Wie weit sind wir vom Mittelalter entfernt?

wenn ich manche Fragen und antworten hier im Rel-Spi-Forum lese, kommen mir Zweifel, ob die letzten 500 Jahre Aufklärung eigentlich genügend bewirkt haben. Da wird ernsthaft über die Vertreibung des Teufels diskutiert, die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf die Entstehung der Erde werden ignoriert usw.
Benötigt der Mensch so dringend einen mystischen Hintergrund oder sind das nur ein paar "zurückgebliebene" (zeitlich gemeint) Gestalten?

Ist das Teil eines Trends gegen die "kalte" Rationalität und Entmystifizierung der Welt? Sind deswegen "Herr der Ringe" und "Harry Potter" Kassenschlager?

2009-06-07T15:45:15Z

Ulk: Das sollte nicht so rüberkommen, als ob ich nichts für Phantasie uind Fantasy übrig hätte. Im Gegenteil.

Sorian2009-06-07T23:12:22Z

Beste Antwort

Im Allgemeinen sind wir schon ein Stück weit vom Mittelalter entfernt. Wenn man dann in den Ecken und unter den Sofaritzen Deutschlands kehrt, dann sind wir dem Mittelalter vielleicht aber doch viel näher, als wir es gerne hätten.
Aber Mittelalter war etwas ganz anderes, wie das, was wir jetzt hier haben.
Dass die Menschen an Phantasie und auch an so Dinge wie Glauben festhalten, ist doch ganz normal.
Man kann Geister, Gott und ähnliche Phänomene nicht beweisen, aber wer sagt denn, dass sie nicht trotzdem existieren? Das kann ja immerhin auch niemand beweisen. Und ich bin der Meinung, die Menschheit sollte nicht so vermessen sein, zu glauben, dass nur alles real ist und existiert, was sie mit ihrem kleinen Verstand verstehen und warnehmen können.
Im Mittelalter glaubte man ja auch, dass die Erde eine Scheibe sei. Und hätte man den Menschen damals was von Elektrizität erzählt und von Computern, die das Arbeiten und Rechnen für den Menschen übernehmen, sie hätten einen als Spinner abgetan oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Warum sind manche Menschen heutzutage dann so verbohrt, und glauben, dass sie schon alles kapiert haben? Warum sind sie sich so sicher, dass es NICHTS gibt, da draussen?
Man dachte damals auch nicht ans Fliegen. Und heute ist es normal, dass Tausende von Menschen über die Ozeane reisen, als würden sie nur über die Straße gehen.

Die Menschheit kann sich über nichts sicher sein, ausser darüber, dass sie noch längst nicht alles wissen!
Ich bin der Meinung, ein Gott (egal welcher, sei es einer der Weltregligionen oder ein ganz anderer) ist möglich. Aber eben nicht zwingend vorhanden.
Es kann sein, dass es einen gibt. Es kann sein, dass wir es eines Tages erfahren. Es kann aber auch sein, dass es keinen gibt. Wär auch nicht schlimm, denn beweisen, dass es keinen gibt, dass werden wir nie können. Lasst doch den Gläubigen ihre Götter und den Ungläubigen ihre Gedanken daran, dass es keine gibt.
Aber noch schöner wäre es doch, mal Toleranz und auch Relativität zu leben. Aus unserer Sicht mag die Welt auf ihre Art und Weise erscheinen, so wie wir sie sehen. Aber in Relation zum Ganzen ist sie vielleicht ganz anders. (Vielleicht ist die Welt ja tatsächlich weg, wenn ich die Augen schließe oder schlafe. Denn das Gegenteil davon wird mir auch niemand beweisen können).
Akzeptiert doch einfach, dass alles möglich ist. Seid nicht so engstirnig! Da meine ich beide Seiten. Es ist sehr kindisch, zu meinen, man hat die allgemeine Wahrheit gepachtet!
Werdet doch mal endlich ein wenig offener für alle Möglichkeiten.
(Ist euch zum Beispiel mal in den Sinn gekommen, dass Kreationisten und Evolution gleichzeitig funktionieren kann? Gott könnte die Welt in sechs Tagen geschaffen haben. Mitsamt den Milliarden von Jahren, die für uns ins Land gingen und mitsamt der Evolution. Glaubt ihr denn, dass die Tage von Göttern genauso lang dauern wie die Tage von uns Menschen? Wenn ich ein Buch schreibe (somit irgendwo Gott der Welt in dem Buch bin) dann kann das drei Monate dauern, für die Personen im Buch vergehen jedoch nur zwei Tage, oder aber ein ganzes Leben. So könnte es doch auch sein, dann könnte Evolution und Kreationismus gemeinsam funktionieren... Also warum streiten?)

Jetzt bin ich ein wenig abgeschweift. Zurück zum Thema:
Wenn wir nicht endlich anfangen, ein wenig toleranter zu denken und uns auf ewig weiter darum streiten (wie kleine Kinder) wer recht hat, dann sind wir dem Mittelalter schon noch recht nahe, noch näher aber dem Kleinkindalter, meint ihr nicht?

Anonym2017-01-14T19:10:44Z

Kein Kommentar. Das die katholische Kirche eine Mafia ähnlich organisierte religiöse Sekte ist, die an Gefährlichkeit und Macht mit den Scientologen vergleichbar ist, steht außer Frage.

vv v2009-06-08T13:43:06Z

Du siehst die Menschen des Mittelalters also als geistig unterentwickelt an? Das ist aber nicht nett;-)
Irgend eine Idee wie die Menschheit heute aussehen wuerde ohne die genialen Erfindungen des Mittelalters?
Wenn du dich ueber die geistigen Faehigkeiten oder Unfaehigkeiten deiner Mitmenschen beklagen moechtest, dann tu dies doch bitte bitte direkt und lass die guten Menschen aus dem Mittelalter aus dem Spiel ;-)
http://listverse.com/2007/09/22/top-10-inventions-of-the-middle-ages/
......wie du siehst, es ist nicht der Teufel der den Schnaps gemacht hat. Das waren Moslems ;-))

Musiker2009-06-08T03:52:31Z

Die allermeisten Christen verstehen die biblischen Schöpfungsberichte nicht wörtlich als Weltentstehungsprotokolle und haben kein Problem damit, den Schöpfungsglauben mit den heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Entstehung der Erde zu vereinbaren. Die Kreationisten sind, zumindest in Deutschland, aufs Ganze gesehen eine kleine Minderheit. Und diejenigen, die von Teufelsaustreibungen reden, auch.

Zweifellos gibt es in unserer kalten zweckrationalen Welt das Bedürfnis nach emotionaler Wärme und Lebendigkeit und auch nach Geheimnisvollem und Mystischem. Phantasiewelten à la „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ oder die Esoterik in ihren unterschiedlichsten Spielarten bedienen dieses Bedürfnis. Der Mensch ist nicht nur ein rationales, sondern auch ein emotionales Wesen.

Das aber gilt gerade auch für die Dimension des Religiösen. Ein Glaube, der nur gelehrt, aber nicht erlebt wird, kann auf Dauer keinen Halt, keine Hoffnung und keinen Trost geben. So ist die entscheidende Frage z.B. auch bei den Gottesdiensten und anderen spirituellen Angeboten der Kirchen vor allem die nach ihrer Erlebnisqualität! Glaube heißt ja nicht nur, die Existenz Gottes theoretisch anzunehmen, sondern sich von ihm berührt, getragen, bei ihm geborgen, ihm verbunden, verpflichtet, verantwortlich fühlen u.s.w.. Die Gegenwart Gottes zu spüren - und zwar nicht in den vermeintlichen Lücken unserer rationalen Erkenntnis, sondern in und hinter dem Ganzen der Wirklichkeit. Religiöse Erfahrung durchbricht nicht die Kausalzusammenhänge, leugnet sie nicht und hebt sie nicht auf, sondern nimmt etwas wahr, was hinter dem vordergründig Sichtbaren und Meßbaren liegt, darin zum Ausdruck kommt, gewissermaßen durch es „durchscheint.“ Das heißt: religiöse Erfahrung ERKLÄRT nicht, sondern DEUTET. Das gilt gerade auch für die Dimension des Mystischen: Mystik ist etwas völlig anderes als starrer Dogmatismus!

Und dabei bin ich bei dem entscheidenden Punkt, auf den ich hinauswill. Es geht hier überhaupt nicht um den (vermeintlichen) Gegensatz von Verstand und Gefühl. Gedankliche Klarheit auf der einen Seite und emotionale Lebendigkeit und spirituelle Tiefe auf der anderen sind überhaupt kein Gegensatz, und es ist überhaupt nicht so, daß sich das eine umgekehrt proportional zum anderen verhielte. Beides liegt auf ganz verschiedenen Ebenen. Dogmatischer Fundamentalismus bedeutet noch lange nicht lebendige Spiritualität, sowie umgekehrt ein gläubiges Herz nicht den Verstand benebelt oder ausschaltet. Gewiß ist gläubiges Vertrauen im Kern etwas sehr Schlichtes und Elementares und überhaupt nicht an komplizierte theologische oder philosophische Gedankengebäude gebunden. Aber - so habe ich es hier im Forum an anderer Stelle schon mal formuliert - Einfalt des Herzens ist etwas völlig anderes als Einfalt des Geistes.

Ich glaube daher auch nicht, daß religiöser Fundamentalismus im Bedürfnis nach Emotionalität und Spiritualität wurzelt. Er wurzelt vielmehr in einer tiefen Verunsicherung, manchmal auch Angst, die die verwirrende und als bedrohlich empfundene Unübersichtlichkeit unserer heutigen Welt nicht erträgt und daher nach Erklärungen und Systemen suchen, in denen Eindeutigkeit herrscht: gut oder böse, schwarz oder weiß, Freund oder Feind u.s.w.. Ich habe mal eine Zeugin Jehovas gefragt, warum sie von der evangelischen Kirche zu den Zeugen Jehovas übergetreten ist (sie war übrigens alles andere als ein dummer oder intellektuell schlicht gestrickter Mensch). Sie hat mir geantwortet: „Weil die Zeugen Jehovas mir als Einzige die Bibel so erklären konnten, daß alles zusammenpaßt und keine offenen Fragen und keine Widersprüche übrig bleiben.“

Der starre Dogmatismus der Fundamentalisten (die es in allen Religionen gibt) scheint mir oft eher ein Zeichen für innere Unsicherheit als für innere religiöse Gewißheit zu sein. Und diejenigen, die dabei aggressiv und möglicherweise sogar gewalttätig auf andere losgehen, sind meinem Eindruck nach sogar ausgesprochene Angstbeißer.

Ein Beispiel angstbesetzter evangelikal-fundamentalistischer Religiosität habe ich damals während meines Studiums einmal bei einer Theologiestudententagung im sehr frommen Siegerland erlebt, bei der wir an einem Tag zu Besuchen in die umliegenden Gemeinden „ausgeschwärmt“ sind. In der Gemeinde, in der meine Gruppe war, wurden wir von den Leuten gefragt, warum wir Theologie studierten und Pfarrer werden wollten. Wir haben Verschiedenes darauf geantwortet. An dem Gemeindenachmittag hat auch der Vikar der dortigen Gemeinde teilgenommen, und er hat auf diese Frage sinngemäß geantwortet: „Ich hatte immer gehört, daß die wissenschaftliche Theologie den Glauben kaputtmacht. Darum habe ich Theologie studiert: um da durchzugehen, mir nichts davon anzunehmen, sondern alle Anfechtungen abzuwehren und danach als Pfarrer, solchermaßen gestärkt und gestählt, der Gemeinde in allen Glaubenszweifeln als Fels in der Brandung dienen zu können.“ Über den Glauben dieses Menschen kann und will ich nicht urteilen. Aber was er da gesagt hat, wirkte auf mich weder spirituell noch mystisch, sondern vor allem starr und eng - und Enge hängt nicht nur sprachlich mit Angst zusammen ...

@Will’s wissen: Jesus hat keine Teufel, sondern Dämonen ausgetrieben. Dämonen waren nach damaliger Vorstellung Schadensgeister, auf deren Wirken man u.a. Krankheiten zurückführte, insbesondere solche, die mit krankhaften psychischen Veränderungen und Verhaltensauffälligkeiten einhergingen und den Menschen daher besonders unheimlich und ungreifbar waren. Die „Dämonenaustreibungen“ gehören also zu den Krankenheilungsgeschichten. Der Teufel dagegen galt als der Widersacher Gottes, der die Menschen zum Bösen verführt. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Was den Teufel betrifft, so gehörte er zur Vorstellungswelt zur Zeit des Neuen Testaments, ist aber nicht Bestandteil der neutestamentlichen Botschaft. Deine These, daß, wer die Möglichkeit von Teufelsaustreibungen anzweifle, im Grunde genommen das Neue Testament anzweifle, ist daher schlicht unzutreffend.

Anonym2009-06-07T21:38:26Z

500 Jahre sind wir entfernt oder 3 Sekunden, kommt darauf an wo man gerade steht, es ist eben relativ.

Die Wissenschaftler leben vielleicht schon 300 Jahre weiter in ihren Ideen, wo andere immer noch in ihrer jetzigen Umgebung daherleben, andere wiederum leben so wie wir vor 300 Jahren gelebt haben.

Deine Frage ist eine Einnstellungsfrage, in welchem Jahr lebst du ? In Wirklichkeit gibt es keine Jahreszahl. Jede Religion hat andere Zeitangaben, welche ist den nun wahr.

Mädchen akzeptiere endlich das dein denken dafür verantwortlich ist wie du die Welt wahrnimmst, ändere deine Denkweise und du wirst sehen wie wunderschön das Leben sein kann. Setze das Wissen dieser Welt so ein wie es auch dasteht, ALLES ist relativ und von DEINEM Standpunkt abhängig<< Wer Intelligent genug ist, WEIß was das für jeden einzelnen bedeutet, für dich, für mich und für die anderen.

Setze das Wissen der Relativität um, und du wirst überrascht sein.

Weitere Antworten anzeigen (22)