Hat Kant mit dieser Aussage recht? Ist ein statutarischer Glaube ein Religionswahn?

Zitat Kant:
Diesen statutarischen Glauben nun (der allenfalls auf ein Volk eingeschränkt[838] ist, und nicht die allgemeine Weltreligion enthalten kann) für wesentlich zum Dienste Gottes überhaupt zu halten, und ihn zur obersten Bedingung des göttlichen Wohlgefallens am Menschen zu machen, ist ein Religionswahn63, dessen Befolgung ein Afterdienst, d.i. eine solche vermeintliche Verehrung Gottes ist, wodurch dem wahren, von ihm selbst geforderten Dienste gerade entgegen gehandelt wird.

Quelle:
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Kant,+Immanuel/Die+Religion+innerhalb+der+Grenzen+der+blo%C3%9Fen+Vernunft/Viertes+St%C3%BCck.+Vom+Dienst+und+Afterdienst+unter+der+Herrschaft+des+guten+Prinzips,+oder+von+Religion+und+Pfaffentum/2.+Teil.+Vom+Afterdienst+Gottes+in+einer+statutarischen+Religion

Vordenker und Visionär2014-11-08T07:04:48Z

Kant ? Wer ist das (1.Kor.1,18) ?

Von unserem Erlöser Christus habe ich schon vernommen (Jes.47,4; Röm.11,26).

Anonym2014-11-07T17:41:42Z

Wer den ollen Kant gekannt hat, würde das vielleicht bejahen, ich vermag das nicht.

doitsujin752014-11-06T01:17:12Z

In der Fußnote des Textes, den du verlinkt hast, definiert Kant selbst, was mit "Wahn" überhaupt gemeint sein soll.
Kant arbeitet den Kern einer "Vernunftreligion" der "praktischen" Prinzipien heraus und stellt ihm als Gegenentwurf die Religionen gegenüber, in denen etwas geglaubt werden muss, ohne dass es sich durch die Vernunft erschließen ließe. Der "Wahn" besteht dann darin, die aus Kants Sicht nicht nicht vernünftigen, rational erschließbaren Inhalte der Religion zum zentralen Thema und Kern der religiösen Praxis zu machen.
Das kann man sicherlich so sehen, aber es funktioniert meiner Meinung nach wohl auch wirklich nur unter der Prämisse, dass man die religiösen Offenbarungen nur als unbewiesene Hypothesen ansieht, also nicht glaubt, und den Nutzen oder die Funktion der Religion anhand der Bedürfnisse der Menschen bemisst - sei es nun für den Einzelnen, die Gesellschaft, oder auch Institutionen. Diese Ausrichtung auf den Menschen ergibt sich für mein Empfinden aus der Vernunftdefinition Kants.

Gelassener2014-11-05T12:45:38Z

Diese Aussage hat Kant doch überhaupt nicht getroffen...bitte genau lesen.
Nach Kant wird ein statutarischer Glaube...also auf ein Statut/Satzung beruhender Glaube und das stellt der Katholizismus in Gestalt der durch den Vatikan erhobenen Dogmen in Reinkultur dar...DANN zum Religionswahn, wenn er für wesendlich zum Dienst an Gott gehalten und er zur obersten Bedingung des göttlichen Wohlgefallens gemacht wird.
Ich stimme dem voll und ganz zu und weiß mich da einig mit nicht wenigen religiös Gläubigen, die sich eine solche geistige Diktatur verbeten.
Allerdings halte ich es angesichts der Attacken unserer "atheistischen Heilungsphilosophen" für geboten, zu betonen, dass ich die Kategorie "Wahn" nicht im Sinne von Geistesgestörtheit betrachte, obwohl in der Tat religiöser Wahn auch in diese Richtung ausufern kann.
Inwiefern nun der einzelne Katholik diesem von oben geforderten Religionswahn im tiefsten Innern seines Herzens folgt, ist eine ganz andere Frage.
Ich kenne viele Katholiken, die sehen das nicht so verbissen und scheren sich recht wenig um die verordneten Dogmen und leben christliche Nächstenliebe.


Religion, Kirche und Glaube hängen zwar eng miteinander zusammen, aber sind dennoch sehr unterschiedliche Dinge, die auch eine hohe Eigenständigkeit und Eigendynamik aufweisen können.
Alles über einen Kamm zu scheren führt zu absolutem "geistigen Kuddelmuddel"

aeneas2014-11-05T08:24:14Z

Das kommt immer auf die Perspektive an, aus welcher man diese Aussage betrachtet. Als Atheistin wuerde ich ihm persoenlich ohne Vorbehalte zustimmen; ein stark religioes gepraegter Mensch; insbesondere ein Katholik [denn um den Katholizismus geht es bei dieser Kant'schen Aussage], wird eine solche Beurteilung eher empoert von sich weisen. - Es ist also weniger eine Frage dessen, ob Kant mit dieser seiner Feststellung Recht oder Unrecht hatte, sondern eher die eines jeweilig individuellen Empfindens einer Person; ob diese religioese Bindungen hat und wenn ja, wie sie damit umgeht.

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