Hätte das denn irgendeinen Unterschied gemacht?
Ich weiß nicht, vielleicht kennt hier jemand Stefan Heyms „Ahasver” in dem eine Begegnung zwischen dem „Ewigen Juden” und Jesus geschildert wird, bei der Ahasver den Jesus auffordert, sich seinem Schicksal nicht zu ergeben, sondern dagegen anzukämpfen, was dieser aus den bekannten Gründe ja dann doch nicht tat. (Ich weiß, liebe Dogmatiker, dass es so nicht in der Bibel steht, aber genau darum ging es bei Heym: Die Dogmatiker, gleich welcher Weltanschauung, holte am Ende alle der Teufel.) Beim Lesen kam ich dann so ins Überlegen und seitdem beschäftigt mich die Frage immer mal wieder.
Betrachtet man die menschliche Geschichte, ist sie auch eine Geschichte von Mord und Totschlag aus den verschiedensten Gründen. Zu allen Zeiten waren Menschen gut darin, sich immer wieder neue und originellere Methoden auszudenken, um sich gegenseitig umzubringen.
Das Auftreten dieses Jesus stellt hier in keiner Weise irgendeine Zäsur dar, so wie man sich gegenseitig vorher an die Kehle ging, machte man zu seine Lebzeiten weiter und hielt auch nach seinem Tod nicht einen Moment inne damit.
Nehmen wir nun einmal kurz an, er hätte tatsächlich einen gewissen Weitblick gehabt, hätte sich das Drama angesehen, festgestellt, dass er selbst irgendwann als Grund für Mord und Totschlag herhalten muss, dass mit immer größeren Waffen immer mehr Menschen auf einen Schlag vernichtet werden konnten und dass schließlich sogar ganze Lager einzig zu dem Zweck errichtet würden, sein eigenes Volk gleich komplett auszurotten.
Nehmen wir nun an, er wäre unter diesen Umständen einfach nach Hause gegangen, hätte geheiratet, bestenfalls noch im engsten Familienkreis gepredigt, und sich gesagt, dass diese ganze Kreuzigerei ja am Ende doch nichts bringt, da können die in den folgenden Jahrtausenden ihren Scheiß auch gleich allein machen.
Mit Blick auf die Geschichte: Wäre dann irgendwas anders?