Ich bemerke, dass ich seit einigen Jahren aufgehoert habe, mich in der Weise fuer meine Zukunft zu interessieren, wie es frueher der Fall war. Stattdessen blicke ich in einer Mischung aus Nostalgie und Schuldgefuehl zurueck auf die vielen Kapitel meines Lebens, und es laehmt mich, dass sie fast alle nie zum Abschluss kamen - zumindest habe ich diesen Eindruck. Mein Leben ist voller abrupter Abbrueche, die ich in kauf nahm, um bessere Gelegenheiten wahrzunehmen. Das hat auch geklappt, aber ich blicke nun zurueck auf zwei Jahrzehnte zurueckgelassener Struenke. Es fehlen die Schlusstitel bei fast allen meinen inneren Filmen. Irgendwas daran laehmt meine Bereitwilligkeit, vorwaerts zu gehen. Es ist wie das Gefuehl, das man hat, nachdem man durch 300 Fernsehsender gezappt hat - erschoepft, und eher irritiert als amuesiert. Wie komme ich da raus?
Anonym2012-09-30T01:24:17Z
Beste Antwort
Die vielen Kapitel Deines Lebens, die Deiner Meinung nach keinen Schlusstitel haben, kannst Du damit beenden indem Du Dir sagst, das diese zu Deinem Leben dazu gehörten. Damals war es für Dich richtig, wie Du Dich entschieden hast. Ein Zurück gibt es eh nicht mehr. Also schließe mit Deiner Vergangenheit ab, indem Du auch die positiven Aspekte siehst und richte Deinen Blick auf die Zukunft. Auch da wirst Du Dinge tun, die Du im Nachhinein in Frage stellst. Aber so ist das Leben und kein Mensch ist perfekt!
Ich habe von Ferne den Eindruck das Du ein Mensch bist der immer neue Pläne macht und sie wieder verwirft um etwas anderes zu machen. Du solltest Dich vielleicht Fragen was Dir wirklich wichtig ist, wo Du sesshaft werden möchtest. Von Da aus kannst Du immer noch Reisen machen oder einem Hobby nachgehen.
Du kannst natürlich abhaken, versuchen zu vergessen und dich ablenken - nach vorne schauen - mit der Einstellung, es sei eh nichts zu ändern - wie hier von vielen vorgeschlagen und sicher auch praktiziert wird.
Solltest du jedoch immer wieder von unerledigten Ereignissen eingeholt werden und willst wirklich Ordnung und zu Abschlüssen in deinem Inneren gelangen - wirst du nicht umhinkommen nochmal genau hinzuschauen und hineinzuspüren - was sich ereignet hat, wer beteiligt war, worum es ging, was dich gehindert hat einen Abschluss zu finden und vor allem dir bewusst zu werden, was in einem bestimmten Kapitel bzw. Ereignis wirklich gefehlt hat. Du kannst dir dazu therapeutische Unterstützung suchen, oder es zunächst selbst versuchen.
Hilfreich ist oft vieles schriftlich auszudrücken, alle Gefühle, Erlebnisse etc. auf Papier und somit aus dir herauszubringen. Bei Schuldgefühlen ist meist ein anderer Mensch beteiligt - hier kannst du in einem schriftlichen Dialog anknüpfen, schimpfen - wenn dir danach ist, deine Trauer ausdrücken, dich erklären, Fragen stellen etc.solange bis sich für dich ein Abschluss einstellt, der sich gut anfühlt. Evtl. magst du danach mit der Person im realen Leben sogar nochmal Kontakt aufnehmen. Doch zunächst ist wichtig, dass du diesen Prozess erstmal für dich innerlich zu einer Klärung und einem zufriedenstellenden Abschluss für dich und alle Beteiligten bringen kannst. Nimm dir immer nur ein Kapitel bzw. ein bestimmtes Erlebnis vor, was für dich noch schräg hängt - alles auf einmal führt hingegen zu totaler Verwirrung.
Ich schreibe dies aus eigener Erfahrung und den positiven Auswirkungen auf mein Seeleleben - als ich die Mühe und den Mut für solche unerledigten Prozesse auf mich genommen habe. Mich danach befreit fühlte von alten unterschwellig noch rummorenden Ereignissen und meinen Frieden mit vielen Erlebnissen und Menschen in mir schließen konnte. Erlöst und unbelastet (im Gegensatz zur Verdrängung) in meinem Leben weiterzuschreiten erlebe ich noch immer als großen Segen.
* Ich wünsche dir, wenn es dir wirklich wichtig ist - Mut und gutes Gelingen.*
Du kannst die Vergangenheit nicht mehr verändern, und wenn du da noch etwas zum Abschluss bringen willst, dann solltest du dir überlegen was wirklich für dich wichtig ist. Alle Nebenschauplätze musst du ausblenden und dich auf vielleicht 3 oder 4 wirklich wichtigen Dinge konzentrieren und versuchen es hier zu Ende zu bringen. Wenn du alles schaffen willst verzettelst du dich wieder und du stehst anschließend wieder vor den gleichen Problemen. Also immer eins nach dem anderen und nur die wirklich wichtigen Dinge anfangen zu Ende zu bringen.
Die Vergangeneit hast Du schon gelebt, die kannst Du nicht ändern. Du solltest loslassen lernen und tief in Deinem Herzen nach dem Weg fragen. Irgendwo, wo Du Dich in Deinem Leben am Wohlsten gefühlt hast, sollte Deine Heimat werden.