Ist Pantheismus eine Religion oder eine Wissenschaft?
Ich habe mich in "Religion und Spiritualität" durch einige Antworten gelesen, weil ich selbst ein wenig auf der Suche nach meiner Spiritualität bin.
Die Sache mit Gott in der Natur würde mich schon ansprechen, aber es sind da so viele Meinungen darüber, viele schöne, einfache und doch zugleich tiefe Anworten (meist von den Frauen die das glauben) , aber genau so viele furchtbar komplizierte und wissenschaftliche Erklärungen, daß ich gar nicht recht weis ob es da überhaupt noch eine Religion ist, oder schon eine Wissenschaft
Ist es so schwer Gott in der Natur zu erklären, daß man bis in die Quantenphysik muss, die Keiner mehr versteht ?
2010-03-08T16:28:10Z
@ An Alle Ich bin nicht ganz doof - natürlich habe ich das Internet nach Pantheismus rauf und runter gesurft - was nützt mir das aber, wenn in den Antworten hier Sachen stehen wie http://de.answers.yahoo.com/question/index;_ylt=Ag1UCTMaFPLum8YPZdn_V5kJCgx.;_ylv=3?qid=20100119232706AAYHTO9&show Das übersteigt einfach meine Vorstellung von "göttlich" , das ist doch Wissenschaft
2010-03-08T16:33:10Z
@ Alwin Soviel habe ich schon begriffen, daß der Pantheist das Göttliche in der Natur ja gar nicht finden muss, daß er es schon gefunden hat in sich, und daß er nur noch danach strebt mit diesem Göttlichen in Einklang zu leben. Das ist ja das faszinierende für mich - nur warum muss ich das so umständlich "begründen"
eren2010-03-09T16:34:40Z
Beste Antwort
Die Antwort vorweg - Pantheismus ist jene Weltanschauung, aus der sich einzig eine menschliche Spiritualität entfalten kann, die sich als Teil vom Ganzen einer universell verstandenen Kraft oder Energie erkennt, und mit der sich der "gläubige" Pantheist selbst als göttlich verbunden begreift um daraus seine Welt mit religiösen und ethischen Inhalten zu füllen. Ansonsten hat „Spielmann“ dazu ja schon einiges ausgeführt Soweit der religiöse Kern dieser Weltanschauung – und nun in eigener Sache, die jedoch absolut als direkte Antwort auf die Frage zu verstehen ist – da ich als Beispiel in dieser Frage erscheine.
Und da kann ich nur sagen - Mea Culpa !
Angeregt durch deine Frage (die ja nun mal einer meiner eigenen YC-Antworten mit zum Inhalt nahm), habe ich die letzten Stunden ein wenig damit verbracht, mir meine Antworten seit meinem Einstieg hier in YC im Dezember 09 durchzulesen - und es ist tatsächlich So, mit fortschreitender Dauer, haben sich diese Antworten abstrahiert und "verwissenschaftlicht" - und damit ihren eigentlichen spirituellen Boden verloren - WARUM ?
Ich denke ich habe mich hier ideell zunehmend in die theologische Auseinandersetzung mit den monotheistischen Beiträgen ziehen lassen, mit dem arroganten Anspruch einer wissenschaftlich überlegenen Argumentation, die ihr religiöses Weltbild gleichsam aus der wissenschaftlichen Erkenntnis gewinnt, und daher mehr als nur „Glauben“ bedeutet. Das mag entschuldbar sein, da ich nun mal Wissenschaftler bin, und mir in schizophrener Selbstvergewisserung als Wissenschaftler immer wieder die Begründungen für die Wahrheit meines Glaubens liefere. Ich denke, wir müssen künftig bei dem Thema Pantheismus zwischen Zwei Dingen trennen, die nur scheinbar miteinander zu tun haben
1) Die pantheistische Weltanschauung, das zum Teil naturwissenschaftlich geprägte Weltbild, das ein Universum zum Inhalt hat, dessen innere Gesetzmäßigkeiten ( in ihren Wechselwirkungen wie Juringar sagen würden) einer bestimmenden und verbindenden Kraft unterliegt.
Wie Spielmann das super ausgearbeitet hat, bildet dieses Weltbild den Hintergrund, aus dem sich erst pantheistische Spiritualität entfalten kann, und daraus wiederum religiöse Regeln.
Dieses pantheistische Weltbild (Weltanschauung) ist zum großen Teil naturwissenschaftlich geprägt, weil sich diese Naturwissenschaft nun mal per se mit jenen Naturgesetzmäßigkeiten befasst, die das Universum beschreiben – und da dieses Universum in pantheistischem Sinne das ganze „Bild“ des Göttlichen darstellt, beschreibt diese Naturwissenschaft in letzter pantheistischer Konsequenz – das Göttliche Selbst in seinen Zusammenhängen und Wechselwirkungen – damit wird die Naturwissenschaft gleichsam zum theologischen Mittel – (Inglorious_aspie benennt dies in dem Satz „Vielleicht könnte man sagen: Naturwissenschaft ist die pantheistische Theologie“).
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2) Und dann die pantheistische Spiritualität selbst, die sich aus dem Hintergrund dieses Weltbildes entfaltet – und das in einem vollkommen aller Wissenschaft entgegengesetzten Weise, indem diese Spiritualität sich in der unmittelbaren mystische Gottesbegegnung wiederfindet, der direkten Vereinigung des menschlichen Spirit mit dem Spirit des Ganzen der Welt.
Und auf Grundlage dieser grundsätzlich mystisch-pantheistischen Spiritualität entwickeln sich nun die einzelnen theologischen Gedanken religiöser Verehrung als „GLAUBE“ ( @ Spielmann: In der Unio Mystica – der Weltseele – der Großen Göttin – dem Großen Geist – dem Brahman) und der schamanistischer Betätigung als „ZUGANG“ (Traumreise, Ekstase, Vision, Einkehr, Inspiration etc.)
Für dich und deine Sinnsuche ist im Grunde nur die Spiritualität von Bedeutung, die dich in die pantheistische Vorstellung der göttlichen Welt führt – dort musst du DEINEN individuellen Glauben und DEINEN individuellen Zugang finden - und dabei hilft dir keine wissenschaftliche Hypothese, sondern nur dein innere Wahrheit, die dich mit den göttlichen der Welt verbindet.
- Zum Schluß möchte ich festhalten, daß ich die versammelten Beiträge zu dieser Frage hier ohnedies mit für das Beste halte, was sich seit langem unter einer einzelnen Frage zu diesem Thema findet, und es würde mich freuen die Ablauffrist dieser Frage verlängert zu sehen, um weitere Beiträge zu ermöglichen - Danke
Pantheismus kann keine Religion sein, weil Religion "Rückbindung" bedeutet. Pantheismus bedeutet aber das Gegenteil: Entwicklung! Und was für die Natur gilt, gilt erst recht für den Menschen, aber auch - Überraschung! - für Gott. Der Schöpfer ist also weder allwissend noch allmächtig, sondern er lernt und entwickelt.
Naturwissenschaft steht dem Pantheismus nicht im Weg. Wissenschaft erklärt lediglich die inneren Zusammenhänge der Natur, sprich, wo der Schöpfer nicht direkt ursächlich ist. Da aber viele Entdeckungen neuerliche Komplexität offenbaren (gerade Quantenphysik) müssen wir uns wohl oder übel an Einsteins Spruch halten: Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können - Eine Einsicht, die bei Christen oftmals auf Ablehnung stößt.
....weder noch..... Pantheismus ist eine Weltanschauung. Theismus: Gott erschuf alles. Er existierte bevor das uns bekannte existierte. Pantheismus: Gott ist alles. Er und Erschaffung sind eins. Pantheismus verehrt die Erschaffung. Theismus verehrt den Erschaffer. ...eigentlich recht unkompliziert....