Ist es die Mauer in den Köpfen, oder sind es die Bretter davor, die sich einer wirklich deutschen "Einheit"..?
..noch entgegen stellen ?
..noch entgegen stellen ?
paradox
Beste Antwort
Ich kann diese Frage natürlich nur aus meiner rein subjektiven Sicht beantworten, hier allerdings als jemand, der beide Seiten nicht nur kennt, sondern auch sämtliche Entwicklungen auf diesem Gebiet mehr oder weniger zu spüren bekommt. Als Ostdeutscher bin ich überwiegend im Westen Deutschlands unterwegs und muss immer wieder feststellen, dass diese Einheit bei den ganz normalen Menschen sehr viel weiter ist, als man vielleicht glaubt. Man spricht nicht davon, zum Skandal taugen nur die, die eben dieses Brett (oder besser den Mauerstein) vorm Kopf tragen. Ich mache niemals einen Hehl darum, dass ich aus Thüringen bin, erachte das als völlig banale Angelegenheit und erlebe in der Regel dann auch, dass es mein Gegenüber (West) kaum mehr interessiert, als käme ich aus NRW oder Schleswig. Natürlich gibt es immer diese Idioten, wie jener Cabriolettenfahrer in Hamburg, dem ich nicht schnell genug mit meinem Sattelzug rückwärts aus einer Seitenstraße herauskam, der Arme musste deshalb zwei Minuten warten und brüllte mir in seinem tiefen Zorn ein „Scheiß Ossi” hinterher und das obwohl ich damals für eine Hamburger Spedition gefahren bin, wenn auch die Zugmaschine damals ein NWM-(Niemand will mich)-Kennzeichen trug, er hat sich also richtig Mühe gegeben, meine Herkunft zu lokalisieren. Aber es fiele mir nicht ein, von einem Idioten auf den Rest der Menschheit zu schließen, ebenso wenig, wie es dem Saarländer einfiel, der, als ich es tatsächlich mal schaffte, meinen Zug „trockenzufahren”, mich dreimal mit vollen Dieselkanistern von der Tankstelle zur Autobahn und zurück chauffierte, ohne dass ich ihn überhaupt gefragt hatte. Und sein Auto hat hinterher wirklich gestunken.
Natürlich nervt es mich ebenfalls, wenn sich ein ansonsten sehr guter Freund jedes Mal über „die Wessis” aufregt, im Grunde aber nur menschliche Schwächen beschreibt, die wir alle mehr oder weniger in uns haben.
Es gibt wohl noch ein paar Unterschiede, die sich auf Ost und West zurückführen lassen, (wenn ich das mal anmerken darf, auch nach zwanzig Jahren sind Ostdeutsche immer noch die eindeutig schlechteren Autofahrer...), und ich mag es nicht, wenn wieder jemand daherkommt, mir zu erklären, wie ich gelebt habe (eine eindeutige Tendenz West), aber insgesamt sind die weniger gravierend als etwa die zwischen Nord und Süd.
P.S. basierend auf unser einziges Telefongespräch: Und manchmal gleichen wir uns doch auch auf amüsante Weise. Damit meine ich speziell die Kassetten, die wir einst voller Mühe und Liebe zusammengestellt haben, um dem leider unwissenden Rest der Welt zu zeigen, was wirklich gute Musik ist...
chiophan
Hallo,
anscheinend sind die Bretter doch größer als die Köpfe, denn einige Menschen sehen sich selbst nicht mehr. Natürlich sind wir gerade in der schwach werdenden Konjunktur zu einer Einheit geworden, wie es früher wohl nicht erwähnenswert war, denn es ist doch Deutschland und die Menschen sind Deutsche. Das die Entwicklung unter Honecker nicht fort geschritten war, ist doch klar, er war nicht nur senil, sondern auch anders orientiert. Das haben die Menschen die dort leben mussten, auch noch erlitten.
Ich habe eine Schwiegertochter aus dem Osten Deutschlands und kann nach Besuchen nur sagen, dass die Bildung dort, gegenüber uns, nicht gelitten hat. Gastfreundschaft wird auch größer geschrieben, als bei uns. Die schöneren Städte hatte man schließlich auch von Deutschland abgetrennt, nun haben wir sie wieder. Was gibt es denn an den Menschen zu kritisieren? Wenn sie sich ein ehemaliges Regime wünschen, dann geht es tatsächlich um die Punkte Arbeit, Kinderhorte und soziale Dinge, die wir abgeschafft haben, mit unserer Politik, oder nicht? Den Osten Deutschlands haben nach der Maueröffnung unzählige Firmen aufgesucht, aber nicht um die Leute auf zu klären, sondern um sie zu betrügen. Sie haben geglaubt und sind dann noch für dumm verkauft worden. Dass sie das nicht erwartet haben, ist wohl klar. Hier sind die alten Betriebe eben einfach als nicht wettbewerbsfähig geschlossen worden, aber eine Alternative hatte niemand. Viele junge Leute sind in ein europäisches Ausland um zu arbeiten. Was haben sie denn von der Wiedervereinigung gehabt? Wir jammern im Westen, dass es uns nun schlechter geht, aber was sollen die Menschen dort drüben denn sagen?
Eine deutsche Einheit können wir nur werden, wenn wir uns als eine solche verhalten. Also, die Bretter weg von den Köpfen, die geben die Sicht nicht frei für die Tatsachen.
Anonym
50 Jahre sind eine lange Zeit.
In dieser Periode ist eine ganze Generation, hüben wie drüben, aufgewachsen , verschieden erzogen worden und mit Dogmen vollgestopft worden.
Das kann man nicht in 20 Jahren wieder einfach so unter den Tisch kehren.
Denn viele Vorurteile sind ja wirklich in Realität vorhanden.
Dazu kommen ja auch Aversionen die es immer gab.
Schon vor dem Krieg gab es Rivalitäten zwischen Bayern und Preußen--- zwischen Berlinern und Sachsen. usw.
Nur , innerhalb eines Landes waren das eben Gegebenheiten mit denen man lebte.
Nach dem Krieg wurden dann daraus Fakten.
Und sind wir mal alle ehrlich.
So irgendwie kommen uns die von der anderen Seite, egal wo man steh,t immer noch suspekt vor.
Ob mit Recht oder nicht.
Das lassen wir mal dahingestellt.
Das "gewollte und befohlene" Zusammenwachsen wird kommen, nur es wird lange dauern.
Anonym
Die Mauer wird man nie aus den Köpfen bekommen.
Schon gar nicht bei denen, die jahrelang ihre Freunde
und Nachbarn bespitzelt haben und denen es im
Sozialismus besser ging, als jetzt, wo sie ihr Geld mit
ehrlicher Arbeit verdienen müssen.
Ich verstehe niemanden im Osten, der sich die Mauer
herbei sehnt.
Anonym
So lange jeder nur in "seiner Seite" das Beste sieht,wird es wohl oder übel so bleiben.Es ist schon wirklich zum verzweifeln,wenn man nach so vielen Jahren immer noch nicht das Gefühl hat,dass es einen Zusammenhalt gibt.Persönlich finde ich es merkwürdig,denn auch jetzt ist nicht alles Gold was glänzt.
Sicher hatten beide "Seiten" gutes und weniger gutes zu bieten und langsam müßte es auch mal an kommen,das es nur ein Deutschland gibt.
Im Grunde ist das saudummes Gerede,wenn einige davon sprechen,die Mauer hätte höher gebaut werden sollen,statt abgerissen zu werden.Das sind die ewig gestrigen,die auch manchmal wieder nach einem kleinen Adolf schreien.