hier keine Erwähnung findet - der das prägnant folgendermaßen zusammengefasst hat: "Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, hat auch Religion; wer jene beiden nicht besitzt, der habe Religion."

Hier kommt nach meiner Auffassung die leichte Arroganz der politisch Herrschenden durch. Religion ist für die ungebildeten Massen, um sie politisch zu steuern, während die gesellschaftlichen und politischen Eliten durch Bildung keine Religion nötig haben, sie bestenfalls vorgeben brauchen.
Schmidts Äußerungen sind nicht unbedingt so explizit, das man davon ausgehen kann, dass er das befürwortet, aber er ist sich sicherlich bewusst, dass in Deutschland und Europa innerhalb der Eliten eine solche Haltung alles andere als selten ist. Daher kommt wohl auch die Erwähnung von "seinem Freund" Anwar-as Sadat als tatsächlich gläubigem Politiker, wie auch die Erwähnung der "Buchgläubigkeit der Muslime", im Kontrast dazu.

Deutlicher wird er, indem er bemerkt, dass er den menschlichen Hang zur Religiosität für angeboren hält - nicht den Glauben, wohlgemerkt. Da scheint er zu differenzieren.

Wenn die Beerdigungsfeier also in St. Michaelis stattfinden soll, dann ist die Intention dahinter bestimmt nicht ein hohes Maß an Gläubigkeit, sondern eher das Gegenteil davon.

Der "Michel" ist eines der Wahrzeichen Hamburgs, einer Stadt, deren Rathaus nicht rein zufällig pompöser und größer ausfällt, als ihre wichtigste Kirche. Hier besteht ein gewisser "Bürgerstolz", der herausragende Persönlichkeiten der Stadt auch dazu bewegen kann, mit dem höchsten für diese Stadt denkbaren Zeremoniell unter die Erde zu bekommen - nicht aus einem Glauben heraus, sondern sehr viel wahrscheinlicher aus einem gewissen Maß an Eitelkeit.

Das entspricht auch vollstens der Denke, die Schmidt in dem Artikel erkennen lässt - scheint er sich doch vollstens des Macht- und Ordnungsfaktors Kirche bewusst gewesen zu sein.

Und mal ganz ehrlich - wenn nur noch aus Überzeugung kirchlich getauft, geheiratet und beerdigt würde, dann hätte so mancher Pfarrer in Deutschland einen bedeutend ruhigeren Job. Die Schizophrenie zwischen tatsächlichem Glauben und vorgegebenem Glauben zieht sich schließlich durch weite Teile der Gesellschaft, und wenn da einer, der vor fast 100 Jahren geboren wurde nicht "Nägel mit Köpfen" machen will, indem er nicht konsequent säkular genug ist, zudem eher noch gehobeneren Schichten angehört, für die das zum "guten Ton" gehört. Gläubigkeit und Kirchennähe vorzuheucheln, dann kann das nicht so wahnsinnig verwundern.

Dass Schmidt ein expliziter Anhänger aufklärerischer Ideen war, halte ich auch nicht für ungewöhnlich. Seine Biografie verrät, dass beide Eltern Lehrer waren und er an einer reformpädagogischen Schule Unterricht genoss, er später VWL und Staatswesen studierte, in seiner grundsätzlichen Haltung recht weltgewandt war, so weltgewandt, dass er im Umgang mit der englischsprachigen Welt niemals einen Dolmetscher brauchte. Der kannte die politischen und philosophischen Grundlagen der westlichen Welt in der Aufklärung.

Nachtrag:
Tatsächlich weiß ich nicht, was du willst, außer den Umstand zu kommunizieren, aufgrund der Aussage beleidigt zu sein.
Dabei spricht Schmidt tatsächlich aus, was Politik und Machteliten seit Jahrhunderten denken und oft genug bestenfalls hinter vorgehaltener Hand sagen würden, und das betrifft selbst vermeintliche Gläubige in Kirchenehrenämtern.
Glauben an Bücher und Offenbarungen, der mit dem Glauben an personelle Götter fast zwangsläufig zusammenhängt, ist tatsächlich auch keine intellektuelle Leistung, und jeder Theologe dürfte im Studium für das Argument des "Lückenfüllergottes" ziemlich schnell verrissen werden. Den Schmu erzählen sie bestenfalls ihren "Schäfchen" - auch wieder so eine Schizophrenie, diesmal nur im Klerus, der etwas anderes von der Kanzel predigen muss, als er tatsächlich glaubt.
Falls du die bestehenden Verhältnisse nicht erkennst, dann werde mal wach. Nur ein kleiner Teil der Politik vertritt religiöse Positionen in der Gesellschaft für "Gotteslohn". Der Rest verspricht sich Prestige, Ansehen und geldwerte Vorteile, und hier bekam man mit Schmidt jemanden "ungefiltert" zu hören, der weder um die Wählergunst buhlen musste, noch mit den Kirchen zu schmusen brauchte, weil er aus der aktiven Politik raus war und auf seine Mutterpartei auch nicht mehr groß Rücksicht nehmen musste. Von seiner Meinung hing also nichts mehr ab.

germaniamaior2015-11-16T04:03:27Z

Ich glaube kaum , dass HS jemals in seinem Leben einen so dummen Satz gesagt hat .
DAS ist doch mal wieder ein typisches Zitat von einem Satz aus dem Zusammenhang , von einem Halb- oder gar Viertelsatz , so wie primitive Geister das lieben .

hilfsbereit2015-11-15T21:01:48Z

Die Meinung eines einzelnen Atheisten.
Wo ist der notwendige Quellen - Hinweis, in Welcher Zeitungs-Nummer,
an welchem Tag? Oder nur dummes, wertloses Gequassel von Dir?
Ma red ja sonst nix?

Weitere Antworten anzeigen (14)