Würde ein soziales Pflichtjahr für junge Menschen die Gesellschaft langfristig verändern?
Ging mir so während einer Radiodiskussion durch den Kopf: Immerhin erlebten viele von ihnen auf diese Weise zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung, Verantwortung zu tragen und für andere da zu sein. Würden solche Erfahrungen deutliche Spuren hinterlassen? Wäre das ein Beitrag zur Wertediskussion in der Gesellschaft? Dabei wäre es ihre Entscheidung, wo sie dieses Jahr verbringen, ob in der Altenpflege beispielsweise oder auch in Entwicklungshilfeprojekten, aber ich könnte mir vorstellen, dass es sinnvoll wäre, wenn sie - ähnlich wie Handwerkern auf Wanderschaft - überall, nur nicht im Heimatkreis tätig sein dürften. Alles nicht fertig durchdacht, zugegeben, aber was denkt ihr dazu?
willou2010-03-05T14:45:01Z
Beste Antwort
Absolut ja - und wenn wir schon dabei sind, machen wir doch gleich zwei Pflichtjahre draus ... und wirklich für ALLE !!
Und übrigens würden - wenn es richtig gemacht wird - keine Erwerbsarbeitsplätze wegfallen. Sogar im Gegenteil - weil all' diese vielen jungen Leute vernünftige Anleitung brauchen würden und in einem sinnvoll-durchdachten System könnte ein kluges Miteinander von denen im Vollzeiterwerb und den jungen sozialen Pflichtjahrmitarbeitern gefunden werden.
Die wirklich vielen Vorteile einer solchen echten gesell- schaftlichen Entwicklungsaufgabe drängen die wenigen Nachteile an den Rand - allerdings müsste diese ganze Sache mit viel Sinn und Verstand angegangen werden.
Anders als z.B. der momentane Zivildienst - da sind viel zu viele junge Leute in irgendwelchen Tätigkeiten geparkt, die oft wenig bis gar keinen Anspruch er- füllen.
Meine eigene Tochter hat in ihrem (dann noch frei- willig verlängerten) sozialen Jahr enorm wichtige Schritte ins erwachsene Leben gemacht - mit unschätzbaren Erfahrungen. Sie hat Talente und Fähigkeiten bei sich selbst entdeckt, die ihr bis dahin verborgen geblieben waren.
Ich glaube es nicht. nicht jeder ist für soziale geschaffen. Für manche Arbeit sollte man geboren bzw. berufen sein. Mit druck und Zwang erreicht man oft nur das Gegenteil. Ich kann mir ein freiwilliges Jahr auch in Bereichen vorstellen, wie zum Beispiel in dem erwünschten Beruf. Oft reiche gerade die Noten aus welchen Gründen auch immer nicht. In diesem Jahr aber könnte so mancher beweisen, dass er der Richtige ist. Vielleicht wird ja doch noch ein Lehrvertrag daraus. Jedoch sollte es hier nicht nur als Entlohnung ein "pillepalle" Gehalt geben. Auch junge Menschen brauchen einen Anreiz. Wenn es beruflich doch nichts wird hat man an Erfahrung gewonnen und wird eventuell in seiner Freizeit ehrenamtlich tätig. Oder aus drei Lehrjahren werden Zwei. Damit hat man viel mehr gewonnen. Ich kann mir auch eine Splittung der Zeit in 2x 6 Monate vorstellen. Wie wäre das?
Na toll, gehen wir einmal von den schlechtesten Voraussetzungen aus: Unreife, nicht ausgebildete, unwillige (ist ja erzwungen) Jugendliche lassen wir auf hilfsbedürftige und abhängige Personen los! Gerade in Sozialberufen ist die Ausbildung und Weiterbildung eines der wichtigsten Anliegen, neben einer adäquaten Bezahlung. Jeder kennt die Geschichten von schlecht ausgebildeten Pflegehelfern, die mit den Anforderungen nicht fertig wurden und Reaktionen gezeigt haben, die vor Gericht (zu Recht) geahndet wurden. Auch das Argument, dass die jungen Leute nur unter Beobachtung und Anleitung agieren dürfen ist nicht stichhaltig, da gerade die Sozial Berufe notorisch unter Unterbesetzung leiden. Dadurch fällt noch zusätzliche Arbeit an.
Eine Arbeit in der Landwirtschaft könnte ich mir eher vorstellen, doch wenn unfreiwillig, dann ist der Lern bzw. Reifeaspekt bei den meisten hinfällig.
Entwicklungshilfe? Gerade dort werden Leute mit Ausbildung gebraucht. Nicht Geschulte haben sie selbst genug.
Also prinzipiell kann ein freiwilliges Jahr den Betreffenden sehr viele Erkenntnisse und auch Entscheidungshilfe für die weitere Ausbildung bringen. Doch erzwungen sollte es nicht werden.
Eine Möglichkeit für straffällig gewordene Jugendliche (leichtere Vergehen) sehe ich in gemeinnütziger Betätigung, wie Straßenreinigung oder die öffentlichen Toiletten zu putzen usw. Tätigkeiten, die niemanden unmittelbar Schaden zufügen können.
Ein erzwungenes soziales Jahr: Es würde die Gesellschaft verändern! Das steht fest, doch ob nur positiv, das möchte ich bezweifeln.
Pflichtjahr, egal was fördert mit Sicherheit nicht das Verantwortungsgefühl. Gerade das "Muss" be-wenn nich sogar ver-hindert die persönliche Weiterentwicklung.