Hat Gott weniger Rechte als wir Menschen?

Es wundert mich immer wieder Aussagen zu hören, wie „Falls Gott überhaupt existieren sollte, dann wäre er ein Verbrecher.“ Und dann kommen immer Beispiele für all Seine „Verbrechen“, z.B. was Er alles zulässt und wie Er so „selbstherrlich“ nach Gutdünken handelt.
Wenn ich mir dann vor Augen halte, wie egoistisch Menschen handeln, dann stelle ich mir die obige Frage.
Menschen töten unnötigerweise Tiere (und meist geschieht dies äußerst brutal und grausam), weil sie ihr Fleisch essen wollen, benutzen sie für Versuchszwecke oder sperren sie als „Haustiere“ ein.
Menschen zerstören systematisch die Natur, nur um des Profits willen, zerstören die Lebensgrundlage vieler Pflanzen- und Tierarten und auch damit auch die der nächsten menschlichen Generationen.
Menschen machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle, unterdrücken andere Menschen, beuten sie aus......
Und all das ist meist nicht nur völlig legal, sondern wird sogar gutgeheißen.
„Es schmeckt einfach gut.“
„Tierversuche sind zum Wohle der Menschen.“
„Der Kanarienvogel im Käfig singt doch so schön.“
„Die Monokulturen sind notwendig, um unsere Schlachttiere mit Futter zu versorgen.“
„Wir leben halt in einer Ellbogengesellschaft.“
„Jeder muss sich erst einmal selbst der Nächste sein.“
„Es gilt halt das Recht des Stärkeren, das ist doch überall in der Natur so.“

Aber wenn Gott „das Recht des Stärkeren“ für sich in Anspruch nehmen würden (und sei es nur, um uns vor Schaden zu bewahren, – oh weh......
Dann würde Er als ein übler Diktator bezeichnet!

Also, warum wird da mit zweierlei Maß gemessen?
Stellt man den Menschen damit nicht über Gott?
(Und bitte: Antworten wie „den gibt es doch gar nicht“ beantworten die Frage nicht!!!!!!)

2014-03-03T05:17:33Z

Offensichtlich geht die Fähigkeit zu lesen (und auch zu verstehen, was man da liest) im "Land der Dichter und Denker" immer mehr unter. Zwischen-Resumee nach 10 Antworten:
7 haben die Frage nicht beantwortet, sondern allgemein ihre Meinung über Gott kundgetan, könnten also gemäß der Richtlinien "gemeldet" werden.

Und an Paradox hätte ich die Frage, wieso es ein Klagelied ist, wenn man die Relaität aufzeigt. Wo bitteschön habe ich gejammert? Ich habe auch nicht in Abrede gestellt, dass es auch Gutes gibt in dieser Welt, aber meine Frage bezog sich auf etwas anderes. Und was beanspruche ich "für mich und meine Glaubensgenossen", wenn ich mich wundere, dass man den Menschen soviel Freiheit zugesteht, Gott aber immer so handeln soll, wie wir es gern hätten (weil wir ja gar keinen Blick für das "Gesamtbild" haben???

Sandra hatte ein paar ganz gute Gedankengänge, sie versteht, dass sie nicht alles verstehen kann und urteilt nicht einfach blind.

2014-03-03T05:20:09Z

Bevor jetzt ein dummer Sprcuh kommt - ich weiß was Realität ist und wie man das schreibt!

2014-03-04T05:27:15Z

So viele Antworten, es scheint doch ein "heißes Thema" zu sein!
Kleine Anmerkung zum Thema "mit zweierlei Maß messen": Genau dies wird doch getan, wenn Menschen sich anmaßen, aufgrund ihrer übergeordneten Position in der Natur den Rest der Welt beherrschen zu müssen - weil sie ja "höhere Interessen haben", die so ein dummes KZ-Huhn (oder auch die "geistig minderbemittelten" Mitmenschen) gar nicht verstehen können.
Und wenn es um Konflikte zwischen Menschen oder Staaten geht, dann maßt man sich doch auch an zu wissen, was zum Wohl der Menschheit gut ist, und nimmt oft unzählige Menschenopfer (zum "Wohle des Ganzen") in Kauf. Wenn Gott aber Dinge geschehen läßt, die nichts als das Ergebnis unserer früheren Wünsche und Handlungen sind, dann wird er dafür angeklagt oder man sieht das als Beweis Seiner Nichtexistenz an. Warum wenden die Menschen das, was sie für sich selbst in Anspruch nehmen (ein höheres Interesse zu verfolgen) nicht auch

2014-03-04T05:27:59Z

in diesem Fall an?

2014-03-04T05:38:16Z

Daniel: Das Restrisiko, von dem du sprichst, das ist der "menschliche Faktor", das ist unsere Freiheit, nach unseren Wünschen zu leben. Was wir ändern können, das sind nur unsere Wünsche. Solange die egoistisch sind, wird es immer Probleme geben. Aber die geben uns Gelegenheit, aus den negativen Folgen zu lernen. Wäre es besser, wenn Gott uns zu unserem eigenen und dem Schutz anderer in "Einzelhaft" stecken würde? Oder sollte Er uns zu willenlosen Geschöpfen machen? Er hat uns ja die Regeln gegeben, nach den wir problemlos leben könnten, aber wer folgt denen schon?

2014-03-06T10:41:36Z

Also bevor ich nun die beste Antwort vergebe, doch noch ein paar Anmerkungen:
PampPelmuse - Wenn meine Frage ein Missionierungsversuch war, was war dann ein Großteil der Antworten?
Sandra: Gott hat einen Plan, Er hat uns Selbstverantwotung gegeben, weil wir das so wollten und damit wir aus den Konsequenzen lernen.
doitsujin: Ich kann ja schon verstehen, dass für einen Menschen der Mensch das Maß aller Dinge ist, aber könnte es aus Gottes Sicht nicht noch "höhere Maßstäbe" geben? Auch wenn das unsere Vorstellungskraft übersteigt? Ist Gott wirklich passiv, oder nehmen wir sein Handeln vielleicht nur nicht wahr?

Schade finde ich, dass sich nur wenige wirklich mit dem Kern der Frage auseinandergesetzt, ihn vielleicht auch nicht verstanden haben. In der Schule würde man in den meisten Fällen sagen: "Thema verfehlt"!
War aber trotzdem interessant, denn die Antworten zeigten ziemlich deutlich, dass auch die großen Religionen irgendwie ihr "klassenziel" nicht

2014-03-06T10:42:42Z

....nicht erreicht haben, nämlich den Menschen ihre Beziehung zu Gott verständlich zu machen.

Daniel Toma2014-03-04T05:21:31Z

Beste Antwort

Ich hab mal darüber nachgedacht, über Gottes Verantwortung und seine Rechte, und mir ist eine zumindest mir selbst noch nicht bekannte Schlußfolgerung eingefallen.

Wenn man die Welt als streng kausal betrachtet, so kommt man üblicherweise auf die Frage, warum es so viel Leid auf der Erde gab und gibt? Da ja alles kausal auf den Schöpfungsvorgang zurückzuführen ist, warum ist die Welt nicht noch besser erschaffen worden? Und wie steht es mit der Verantwortung Gottes in diesen Angelegenheiten.
Die Fragen die ich soeben schrieb mögen meiner Erklärung dir gegenüber dienlich sein und nicht von deiner Frage ablenken.

Man setzt manchmal gern voraus, dass Gott irgendwie doch alles im voraus festgelegt hat. Das braucht aber nicht sein, dass alles im voraus festgelegt ist. Bei solch enorm komplexen Strukturen von biologischen Lebensformen, ihrem Lebensraum und den Interaktionen untereinander, bestehen durchaus Restrisiken, die erst nachträglich auffallen und korigiert werden können. Alle tragen ihren Anteil an Verantwortung dem Leben zu dienen. Sowohl Gott wie auch wir Menschen mögen unseren jeweiligen Anteil für das Ganze stets bereitwillig nachkommen. Manche Lebensrisiken waren zumindest bis jetzt nicht so ganz zu verhindern, aber wir lernen alle dazu und hoffen zutiefst dass alles wirklich echt besser wird.

Anonym2014-03-05T20:24:38Z

Dein Gott weiß ja schon im voraus was die Menschen mit der Beute macht.
Erstens: Wenn nur noch Monokulturen entstehen sollen, wer sorgt dafür was den Tieren zusteht, dann würde es heißen Sämtliche Wälder abholzen um Felder und Äcker zu bewirtschaften. So werden auch Tiere aus seinen Reservat vertrieben. Das heißt dann, Menschen sollen nur noch Gemüse und Obst essen ? Dann wirst du erstaunt sein, wie rasch das gehen würde um größere Felder anzubauen und noch mehr Platz für die Bebauung gebraucht wird. Riesige Kohlfelder, Kartoffel u.s.w. Wir nehmen den Tieren spontan alles weg, verstehst du ?.

Cicero2014-03-03T21:00:43Z

Du misst doch mit zweierlei Maß, wenn du einerseits Taten wie die von dir genannten verurteilst, wenn sie Menschen tun, gleichzeitig aber nichts dagegen hast, wenn Gott Vergleichbares tut, indem er Leid durch Nichtstun trotz seiner Allmacht zulässt beziehungsweise als Schöpfer des Ganzen sogar verursacht.

Ob ich jemanden aufgrund seiner Taten zum Beispiel als Diktator ansehe, mache ich nicht davon abhängig, was oder wer er ist. Und ich wage zu behaupten, dass auch die meisten anderen, die Probleme mit der Vorstellung eines allgütigen Gottes haben, Taten (oder das Unterlassen von Taten) an sich als unmoralisch bewerten, wenn dadurch unnötiges Leid verursacht wird, ganz unabhängig davon, wer der Täter ist.

?2014-03-03T20:30:19Z

Für viele Toren, gibt es gar keinen Gott !

doitsujin752014-03-03T19:15:59Z

Hier geht es nicht direkt um Gott, sondern um eine absolute, weil göttlich diktierte, Ethik und Moralvorstellungen. solche normativen Wertvorstellungen, Befehle und Handlungsanweisungen setzen im Vorfeld schon ein Machtgefüge voraus, in dem die persönliche Freiheit des Einzelnen und die Freiheit der Gruppe einer göttlichen "Diktatur" gegenüber steht, was so ziemlich der größte Gegensatz zum Humanismus sein dürfte, den man sich nur vorstellen kann.
Die "Allgüte" des allgemein vorherrschenden Gottesbildes wird dabei durch das Machtgefüge selbst ad absurdum geführt und ist in sich nicht schlüssig, und wenn man sich dann noch die alttestamentarischen Berichte über die Taten dieses Gottes anschaut, dann rundet das dieses Bild so richtig ab.
Der Fehler steckt aber letztendlich in einer absoluten Moral, die aufgrund ihres absoluten Charakters aber überhaupt nicht angezweifelt werden darf, obwohl sie offensichtlich von einem Wesen diktiert wird, das nach menschlichen Maßstäben nicht gerecht und moralisch handelt. Gläubige flüchten sich dann oft in das Argument, dass "Gottes Wege unergründlich" seien und die tatsächliche Motivation hinter der Tat - oder auch die Passivität eines Gottes - ohnehin nicht erschließen lässt.
Das akzeptieren viele Menschen seit der Aufklärung einfach nicht mehr, und seit dem Holocaust stellt sich erst recht die Frage, wie so eine Sicht aufrecht zu erhalten wäre.

Tatsächlich gründen Recht und Gesetz heute in fast allen Gesellschaften nicht mehr auf den absoluten Gesetzen eines übermächtigen Gotteswesens, sondern auf Humanismus und Aufklärung. Wo das nicht so ist, tragen Männer in der Regel lange Bärte, hüllen Frauen in Verschleierung und sprengen sich "allahu akbar"-rufend in die Luft, um es einmal überspitzt zu sagen. Dort kann man absolute Moralvorstellungen in Reinform bewundern.
Eine sich auf die Aufklärung und den Humanismus stützende Ethik ist zwar ihrer Natur schon relativ, weshalb sie niemals absolute Gerechtigkeit versprechen kann. Sie führt aber am Ende immer in den demokratischen Interessenausgleich, wie auch in eine Verantwortung gegenüber der Existenzgrundlage des Menschen, in Tierschutz, Naturschutz und Konzepte der Nachhaltigkeit.
Wenn sich etwas als Hemmschuh dieser Entwicklung erweist, dann doch oftmals religiöse Vorstellungen, sich als "Krone der Schöpfung" die "Erde Untertan" machen zu können.

Das größte Problem, dass Menschen aber heute mit einem Gott haben könnten, ist aber seine Passivität. Da macht sich leicht Pessmismus breit, wenn die alten Schriften voll mit Offenbarungen und Wundertaten ist, aber dieses Gotteswesen sich nicht dazu anschickte zu intervenieren, oder sich zumindest zu offenbaren, wenn gleich Millionen Menschen durch die Kamine von Konzentrationslagern gingen oder Millionen Menschen verhungern.
Die größte nur denkbare humanitäre Krise bewirkte "von oben" genau: nichts, genauso wenig wie der massive Raubbau an der Natur und eine Wirtschaft, in der ein Schnitzel billiger ist als ein Salatkopf.

Diese ganzen Missstände muss der Mensch sich natürlich selbst in die Schuhe schieben. Die Antwort darauf würde ich aber nicht in religiösen Schriften suchen, sondern in mehr Humanismus, weniger in in sich geschlossenen Weltanschauungen, was dann auch den Kommunismus und viele andere "Ismen" betrifft, die absolute Sätze und Dogmen propagieren.

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