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Atheismus die logische Entwicklung?

Häufig hört man von Atheisten, dass sie nur an einen Gott weniger glauben, nämlich an keinen. Jedenfalls: Vor ca. 4.000 Jahren, zu Zeiten Echnatons, keimte erstmals der Eingottglaube auf. Es ist eine radikale Idee, weil sie alle anderen Götter in Frage stellt. Außerdem ist sie mit einer großen Effizienzsteigerung verbunden. Man benötigt nicht mehr verschiedene Tempel und Gotteshäuser, um nur ein Beispiel zu nennen.

Vor ca. 2.000 Jahren gewann diese Idee an Popularität und behielt sie bei, bis hinein in unsere Zeit. Jetzt aber, so scheint es, stehen wir vor einer neuen Zeitenwende. Den Menschen ist jeder Tempel, jede Kirche zuwider. Die Medien prangern vermeintliches, verschwenderisches Verhalten der Kirchen an. Die Abkehr von Kirche und Glaube dokumentieren zig tausende Kirchenaustritte jedes Jahr.

Ist der Schritt von Ein-Gott zu Kein-Gott letztlich eine logische Weiterentwicklung und Begleiterscheinung unseres rationalen und effizienten Lebensstils? Ein Atheist kann den ganzen Tag lang produktiv sein. Er muss nicht beten und kann am Sonntag ausschlafen. Eine EDK-Studie hat kürzlich festgestellt: "Religionslosigkeit wird zum Bekenntnis". Ist Atheismus also quasi eine neue Religion/Weltanschauung und sind die Begleiterscheinungen - anders als bei Religionen Tempel und Gebet - Konsumtempel, Internet und Freizeit? Oder wo manifestiert sich der Atheismus am meisten?

16 Antworten

Bewertung
  • vor 7 Jahren
    Beste Antwort

    Atheismus als logische Entwicklung, als "Endziel" zu sehen, halte ich für grundlegend falsch, weil man dabei von einem falschen Geschichtsbild ausgehen muss.

    Geschichte ist bestimmt kein gesteuerter Prozess, der in einem definierten Ziel kulminieren muss. Das stimmt genauso wenig, wie die Vorstellung, dass Geschichte ein sich ständig zyklisch wiederholender Prozess ist. Geschichte "ist" einfach, ohne Zweck, Ziel und Funktion.

    Da kann es keinen Automatismus geben, der die vermeintlich bessere, oder rationalere Idee befördert, und gerade das, was wir von der Weltgeschichte wissen, zeigt auch auf, dass sich Gesellschaften und Kulturen in eine andere Richtung bewegen können.

    Die Schriften der antiken Philosophen wurden beispielsweise erst nach dem Mittelalter in Europa wiederentdeckt, teilweise über den Islam an Europa herangetragen, weil sie im Orient konserviert wurden, - anstatt sie wie in Europa zu vernichten.

    Die Geschichte des Islams zeigt überhaupt auf, wie sich eine in ihrer Blütezeit noch relativ gemäßigt gebende Religion und tolerantere gesellschaftliche Entwicklung durchaus in eine archaischere, fundamentalistischere Glaubenspraxis zurückfallen kann.

    Die Aufklärung als Grundlage westlicher Zivilisation ist da auch kein Selbstläufer. Wer nach den zwei Weltkriegen, der anschließenden Auseinandersetzung der Systeme im Kalten Krieg und dem Fall der Sowjetunion der Vorstellung anhing, dass sich letztendlich die rationaleren Argumente als Selbstläufer durchsetzen müssten, durfte spätestens mit dem 11. September 2001 diese Vorstellung revidieren.

    Von diesem Zeitpunkt an war es nicht mehr möglich zu denken, dass die Aufklärung als Garant für einen Gesellschaftsentwurf, der die weltliche Macht der Religion beschränkt und einen Pluralismus an religiösen und nichtreligiösen Überzeugungen unter einem Dach zusammen führt, automatisch religiösen Fundamentalismus beseitigen würde, vielleicht sogar Atheismus fördern würde, selbst wenn sich diese Entwicklung in Teilen der westlichen Welt klar beobachten lässt.

    Religionslosigkeit ist in den letzten Jahren in der Tat zu so etwas wie einem "Bekenntnis" geworden. Als Antwort und Reaktion auf die negativen Auswüchse der Religion fühlen sich in der Tat mehr Menschen auf den Plan gerufen, deutlich Position und klare Kante gegen Religion zu beziehen. Das aber als Atheismus zu verkaufen, funktioniert so vielleicht bestenfalls bei leichtgläubigen Menschen, weil Atheismus an sich nicht besonders abendfüllend ist und bestimmt nicht zu einer Weltanschauung oder einem "Bekenntnis" im religiösem Sinne reicht. Solche schwachsinnigen Etiketten können nur religiös motiviert sein, um zu negieren, dass sich die Kritiker andere Dinge auf die Fahnen schreiben, die als gesellschaftliche Grundlage längst in der westlichen Welt implementiert sind: Aufklärung, Demokratie, ein dezidiert säkularer Humanismus, Menschenrechte, sehr oft auch Säkularismus oder Laizismus - allesamt Werte, die gegen die weltliche Macht der Religion erstritten werden mussten.

    Atheismus allein ist eine ziemlich magere Veranstaltung, impliziert nichts, motiviert zu nichts, und es lassen sich auch weder Handlungsempfehlungen noch irgendwelche Lehrsätze daraus ableiten.

    Das alles in einen Topf zu werfen und gleichzusetzen - auch mit einem nicht immer spezifizierten Materialismus, wie es auch hier auf Clever oft zu lesen ist - ist nicht weiter als religiöse Polemik, sei es nun aus Unwissenheit, oder mit der Absicht der Manipulation. Beides ist schließlich denkbar, in Institutionen, in denen es noch gefeiert wird, wenn man seinen Verstand am Eingang abgibt und die höheren Strukturen dort etwas anderes glauben, als den Massen gepredigt wird.

    Die Kirchenaustritte, wie auch die Zahlen der Konfessionslosen und konfessionell Gebundenen, zeigen dabei nur bedingt auf, wie stark Religiosität und Glauben in der Gesellschaft verankert sind. Die Austritte würde ich eher dahingehend werten, dass der "mächtige Arm" der Religion in der Gesellschaft an Macht über die Menschen eingebüßt hat. Dabei sind aus verschiedensten Gründen immer noch Menschen konfessionell gebunden, die mit der spezifischen Religion und nicht einmal mit Glauben an sich etwas anfangen können, während unter den Konfessionslosen auch Leute zu finden sind, die durchaus noch etwas glauben - wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau, wenn man Statistiken dazu "Glauben schenken" mag.

    Der Glauben an einen Gott, wie auch der Glauben an irgendetwas, schwindet tatsächlich in unserer Gesellschaft. Dennoch würde ich die Kirchenaustritte in den letzten Jahren zu einer gehörigen Portion auch als Teil einer "Konsolidierungsphase" werten. Ich sehe jedenfalls starke Indizien dafür, dass es in vielen Fällen keine "Abkehr" vom Glauben mehr ist, sondern eine Abkehr von Institutionen, denen man mangels Glauben ohnehin keinen Sinn für das persönliche Leben mehr zu spricht. Deshalb gehe ich, zumindest für die Nachkriegszeit, mehr von Konsolidierung der Gläubigen, als von Schwund an Gläubigen aus. Gleichzeitig sehe dabei auf deutlich kleinerem Niveau den Trend der Radikalisierung und Fundamentalisierung Gläubiger. Beides wird aber weder durch Kirchenaustritte, noch durch die Zahl der Konfessionellen, Nichtkonfessionellen wirklich abgebildet. Das ergibt sich eher aus dem Gesamtbild aller Faktoren.

    Dass Atheisten gelegentlich bemerken, dass sie nur an einen Gott weniger glauben, und damit an keinen, werte ich als rhetorisches Mittel um aufzuzeigen, dass der Ein-Gott-Glaube nicht selbstverständlich und naturgegeben ist, sondern sich in einen ganzen Kanon an Göttern einordnen lässt, die gläubige Monotheisten mit einem ganz anderen Selbstverständnis ablehnen, ohne das rational begründen zu wollen und zu müssen. Kein Atheist, der halbwegs geschichtlich und philosophisch bewandert ist, würde aber daraus im Umkehrschluss konstruieren wollen, dass Atheismus deshalb die logische Konsequenz sei, auf die alles gesellschaftlich, philosophisch und geistesgeschichtlich zwingend hinauslaufen müsste.

  • vor 7 Jahren

    Als mathematisch denkender Mensch könnte man sich auch die Frage stellen, warum nur 1 Gott, 0 Götter oder einige Dutzend. Man könnte fragen, warum es nicht minus 1 Gott geben kann, oder 3/7-Götter. Auch eine komplexe Zahl an Göttern wäre denkbar oder unendlich viele oder minus unendlich viele.

    Es würde mich wundern, wenn ich der erste wäre, der diese Idee hat, aber bisher hab ich nie davon gelesen.

  • vor 7 Jahren

    atheismus bedeutet im wesentlichen das fehlen religiöser überzeugungen. atheisten orientieren sich zumeist an der realität und vernunft und nicht an (religiösen) und zumeist völlig veralteten vorschriften und vorstellungen von überkommenenen, oft radikalen und menschenverachtenden traditionen, die weltfremd, unnütz und für das leben nicht relevant sind. nicht-religiöse menschen haben abgesehen vom fehlenden religiösen glauben keine einheitliche weltanschauung. niemand kommt mit einem glauben und schon gar nicht mit einem glauben an bestimmte götter auf die welt.

    menschen sind und waren zu allen zeiten «atheistisch», wenn man das überhaupt so bezeichnen möchte. gäbe es keine gläubigen menschen (th/deisten), gäbe es auch keine atheisten. bei den alten griechen zb. musste man nicht an die götter «glauben», sondern die gebotenen rituale vornehmen, die je nach stadt unterschiedlich waren. der glaube der menschen hat sich wesentlich verändert. die vielen ausgestorbenen religionen und verschiedenen religiösen auffassungen sind lebendiges zeugnis dieses prozesses. nicht zwingend, aber vielleicht wahrscheinlich, ist ein völlige abkehr von solchen vorstellungen. menschen konzentrieren sich auf das, was relevant ist.

    nichtreligiöse menschen wollen zunehmend nicht mit solchen vorstellungen und gruppierungen in verbindung gebracht werden und distanzieren sich, so sie damit konfrontiert werden, oft explizit. nicht mehr und nicht weniger. viele erkennen auch die gewaltige manipulationsmacht religiöser vorstellungen und wehren sich auch zurecht gegen die gesamtgesellschaftliche beeinflussung und finanzierung. mit effizienz hat das gar nichts zu tun, sondern mit gesundem menschenverstand, mit gerechtigkeit und mit religions- und meinungsfreiheit. warum auch sollte man übersinnliche vorstellungen nachplappern, freiheiten und rechte aufgeben und solche religiösen und zum teil diskriminierenden gruppierungen inhaltlich und finanziell auch noch unterstützen?

    kinder und jugendliche können sich schlecht wehren und ihre gläubigen bezugspersonen meinen oft etwas gutes zu tun, wenn sie ihnen den gleichen käse erzählen, der ihnen selbst schon beigebracht worden ist. solchen unfug wieder loszuwerden ist gar nicht so einfach, vor allem muss man erst mal begreifen, dass man als mensch nicht verloren ist. das ist es, womit religiöse menschen ihre mitmenschen unentwegt einzuschüchtern versuchen.

    damit will ich auf keinen fall sagen, dass religiöse menschen nicht meist auch vernünftig sind oder vernünftig handeln. die blose abwesenheit eines religiösen glaubens macht einen menschen kein bisschen klüger. und schon gar nicht die anzahl der götter. moderne «begleiterscheinungen» wie «Konsumtempel, Internet und Freizeit» haben mit religiösen oder nichtreligiösen vorstellungen direkt nichts zu tun.

    viele «religiöse» menschen glauben diesen unfug schon lange nicht mehr und stehen zunehmend zu ihrer fehlenden religiösen überzeugung. leider ist das noch nicht überall auf der welt möglich, was ziemlich gut aufzeigt, über welche macht religiöse gruppierungen verfügen und nach welchem muster religiöse unterdrückung abläuft.

  • vor 7 Jahren

    Du begehst bewußt oder unbewußt einen fundamentalen Fehler, in dem Du "Äpfel mit Birnen" vergleichst.

    Die Annahme eines Atheisten, dass es keinen Gott gibt, hat nicht einmal ansatzweise etwas mit dem Glauben an einen Gott zu tun.

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  • aeneas
    Lv 7
    vor 7 Jahren

    So viele Worte, um letztendlich eine Frage zu stellen, die von geradezu infantilem Gepraege ist!

    NEIN, Atheismus ist weder eine "neue Religion", noch das Ergebnis eines "rationalen und effizienten Lebensstils", sondern die Folge des Zeitalters der Aufklaerung, welches bereits Ende des 17. Jahrhunderts seine Anfaenge nahm. Die Konsequenzen daraus waren ein immenser Bildungshunger sowie die Selbstbefreiung aus der bis dahin vom Klerus propagierten geistigen Gaengelei und - Enge.

    Immanuel Kant hat 1784 diese Entwicklung in einen einzigen, brillanten Satz gefasst:

    „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“

  • Anonym
    vor 7 Jahren

    Derartige Überlegungen stellen sich den Atheisten nicht. Sie verneinen jeglichen Götterwahn und leben ganz gelassen ihr Leben, ohne solch lächerlichen Mummenschanz.

  • Alex
    Lv 6
    vor 7 Jahren

    Ich halte den Schritt von einem Gott zu keinem Gott nicht unbedingt für eine logische Folge, da es einen gewaltigen Unterschied macht. Theisten nutzen im Regelfall "Gott" bzw. Götter als Erklärung für Dinge wie die Entstehung der Erde etc.. Ob nun nur ein Gott daran beteiligt war oder mehrere verändert die Natur der Erklärung nicht: Was nicht erklärbar ist hat eine göttliche Kraft als Ursache.

    Du musst dein Weltbild allerdings auf ein völlig neues Fundament stellen, wenn du göttliche Kraft aus einer Erklärung vollständig entfernst. Ohne Götter werden Dinge plötzlich beweisbar bzw. widerlegbar.

    Man kann durchaus sagen, dass der Atheismus so eine Folge gesteigerter Rationalität der Gesellschaft ist.

    Niemand arbeitet den ganzen Tag und auch während man schweres Gerät bedient könnte man theoretisch ein Gebet sprechen. Das der Atheismus also ein Ausdruck gesteigerter Effizienz ist halte ich nicht für richtig.

    Genauso wie es religiöse Menschen gibt die sich dem Konsum hingehen gibt es Atheisten, die viel Zeit mit Dingen verbringen wie Meditation. Hier stereotypen aufzubauen halte ich nicht für zielführend.

    Nicht-Fußballer zu sein ist genausowenig ein Hobby wie Atheist zu sein eine Weltanschauung ist. Atheismus beschreibt nur woran man nicht glaubt - aber nicht woran man glaubt.

  • vor 7 Jahren

    Atheist zu sein konnte bisher notfalls als ein Irrtum und ein Beweis für staatsfeindliches Denken gelten; von nun an ist es nicht nur ein Zeichen von Blindheit, sondern auch ein Zeichen bösen Willens und niederer Gesinnung, gefährlich für das gesellschaftliche und politische Leben, da er in den öffentlichen und privaten Verhaltensweisen keine absoluten Werte anerkennt.

    Die Quellen der Moral lagen bisher in der menschlichen Welt, die sich von der göttlichen Welt nicht grundsätzlich unterschied. Indem Platon die beiden trennt und die unwandelbaren Werte bei den Göttern ansiedelt, erklärt er die Atheisten zu unmoralischen Menschen, die keine absoluten Verhaltensnormen kennen und einzig ihren Leidenschaften gehorchen.

  • vor 7 Jahren

    Atheisten hat es schon immer gegeben, nur waren früher die Umstände anders, sodass sie sich nicht offen als solche zu erkennen geben durften.

    So neu ist der Gedanke also gar nicht.

    Zudem ist zu beobachten - und war auch in all den Jahrhunderten zu beobachten -, dass Menschen trotz Zugehörigkeit zu einer Glaubensrichtung Dinge taten, die ihrem Glauben widersprachen. Katholiken und Protestanten führten zum Beispiel schlimme Kriege, hinterzogen Steuern, logen, begingen Ehebruch etc. Viele Dinge werden im Widerspruch zu Gottes Geboten getan, man nimmt diese nicht ernst. Aols ist hier von einem sogenannten "religiösen Atheismus" auszugehen - diese Menschen üben eine Religion pro forma aus, während sie ein atheistisches Leben führen.

  • vor 7 Jahren

    fuer menschen

    die nur geld lieb en

    JA

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