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Helmut Schmidt hat in einem FAZ-Interview Menschen, die an Gott glauben, als "primitive Geister" bezeichnet. Wie findet ihr das?
Er hat verfügt, dass seine Beerdigung in der evang. St. Michaelisfeier stattfinden soll.
Das vollständige Zitat, auf das ich mich beziehe, lautet:
"Die Vorstellung, dass es Dinge gibt, die wir nicht begreifen, und dass sie möglicherweise zusammenhängen, wird es immer geben, und bei p r i m i t i v e n Geistern besteht nun mal das Bedürfnis, diese Vorstellung eines Zusammenhangs zu personifizieren"
Das heißt auf gut deutsch: Wer an Gott glaubt, ist ein primitiver Geist. Was denn sonst? Und dann Michaeliskirche. Und es ist nichts aus dem Zusammenhang gerissen.
19 Antworten
- vor 5 JahrenBeste Antwort
Eine Meinung sagt rein gar nichts über Fakten aus. eine einzelne Meinung hat nur dann Einfluss wenn primitive Geister darauf hören und dann danach handeln.
- herr_nixnutzLv 7vor 5 Jahren
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/interview-mi...
Bitte mal nicht so auf dem Zusammenhang reißen! Er sagte sinngemäß, dass Leute Dinge nicht verstehen und es alles auf Gott schieben. Diese bezeichnet er als primitive Geister und recht hat. er.
Wie lange glaubte man, dass Blitze von Gott stammt, nun weiß man, es ist ein normales Wettergeschehen und recht sicher vorhersagbar. Gläubige machen es sicher immer so leicht: Alles ist Gott.
- Anonymvor 5 Jahren
Blödes Geschwätz, und vollkommen aus dem zusammenhang gerissen! Das ist mehr als Pervers, das nennt sich
Torheit!
- AstraeaLv 6vor 5 Jahren
Was stört es dich, ob er in dieser Michaeliskirche, im Kölner Dom oder in einer russisch-orthodoxen Kirche seinen Abschied feiert? Da du an Gott glaubst, ihn zu kennen glaubst, was denkst du, wird sich Gott daran stören? Warum denn? Liest du deine Bibel nicht aufmerksam? Drin steht ausdrücklich, dass Gott alle Menschen liebt. Vor allem die Sünder, mein Freund! "Ihm" wird es also vollkommen gleich sein, auf welchem Weg ein Seelchen zu ihm zurückkehrt. Du dagegen hegst Groll gegen einen Verstorbenen, der dir persönlich nichts getan hat. Was bist du denn für einer? Fühlst du dich denn persönlich von einem Satz so sehr verletzt? Es gibt doch da diesen Spruch -wie wahr der nochmal? Ah jetzt hab ich´s: Da stehen Schuhe so herum, die man sich aber nicht anziehen muss. Manche tun es trotzdem, und wundern sich, dass die auch noch passen. Lass den armen Mann in seinem Sarg doch seine Ruhe. Es wird doch nicht das erste Mal sein, dass dir jemand die Wahrheit mehr oder weniger deutlich gesagt hat. Das Leben ist hart.
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- Anonymvor 5 Jahren
Das weiß Gott allein.
- Anonymvor 5 Jahren
beweise ?
wenn er das wirklich gesagt haben sollte,find ich gut,der erste politiker der die wahrheit sagte.
- Anonymvor 5 Jahren
hast du deine mutter vergewaltigt??
- ?Lv 7vor 5 Jahren
Es ist immer fragwürdig und die negative Absicht erkennbar, wenn jemand - wie du jetzt - etwas aus dem Zusammenhang reißt.
- doitsujin75Lv 7vor 5 Jahren
Da geht Schmidt auf das Argument des "Lückenfüllergottes" ein - ein "argumentum ad ignorantiam": https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_ignora...
Da hat er tatsächlich recht, denn es ist eine eher primitive Vorstellung, "seinen" Gott damit begründen zu können, dass man alles naturwissenschaftlich nicht - oder noch nicht - Erklärbare für göttlich erklärt. Allein schon der Umstand, dass diese Gottesvorstellung mit dem Fortschritt der Naturwissenschaft immer weiter an noch obskurere Ränder des nicht verifizierbaren Wissens verdrängt wird, sollte selbst gläubige Menschen aufmerken lassen.
Zudem erwähnt Schmidt die "Personifizierung" dieser Gottesvorstellung, also die Vorstellung eines Gottes mit personellen Eigenschaften, wie sie für die drei "Monotheismen" gleichermaßen prägend ist.
Nach meiner Auffassung scheint hier die Überzeugung Schmidts durch, dass Menschen aus Vernunftgründen bestenfalls Deisten oder Pantheisten sein können, also keine Offenbarungen glauben und dementsprechend auch keinen personellen Gott brauchen, der den Offenbarungsreligionen entspringt.
Ohne jetzt auf den weiteren Text noch dezidierter eingehen zu können, halte ich es noch für erwähnenswert, dass er die Aufklärung, Friedrich den Großen mit seinem "Toleranzgebot" gegenüber den Religionen, wie auch Kant erwähnt - wenn auch nicht explizit Kants Sicht auf die Religion.
Bemerkenswert ist auch die Erwähnung des Unterschiedes zwischen dem Geglaubtem auf der einen Seite, sowie dem was vorgegeben wird zu glauben, um mit übergeordneten Strukturen wie der Kirche konform gehen zu können.
Insgesamt deutet das Interview darauf hin, dass Schmidt auch in seiner Sicht auf die Religionen die klassische Sicht der Aufklärung bemüht, die Religion und Kirche eher funktionalistisch und als Machtinstrument begreifen, während Vernunftmenschen tatsächlich bestenfalls besagte Deisten oder Pantheisten seien.
Da ist er dann wohl mit Goethe - auch wenn dieser hier keine Erwähnung findet - der das prägnant folgendermaßen zusammengefasst hat: "Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, hat auch Religion; wer jene beiden nicht besitzt, der habe Religion."
Hier kommt nach meiner Auffassung die leichte Arroganz der politisch Herrschenden durch. Religion ist für die ungebildeten Massen, um sie politisch zu steuern, während die gesellschaftlichen und politischen Eliten durch Bildung keine Religion nötig haben, sie bestenfalls vorgeben brauchen.
Schmidts Äußerungen sind nicht unbedingt so explizit, das man davon ausgehen kann, dass er das befürwortet, aber er ist sich sicherlich bewusst, dass in Deutschland und Europa innerhalb der Eliten eine solche Haltung alles andere als selten ist. Daher kommt wohl auch die Erwähnung von "seinem Freund" Anwar-as Sadat als tatsächlich gläubigem Politiker, wie auch die Erwähnung der "Buchgläubigkeit der Muslime", im Kontrast dazu.
Deutlicher wird er, indem er bemerkt, dass er den menschlichen Hang zur Religiosität für angeboren hält - nicht den Glauben, wohlgemerkt. Da scheint er zu differenzieren.
Wenn die Beerdigungsfeier also in St. Michaelis stattfinden soll, dann ist die Intention dahinter bestimmt nicht ein hohes Maß an Gläubigkeit, sondern eher das Gegenteil davon.
Der "Michel" ist eines der Wahrzeichen Hamburgs, einer Stadt, deren Rathaus nicht rein zufällig pompöser und größer ausfällt, als ihre wichtigste Kirche. Hier besteht ein gewisser "Bürgerstolz", der herausragende Persönlichkeiten der Stadt auch dazu bewegen kann, mit dem höchsten für diese Stadt denkbaren Zeremoniell unter die Erde zu bekommen - nicht aus einem Glauben heraus, sondern sehr viel wahrscheinlicher aus einem gewissen Maß an Eitelkeit.
Das entspricht auch vollstens der Denke, die Schmidt in dem Artikel erkennen lässt - scheint er sich doch vollstens des Macht- und Ordnungsfaktors Kirche bewusst gewesen zu sein.
Und mal ganz ehrlich - wenn nur noch aus Überzeugung kirchlich getauft, geheiratet und beerdigt würde, dann hätte so mancher Pfarrer in Deutschland einen bedeutend ruhigeren Job. Die Schizophrenie zwischen tatsächlichem Glauben und vorgegebenem Glauben zieht sich schließlich durch weite Teile der Gesellschaft, und wenn da einer, der vor fast 100 Jahren geboren wurde nicht "Nägel mit Köpfen" machen will, indem er nicht konsequent säkular genug ist, zudem eher noch gehobeneren Schichten angehört, für die das zum "guten Ton" gehört. Gläubigkeit und Kirchennähe vorzuheucheln, dann kann das nicht so wahnsinnig verwundern.
Dass Schmidt ein expliziter Anhänger aufklärerischer Ideen war, halte ich auch nicht für ungewöhnlich. Seine Biografie verrät, dass beide Eltern Lehrer waren und er an einer reformpädagogischen Schule Unterricht genoss, er später VWL und Staatswesen studierte, in seiner grundsätzlichen Haltung recht weltgewandt war, so weltgewandt, dass er im Umgang mit der englischsprachigen Welt niemals einen Dolmetscher brauchte. Der kannte die politischen und philosophischen Grundlagen der westlichen Welt in der Aufklärung.
Nachtrag:
Tatsächlich weiß ich nicht, was du willst, außer den Umstand zu kommunizieren, aufgrund der Aussage beleidigt zu sein.
Dabei spricht Schmidt tatsächlich aus, was Politik und Machteliten seit Jahrhunderten denken und oft genug bestenfalls hinter vorgehaltener Hand sagen würden, und das betrifft selbst vermeintliche Gläubige in Kirchenehrenämtern.
Glauben an Bücher und Offenbarungen, der mit dem Glauben an personelle Götter fast zwangsläufig zusammenhängt, ist tatsächlich auch keine intellektuelle Leistung, und jeder Theologe dürfte im Studium für das Argument des "Lückenfüllergottes" ziemlich schnell verrissen werden. Den Schmu erzählen sie bestenfalls ihren "Schäfchen" - auch wieder so eine Schizophrenie, diesmal nur im Klerus, der etwas anderes von der Kanzel predigen muss, als er tatsächlich glaubt.
Falls du die bestehenden Verhältnisse nicht erkennst, dann werde mal wach. Nur ein kleiner Teil der Politik vertritt religiöse Positionen in der Gesellschaft für "Gotteslohn". Der Rest verspricht sich Prestige, Ansehen und geldwerte Vorteile, und hier bekam man mit Schmidt jemanden "ungefiltert" zu hören, der weder um die Wählergunst buhlen musste, noch mit den Kirchen zu schmusen brauchte, weil er aus der aktiven Politik raus war und auf seine Mutterpartei auch nicht mehr groß Rücksicht nehmen musste. Von seiner Meinung hing also nichts mehr ab.