Ist diese Aussage - s. u. - nur wohl tönend oder dümmlich oder sogar gefährlich?
Vor wenigen Tagen schloss ein bekannter User sein Posting mit der Aussage "Wer Religion pauschal ablehnt, der leugnet oder verdrängt Wirklichkeit". Ist diese Aussage 1. "wohl tönend", also sie hört sich gut an ist aber nur inhaltsloses Geschwurbel?
2. "dümmlich", weil einem Ablehnen immer eine gedankliche Auseinandersetzung mit der Wirklich- keit voran geht und somit auch kein Leugnen oder Verdrängen in Erwägung zu ziehen ist? (Sind nicht Leugnen und Verdrängen der Wirklichkeit "Urtugenden" der Religionen?)
3."gefährlich", weil diese Aussage dem oft diskriminierenden Muster "Wer ..., der..." folgt: Wer rote Haare hat und weiblich ist, der/die ist eine Hexe. Folge Scheiterhaufen, weil die unheilige Inquisi- tion es so wollte. Etc. usw Wer die Formel "Wer..., der..." verwendet, der will doch was?
?2013-07-31T10:38:11Z
Beste Antwort
1) Hört sich nicht gut an, sondern ist eine ziemlich lächerliche Aussage, da Religion bzw. Götter mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, sonst wüsste man ja, dass es sie WIRKLICH gäbe.
Allerdings ist es inhaltlich ein Unterschied, ob man vom "Ablehnen von Religionen" oder vom "Ablehnen von Göttern" redet (das Wort "ablehnen" hat mehrere Bedeutungen). Wer Religionen ablehnt, der lehnt sie im Sinne dessen ab, Religionen nicht zu mögen, weil sie für viel Leid gesorgt haben, was schlicht ein Fakt ist und womit diese Haltung, Religionen abzulehnen, durchaus verständlich ist. Wer Götter ablehnt, der lehnt sie im Sinne dessen ab, dass er meint, es würde keine Götter geben, was angesichts der erdrückenden Beweislage ebenfalls ein Fakt zu sein scheint, womit die Haltung, Götter abzulehnen, ebenfalls verständlich ist. Egal, ob man nun Religionen oder Götter ablehnt, beides ist durchaus berechtigt, ABER bei beidem hat das Wort "ablehnen" eine andere Bedeutung.
2) Dümmlich ist so eine Aussage tatsächlich, aber für Gläubige ist es ja schon Blasphemie, wenn man sagt, dass es keinen Gott gibt, und das muss man dann natürlich damit kompensieren, indem man die Leute, die die Existenz eines Gottes negieren, einfach als realitätsfremd diffamieren muss.
3) Für gefährlich halte ich so eine Aussage in der heutigen Zeit nicht, denn dazu ist Westeuropa mittlerweile zu sehr aufgeklärt. In einer Kultur (der unseren), in der nur noch 30 bis 70 Prozent an Gott glauben, ist die Behauptung, dass die Ablehnung der Religion wirklichkeitsverdrängend sei, schlicht lächerlich, aber nicht gefährlich. Anders würde so eine Aussage in Regionen sein, in denen religiös bedingt immer noch Menschen diskriminiert werden (diverse Regionen Afrikas mit Hexenverbrennung oder dem Vorwurf der Zauberei, die gesamte islamische Welt mit Hass gegen sämtliche nicht-islamische Religionen, USA mit Diskriminierung von Atheisten, kommunistische Staaten mit Verfolgung von Religiösen), da dort so eine populistische Aussage Wasser auf die Mühlen derer, die in der Mehrheit sind und Menschen diskriminieren, wären.
Meiner Meinung nach ist die Aussage mißverständlich. Sie verdrängt nicht die Wirklichkeit an sich, sondern nur die Wirklichkeit "herrschender Meinung" oder "weit verbreiteter Weltanschauungen".
Gefährlich ist es nur für Bekennertypen, die in Gottesstaaten leben oder die in Diensten von rigiden Religionsgemeinschaften stehen. Religionen verdrängen und leugnen nicht pauschal die Realität, sondern sie verbinden jede Einzelheit der Realität kausal und wirkungsmäßig mit religiösen Grundannahmen, deren Realität rein hypothetisch ist.
Deine Frage zumindest ist weder wohltoenend noch klug und zeugt von gefaehrlich wenig Verstand.
Lass' Dir mal von einer Atheistin was sagen:man muss ueberhaupt nicht glaeubig sein, um der Aussage dieses Users zuzustimmen. Egal, wie jemand zu Religion stehen mag; sie ist Wirklichkeit, ja mehr als das: auf ihr begruendet sich unsere abendlaendische Kultur. Wer dies in Abrede zu stellen sucht und gar als "duemmlich" bezeichnet, der hat ein gewaltiges Bildungsdefizit - quod erat demonstrandum! Der Vergleich mit den roten Haaren= Hexe in Bezug auf das Posting dieses Users hin ist einfach nur peinlich!
Du meinst ja mich. Wenn du eine Ahnung von Religionswissenschaften hättest oder auch nur laienhaft die Bedeutung der Religion(en) für die Menschheit würdigen könntest, würde du nicht diesen einen letzten Satz aus einer Antwort von mir zerpflücken. Was willst du damit erreichen? Verhindern, dass Menschen sich selber kritisch hinterfragen und nachdenklich werden?
leute, die aussagen mit absolutem gültigkeitsanspruch machen, sind mir verdächtig. sie provozieren die suche nach gegenbeispielen, welche das nichtzutreffen belegen. wahrheitswerte der logik und "richtigkeit" im mitmenschlichen umgang sind verschiedene hüte. was für den einen menschen "richtig" ist, kann für einen anderen "ganz falsch" sein. deshalb gefällt mir der titel eines buches des radikalkonstruktivisten heinz von foerster "wahrheit ist die erfindung eines lügners. negative wertungen von aussagen halte ich für kommunikationsstörend und mit kanzlerin merkel zu sprechen für "nicht hilfreich".