Welche Erfahrungen habt Ihr? Bundeswehr?

Hallo an alle.
Ich möchte nach meinem Abitur zur Bundeswehr und eine Offizierslaufbahn einschlagen. Bis jetzt war mein Plan Medizin zu studieren. Ich könnte nach meiner Zeit beim Bund auch als normale Chirurgin in einem beliebigen Krankenhaus arbeiten. Mir kommen aber langsam Zweifel ob Medizin wirklich so meins ist.
Nun meine Frage (möglichst an die Offiziere hier, falls es welche gibt ;-P) welche Berufe gibt es noch in der Offizierslaufbahn? Wie sieht das Berufsleben aus? Und die Ausbildung, Gehalt würde mich auch interessieren. Allgemeine Informationen als Offizier würden mich auch interessieren.
Auf der Internetseite habe ich leider nicht so wirklich die Informationen bekommen die ich gesucht habe... Aber vielleicht habe ich die auch einfach übersehen... :-S
Ich mache bald einen Termin mit meinem Wehrdienstberater, möchte mir gerne schon vorher etwas Wissen aneignen um nicht total unvorbereitet zum Termin zu erscheinen.
Vielen Dank im Voraus für (ernst gemeinte) Antworten! :-D
Liebe Grüße

Anonym2011-08-22T10:20:31Z

Beste Antwort

Es gibt viele Studiengänge die du über die BW studieren kannst. Vorteil ist, volles Gehalt und schnelleres Studium (keine Semester, sondern Trimester). Heißt, du absolvierst deinen Lehrstoff "ohne Semesterferien", da du dich in einem "normalen" Arbeitsverhältnis zur BW befindest. In kurz, du machst in einem Jahr drei Semster, normale Studenten in der freien Wirtschaft zwei Semester pro Jahr. Das sind die entscheidenden Unterschiede. Du studierst entweder in Hamburg oder München, in Ausnahmefällen geht ein BW Studium auch über eine zivile Uni, ist aber eher die Ausnahme. Bevor du studierst machst du als Offiziersanwärter deine allg. Grundausbildung und allg. Lehrgänge zum Offz., danach studierst du, glaube 20 Monate lang oder so. Ach ja, du musst natürlich vorher bei der OPZ genommen worden sein und dich für mindesten 13 Jahre verpflichtet haben.

ABER: Der Wehrdienstberater sagt dir das alles nochmal genau und in aller Ruhe!!! Keine Angst!


Nachtrag:
Die anderen schreiben dir aus Erfahrungen ihrer Wehrdienstzeit von früher. Das war einmal! Die Ausbildung von Offizieren findet nicht mehr mit anderen Truppenteilen statt, sondern werden gesondert ausgebildet! Heißt, die Offiziere werden direkt auf ihre Führungsaufgaben geschult und durchlaufen ihre Ausbildung nicht auf Seite der Wehrpflichtigen, Mannschaften oder Unteroffizieren, sondern haben einen extrahierten Ausbildungsweg. "Härter rannehmen" ist auch so eine Sache, das ist relativ. Man bildet dich zu einer Führungskraft aus, da gehört es eben dazu sich durchzusetzen! Es wurde noch kein Chef erfolgreich der keine Entscheidungen treffen konnte. Immerhin kann es im Einsatz um Leben Tod gehen. Da braucht es einfachen, klaren Anweisungen die zum Erfolg führen. Als Arzt ist das etwas anders!! Verlasse dich nicht auf "Erfahrungen" von ehemaligen Wehrpflichtigen, sondern auf den Wehrdienstberater und dein Bauchgefühl! Wichtig ist, und da haben die anderen absolut recht, als Soldat unterliegt man einem gewissen Risiko und muss tun was der Dienstherr verlangt. Als Offizier verkörperst du diese Entscheidungen und musst sie zum Erfolg bringen mit deinen Entscheidungen!

Helga H2011-08-22T17:56:34Z

Wenn sie Dich einmal genommen haben und Du Dich verpflichtet hast, bist Du praktisch unkündbar, d.h., Du nicht wie in der Privatwirtschaft um Deinen Job bangen, Wegrationalisierung, Insolvenz, etc.

Allerdings mußt Du auch diverse Auslandsaufenthalte in Kriegsgebieten bedenken.

LG Helga

Anonym2011-08-22T17:49:33Z

Wenn Du zur Bundeswehr gehst, wirst Du definitiv in Auslandseinsätze müssen, zumindest wenn du halbwegs weiterkommen willst.
Daher solltest Du Dir als Enstcheidungshilfe mal diese Fragen beantworten:
Bist Du bereit dein Leben aufs Spiel zu setzen.
Bist Du in der Lage, einen Menschen zu töten, auf Befehl.
Kommst Du psychisch klar, wenn Du in lebensgefährliche Situationen kommst, oder an Orte an denen Menschen niedergemetzelt wurden (Du schreibst ja schon Du weist nicht ob Medizin so wirklich deins ist.)

Hinzu kommt das die Kriege/Auslandseinsätze an denen die Bundeswehr beteiligt ist oder sein wird, je nach politischer Situation, weder sinnvoll noch gerechtfertigt sind, sondern völlig willkürlich!(Gibt es überhaupt sinnvollen oder gerechtfertigten Krieg)
Beispiele:
-Wäre zu beginn des Irkakriegs die CDU/Frau Merkel an der Regierung gewesen, wäre die Bundeswehr in diesem wirklich absolut blödsinnigen Irakkrieg beteiligt gewesen!
-Macht es heute noch Sinn Soldaten nach Afghanistan zu senden, wo es großen Teilen der dortigen Bevölkerung so ziemlich egal ist, ob nun Taliban oder wer auch immer das sagen hat, nichts gegen die Koruption getan wird, und der Präsident ein Wahlbetrüger, wenn nicht gar ein Putschist ist. Macht in einem solchen Land ein Militäreinsatz wirklich noch sinn, oder werden hier Soldatenleben zum Spielball der Politik damit sie nicht ihr Scheitern eingestehen muss.
-In Nordafrika und im arabischen Raum kämpft die Bevölkerung gegen die Unterdrückung durch die Machthaben und für Demokratie und Menschenrechte. Wenn man sich schon an Kriegen beteiligen will, wäre es nicht sinnvoll hier, wo die Bevölkerung nach militärischer Hilfe schreit? Aber hier gibt es ja ein absolutes Nein der Regierung.
-Oder in Somalia, wo paramillitärische Piraten Schiffe der ganzen Welt karpern und die Reedereien erpressen, und die Bevölkerung am Hunger verreckt weil irgendwelche militaristischen Banden den Hilfsorganisationen den Zutritt ins Land verwähren. Wäre es nicht hier sinniger einzugreifen als im Afghanistan zu bleiben.

Alles in Allem sind die Auslandseinsätze der deutschen Bundeswehr absolut willkürlich und hängen von persönlichen Animositäten unserer Politiker ab. Daher solltest Du Dich Fragen ob du vor diesem Hintergrung der Willkür bereit bist Menschen zu töten, und auch Dein Leben zu ristkieren.- Falls nicht, solltest DU die Finger von der Bundeswehr lassen!

Anonym2011-08-22T17:47:14Z

Grundsätzlich solltest du dir bewußt sein, dass Bundeswehr auf friedlichem Terrain etwas ganz hübsches sein mag und ordentlich bezahlt wird. Sollte es aber wirklich mal zum Einsatz kommen, gibt es kein zurück, denn dafür legst du schließlich einen Treueeid ab. Auch wichtig zu wissen ist, dass du evtl. mal versetzt wirst oder wegen diverser Lehrgänge quer durch die Republik fahren musst. Und Wochenenddienste sind ebenfalls möglich.

Ich war Wehrpflichtiger im Jahr 2000 und hatte 10 Monate gedient. Die Grundausbildung der Offiziere ist ähnlich wie bei den anderen Laufbahnen (Unteroffiziere und Mannschaften), jedoch ist diese noch ein Stück härter, d.h. richtig knüppelhart! Die Grundausbildung müssen alle Soldaten durchlaufen, egal wohin sie danach wollen. Es wird auf keinen Fall ein Zuckerschlecken, sondern kann dich an deine körperlichen und seelischen Grenzen bringen! Davon abgesehen ist es auch richtig gefährlich, da du nicht nur mit Waffen umgehen lernen musst, sondern auch immer dem Risiko ausgesetzt bist, dass andere leichtsinnig oder unachtsam sein können.

Studieren kannst du beim Bund nach meinem Wissen all das, was du auch "draußen" studieren kannst. Nur das Tempo des Studiums ist um das 1,5-fache erhöht. Was im Zivilen die Semester sind, sind beim Militär die Trimester. Das Studentenjahr ist also nicht nur in zwei, sondern in drei Abschnitte unterteilt.

Wer es aber schafft, die Offiziersausbildung zu durchlaufen, hat dann ein mit steigenden Rang zunehmend fürstliches Leben, aber auch mit viel Verantwortung. Als Medizinerin würdest du dann in einem Militärkrankenhaus arbeiten, das genauso aufgebaut ist wie ein ziviles Krankenhaus. Geld wirst du genug verdienen, du wirst schon nach 5 bis 10 Jahren zu der oberen Gesellschaftsschicht gehören. Du hast ja auch sowieso Verpflegung, Unterkunft und ärztliche Versorgung kostenlos. Das ganze Geld betrachte ich als Entschädigung für die Zeit und Kraft, die ein Soldatenleben so kosten kann. Es zehrt an der Substanz und wirkt altersbeschleunigend.

Was ich dir hier geschrieben habe, wird ein Wehrdienstberater nicht so offen ansprechen oder zugeben. Zumindest sind sie immer ums Beschönigen bemüht, sie sind daraufhin geschult. Die Leute machen auch einen echt sympathischen Eindruck. Sei also auf der Hut, dass du dir nicht die rosarote Brille aufsetzen lässt. Denn Krieg ist wahrlich nichts schönes.