Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing?

Es geht mir mal wieder darum, warum wir Deutsche so sind wie wir sind, vor allem warum wir mittlerweile so kirchenfern sind. Es gibt ja viele Thesen dazu. Am populärsten ist sicherlich die von Aufklärung. Die Denker jener Zeit hätten den Glauben und die Institutionen in Frage gestellt. Und deren Argumente gegen den Glauben stießen auf großen Zuspruch in der Bevölkerung. Früher durch den Buchdruck, heute durch die die modernen Medien, verbreiten sich die Glaubenszweifel rasend schnell.

Nun, es steht wohl außer Frage, dass da was dran ist. Anderseits: Wird der Einfluss den die Staatsform hat nicht unterschätzt?

Mit der Säkularisation ist die Kirche aus der Politik verbannt worden und ist Mangels Steuerhoheit stets auf den Staat und das Wohlwollen der christlichen Bevölkerung angewiesen. Auch wenn noch viele Staatsdiener christlichen Glaubens sind, so hält sich doch der Staat in Glaubensdingen vornehm zurück. Alle Religionen und Weltanschauungen haben den selben Wert, so der Grundtenor, was ja nichts anderes darstellt als eine Abwertung und Relativierung jener Religionen und Weltanschauungen.

Lange Rede kurzer Sinn: Heute geht vom Staat alle Macht aus. Der Staat ist religionslos. Der Staat finanziert das öffentliche Leben,. Der Staat trägt zum Wohlstand bei. Kirche hingegen ist zum fünften Rad am Wagen verkommen. Sie wird für ihre Arbeit kritisiert, z. B. weil sie Zuwendungen vom Staat erhält.

Ist das nicht der gewichtigste Grund für die Kirchenferne in diesen Tagen?

?2014-09-20T04:08:01Z

Beste Antwort

Das Problem der Kirchen ist, dass die Glaubensgemeinschaften, keine Gemeinschaften mehr sind. Jeder ist sich selbst der Nächste. Was ja Limburg gerade gezeigt hat. Dazu kommt,dass die Kirche scheinbar nicht oder nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu kontrollieren. Die Folge ist der Vertrauensverlust im Glauben. Dazu kommt das diese ökomenische (also glaubensübergreifend) Schiene, von den Kirchen immer weiter aufgefahren wird. So Mancheiner weiß doch schon garnicht mehr, wo sein Glaube anfängt und wo er aufhört. Die jenigen die an den alten Werten des Christentums festhalten, wirken veraltet und konservativ. Dazu kommt der Staat, der uns mit Privatisierung von Gemeinschaftseigentum zeigt, dass alles nur nach Gewinn und Nutzen zu bewerten ist. Der Gemeinschaftsgedanke wird in jeder Hinsicht, nach allen Regeln der Kunst untergraben. Die Entwicklung ist sehr bedrohlich und moralisch bedenklich. Ich gebe es hier offen zu, ich bin noch einer der Kirchensteuerzahlt. Und obwohl ich keine Kinder habe, ist mir ein kirchlich geführter Kindergarten, der dem Gemeinwohl dient lieber, als ein staatlich geführter Panzer. Wenn wir den Profitgedanken ablegen, könnten die Kirchen auch wieder sinnvoller werden und arbeiten.

Anonym2014-09-20T13:04:22Z

Wessen Geist ich habe, dessen Sklave bin ich auch.
Es gibt einen Natürlichen Geist, denn alle Menschen haben.
Es gibt einen Himmlischen Geist, der von oben kommt, und einem zum Christen macht, weil er plötzlich an Gott und Jesus Christus glaubt, obwohl er vorher ein Gottesleugner und ein Selbstgerechter Egoist war.
Wie konnte das geschehen? Es ist der Heilige Geist Gottes, der durch Gottes Gnade auf einen Sünder
fällt, so das er sich bekehrt und Busse tut.Jesus sagte ja: *Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten.*

?2014-09-20T12:28:02Z

"Wessen Brot ich ess, dess Lied ich sing". das haben wir so verstanden:

Geistliche, Beamte, Polizisten, Arbeiter,etc. tun den Willen ihres "Brötchengebers".

Anonym2014-09-20T12:05:12Z

Napoleon sagte über die Deutschen: "Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie."

Napoleon hat sich wenigstens beim Katholizismus geirrt, denn dort ist die Lüge nun wirklich "zu grob ersonnen" als dass sie alle gutmütigen und leichtgläubige Deutsche glauben können, also haben sie es sich sehr wohl überlegt und der Kirche "Tschüss" gesagt.
Der "Staat" hat damit nun mal gar nichts oder äußerst wenig zu tun.

aeneas2014-09-20T09:42:51Z

Da der Tenor Deiner Frage auf Deutschland und "wir DeutscheN" in Verbindung mit Kirchenferne liegt, lass' uns doch mal die Gruende, welche Du anfuehrst bzw. dafuer vermutest, analysieren:

1.in diesem Land herrscht Religionsfreiheit. Das bedeutet, dass jedermann glauben kann und darf, was er will - also schonmal kein Grund fuer Kirchenferne; im Gegenteil.

2. isst niemand "das Brot" des Staates [ausgenommen jener, die soziale Zuwendungen erhalten]", sondern das,welches durch Arbeit oder anderes Einkommen erworben wird und ein Lied, welches man zu "singen" haette, ist indes nicht vorgegeben. - siehe Punkt 1/

3. ist die Aufklaerung keine kirchenfeindlich "These" ,sondern beruehrt alle Lebensbereiche des Menschen. "Sapere aude!" - "Habe Mut, dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen", DAS war das Motto dieser Zeit und fern aller Feindseligkeit.

Ich zitiere:

"Als wichtige Kennzeichen der Aufklärung gelten die Berufung auf die Vernunft als universelle Urteilsinstanz, der Kampf gegen Vorurteile, die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, das Plädoyer für religiöse Toleranz und die Orientierung am Naturrecht. Gesellschaftspolitisch zielte die Aufklärung auf mehr persönliche Handlungsfreiheit (Emanzipation), Bildung, Bürgerrechte, allgemeine Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht"

4."Argumente gegen den Glauben" waren zu keiner Zeit notwendig, denn solche hat die Kirche mannigfaltig selbst geliefert, indem sie sich vor der Saekularisation in alle und allerprivateste Belange ihrer Schaefchen einmischte; das Volk dumm und unter der Knute hielt. Nicht zu vergessen die Massenmorde waehrend der Inquisition. Staerkere Argumente gegen die Kirche und das, was sie lehrte, konnte es wohl kaum geben.

5. Der Buchdruck, welcher in Deutschland im 15 Jahrhundert von Johannes Gutenberg erfunden wurde [die Kunst des Druckens war partiell bereits in der Antike bekannt], duerfte wohl kaum zum Abfall vom Glauben beigetragen haben - wenn man mal davon absieht, dass die erste Uebersetzung der Bibel ins Deutsche 1534 erschien und somit jenen Wenigen, die sich damals ein Buch leisten konnten, die Erkenntnis zuteil wurde, wie stark und in welch immensem Umfang biblische und kirchliche Lehren auseinanderklafften, bzw. sich widersprachen. - Die Inquisition hingegen - wie bereits erwaehnt, hatte gruendliche "Arbeit" geleistet, um die Kirche verhasst zu machen - 500 Jahre lang, vom 13. bis ins 18. Jahrhundert.

6. "Einfluss der Staatsform" auf Glaubensdinge kann es nur geben, wenn diese Staatsform eine klerikale ist, wie frueher die kath. Kirche oder heute der Islam. Sonst nicht. Wie Du am Ende Deiner Ausfuehrungen richtig feststellst, ist der [deutsche] Staat religionslos. Ergo, wie kannst Du da "Einfluesse" vermuten? Wo nichts ist, von kann auch kein Einfluss ausgeuebt werden. Sapere aude!

7. und zu guter Letzt: Ja, der Kirche wurde durch die Saekularisation endlich [!] ein bedeutender Teil ihrer Macht genommen. Dem Herrn sei's gelobt, getrommelt und gepfiffen!

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