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Was meint ihr zu dieser Aussage von John Locke (s.D.) ?

Das Lesen versieht den Geist

nur mit dem Material für das Wissen:

Erst das Denken macht das Gelesene zu unserem Eigentum.

Es genügt nicht,

dass wir uns mit einer großen Ladung von Sammelgütern anfüllen; wenn wir diese nicht durchdenken,

werden sie uns keine Kraft und Nahrung geben.

(John Locke, englischer Philosoph und Politiker, 1632 - 1704)

14 Antworten

Bewertung
  • vor 10 Jahren
    Beste Antwort

    Interessant an dieser Frage finde ich, dass sie heute aktueller denn je ist:

    Im Internet steht uns mit wenigen Klicks eine Fülle von (vermutlichem) Wissen zur Verfügung.

    Von physikalischen über geologische, biochemische oder medizinische bis hin zu soziologischen oder politikwissenschaftlichen Studien und Theorien können wir Einblick in ein schon quantitativ unüberschaubares Feld nehmen.

    In einem (zumindest in der sog Internet-Community) viel beachteten Beitrag auf der re:publica hat Gunter Dueck verkürzt gesagt, dass das eigentliche Wissen heute ein Datensatz ist. Die Frage sei, mit welchen Mitteln wir darauf zugreifen. Heute komme es nicht mehr darauf an, die einzelnen Dinge zu wissen oder zu lernen, sondern darauf, dass man das abrufbare Wissen verwendet.

    Naja. Zu wissen, wo etwas steht, heißt noch lange nicht, dass ich es auch kann. Im Internet kursieren ausreichend Informationen über Chirurgie. Dessen Betrachtung macht mich aber nicht zum Chirurgen. Einfacher: Alleiniges Lesen übers Autofahren macht mich nicht zu einem fähigen Autofahrer.

    Und so müssen wir uns auch überlegen, wie wir mit der riesigen Menge verfügbaren Wissens umgehen.

    Ich stimme Locke zu, dass das Gelesene nur dann unser Eigentum werden kann, wenn wir es auch durchdenken.

    Ich bezweifle aber, dass das allein ausreicht. Das würde vielleicht Kant behaupten, der der individuellen Reflexionsfähigkeit viel zutraut.

    Konstruktives Denken fällt nicht vom Himmel. Die allermeisten Menschen sind auf Schulbildung, auf Meinungsaustausch angewiesen. Einige von uns werden auch bejahen, dass die gut durchdachte Beurteilung einer gewissen geistigen Reife und/oder Lebenserfahrung bedarf.

    Also: Klar, Lesen allein reicht nicht, Denken ist gefragt. Wer würde da nicht mit Locke übereinstimmen. Aber: Ich denke nicht, dass Robinson Crusoe, hätte er eine Bibliothek zur Verfügung gehabt, verallgemeinerbare Erkenntnisse zu wesentlichen Teilen unseres vermeintlichen Wissens entwickelt haben würde. Entsprechend sollten wir m. E. auch gerade in internetbasierten Zeiten, in denen für fast jede Theorie eine wohlwollende Statistik im www zu finden ist, genauer fragen, wie man zu Erkenntnissen, Ansichten und fundierten Urteilen gelangt.

  • vor 10 Jahren

    Natürlich hat er Recht :-)

    Ich kann mir Tonnen von literarisch und philosophisch absolut hochrangige Bücher und auch Filme reinziehen, wenn ich lustig bin...

    Kann behaupten: ich habe sie alle gelesen oder gesehen...

    Was aber nichts darüber aussagt, was sie mit mir gemacht haben, d.h., ob ich irgend etwas von dem Gelesenen oder Gesehenen überhaupt a) intellektuell verstanden und b) intellektuell meine Schlüsse gezogen und c) irgend etwas Sinnvolles für mich (oder dann auch andere Beteiligte, die mit mir enger oder globaler verknüpft sind) aus dem Gelernten gemacht habe - also, in die Praxis und den Alltag umgesetzt habe...

    ... oder :-/?

  • vor 10 Jahren

    Der Mann beherrschte offensichtlich die deutsche Sprache nicht schlecht.

    Trotzdem hat er Recht: quality goes in front of quantity - oder so ähnlich ...;)

  • Lannus
    Lv 7
    vor 10 Jahren

    Ein Grundstein bleibt eben nur ein Grundstein, das dazu passende Gebäude muss ich dann mit meinem Wissen selbst erbauen.

    Was gleichbedeutend ist mit gepaarten eigenen durchdachten Umsetzungsmöglichkeiten, den dazugehörigen praktischen Erfahrungen und der Erfüllung der erreichbaren Zielsetzung.

    Einfach ausgedrückt - learn by doing! Oder - probieren ist besser als nur studieren!

    Theorie mit der Praxis in Verbindung bringen und daraus Resultate erkennen lernen.

    John Locke hatte schon damals einen guten Erkenntnisstand in seiner Denkweise!

    Quelle(n): Gruß Lannus
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  • vor 10 Jahren

    Man kann sogar noch weiter gehen und sagen, dass auch der Intellekt als Werkzeug nicht ausreicht, sondern dass man das Gelesene verstehen muss, indem man das Bewusstsein und die Gefühlswelt mit einschaltet.

  • Anonym
    vor 10 Jahren

    "Wissen" ist nicht gleich verstehen !

  • ?
    Lv 6
    vor 10 Jahren

    Ja,durchaus einleuchtend-

    unser eigener Geist schenkt uns nach dem Lesen unser eigenes Verstehen,

    u. macht so das Gelesene zu unserem geistigen Eigentum,

    denn auch das Verstehen ist nicht bei allen ein Gleiches.

  • vor 10 Jahren

    wo hast du denn dieses Zitat ausgegraben - ist ja sehr interessant. Also sehen wir uns die Aussage mal genauer an. Es erscheint im ersten Augenblick logisch, ist aber sehr öberflächlich. Denn "lesen" ist wie ein Dialog in Einbahnstrassenformat. Warum sollten wir etwas lesen, ohne es gleichzeitig auch verstehen zu wollen? Der Wille zu verstehen, steht eindeutig vor dem lesen. Während des lesens entscheidet sich, ob wir den Text verstehen, oder nicht. Aber vorausgesetzt wir verstehen den Text (sonst würden wir ihn nicht lesen) geht das denken mit dem lesen Hand in Hand. Wenn wir mal ganz ehrlich sind: die Bücher die man nicht versteht, fliegen irgendwann in die Ecke und bleiben dort ungelesen liegen. Das kann verschiedene Gründe haben, z.B. der Autor schreibt auf einem geistigen Niveau, zu welchem uns der Zugang versperrt ist, oder die Geschichte ist so langweilig, dass wir uns für den Abbruch des lesens entscheiden. Ein gute Beispiel hierfür ist das Telefonbuch, was sicher eine Menge nützlicher Daten enthält, aber nicht sonderlich lesenswert ist.

    Meine Meinung zu John Locke möchte ich jetzt nicht öffentlich kund tun, aber das obige Statement zeigt wie platt seine Philosophie war (ich glaube, er war gar kein akademischer Philosoph)

    saludos

    Rafa

  • 🌛
    Lv 5
    vor 10 Jahren

    Einer, der Ahnung hatte, von dem was er sagte.

  • vor 10 Jahren

    Natürlich hat John Locke Recht.

    Ein Beweis dafür, ob man ein Buch auch gut durchdacht und sich zu eigen gemacht hat, ist die Tatsache, ob man sich nach Jahren noch daran erinnern kann.

    Quelle(n): habe gerade ein Buch wieder gelesen, das ich vor 30 Jahren sehr gerne gelesen hatte.
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