Ist die niedrige Geburtenrate / hohe Singleanzahl eine Folge der Emanzipation?
Nach der Gleichberechtigungsbewegung sind Frauen in vielen Dingen gleichberechtigt mit Männern. Das hat dazu geführt, dass es immer mehr Frauen gibt, die ihr leben völlig selbstbestimmt Leben und auch sehr selbstbewusst auftreten. Könnte das dazu geführt haben, dass sich immer weniger Männer trauen eine solche Frau anzusprechen? Im Präkariat (neudeutsch für Unterschicht) ist der demographische Wandel noch nicht zu sehen. Im Bildungsbürgertum (schreckliches Wort, aber besser als Präkariat) bzw. der Oberschicht hingegen geht die Geburtenrate zurück und viele intelligente junge Leute bleiben sogar Single.
Diese Theorie ist natürlich provokant und vielleicht sehe ich das ja auch nur falsch und aus meinem begrenzten Blickwinkel. Aber irgendwie muss das ja zu erklären sein, dass die klügsten Frauen häufig unzufriedenstellende Beziehungen und selten Kinder haben. Das Kinder in Deutschland finanziell belastend sind, sollte Besserverdiener ja nicht abschrecken.
Nova2013-06-25T06:23:07Z
Beste Antwort
Hallo Franky,
provokant würde ich die These nicht unbedingt nennen. Sie ist eine mögliche Interpretation der Fakten.
Die gesunkenen Geburtenraten gehen sicherlich zum Teil auf die Emanzipation zurück, bzw. auf die besseren Bildungsmöglichkeiten, die Frauen dank der Emanzipation / Gleichberechtigung zugänglich sind. Frauen können und wollen heute Karriere machen. Aber die Gesellschaft macht es Frauen schwer, Kinder und Karriere gleichzeitig zu haben!
Für viele Frauen aus einem weniger gebildeten Umfeld sind Kinder ein Weg der sozialen Absicherung - das Kind bindet den Kindsvater an die Frau, und das Kindergeld stellt einen Teil der Grundversorgung dar: Kind = sicheres Leben. In Folge dieser Gleichung gibt es allerdings im Präkariat mehr und mehr zerrüttete oder gescheiterte Ehen, bzw. Frauen, die ihren Partner verlassen. Ergebnis sind alleinerziehende Mütter - Singles. Und ihre verlassenen Partner - Singles.
Frauen aus gebildeten Familien werden meistens angehalten, eine Ausbildung abzuschließen. Sei es eine praktische Ausbildung oder ein Studium, auf jeden Fall konzentrieren die meisten sich erst auf Ausbildung, danach auf Karriere und bleiben deshalb länger Single. Frauen, die sich auf ihre Karriere konzentrieren, wählen sehr sorgfältig ihren Partner bzw. den potenziellen Vater ihrer Kinder aus. Und sie sind sich bewusst, dass Kinder Geld kosten, und keine soziale Absicherung darstellen. Kinder werden somit später geboren - oder gar nicht, weil der passende Partner erst (zu) spät im Leben gefunden wird.
Um aber auf Deine Frage zurückzukommen: Trauen sich Männer immer weniger eine gebildete und selbstbestimmte Frau anzusprechen?
NEIN. Ein Mann sieht eine Frau, die ihm gefällt - also spricht er sie an. Im ersten Moment weiß er nicht, ob sie einen IQ von 80, 100 oder 135 hat, oder gar 500 000 Euro im Jahr verdient!
Allerdings führt ein Ansprechen nicht automatisch zu einer Beziehung, geschweige denn zu Kindern. Frauen wählen heute wie bereits gesagt bewusster ihren Partner - und sie definieren sich nicht mehr nur über Kinder und Ehe... Männer müssen andererseits mit einer veränderten Rollenverteilung in Beziehungen klarkommen. Der Macho ist toll für den Spaß, aber das heißt nicht, das Frau ihn gleich heiratet.
Ein weiteres Problem ist die Einstellung vieler Menschen zu essentiellen Fragen wie Treue, Familie, Bindung. Unsere Gesellschaft besteht größtenteils aus Egoisten und Hedonisten, denen das eigene Vergnügen (ohne Verpflichtungen) wichtiger ist als an einer vielleicht komplexen Beziehung zu arbeiten. Viele wollen weder Zeit noch Kraft in eine Beziehung investieren, da ihre Bedürfnisse auch außerhalb befriedigt werden. Weniger langfristige Beziehungen auf der einen Seite, die medizinischen Möglichkeiten, eine (ungewollte) Schwangerschaft zu beenden auf der anderen Seite, und zuletzt die familienunfreundlichen Bedingungen in Deutschland - das sind die Faktoren, die die Geburtenrate senken.
Hallo, ich denke eher, dass es natürliche Zukunftsängste sind. Frauen, die eine gute Ausbildung haben, sind zu ersetzen, denn in der Phase der Babypause gibt es Ersatz genug. Heute ist kein Arbeitgeber so sozial eingestellt, dass er einen Platz nur aufhebt, weil er die Frau Müller wie gehabt auf ihren Stuhl setzt. Die Konkurrenz ist groà und die Angst des Arbeitgebers auch, dass in einem Jahr die Frau wieder ausfällt, weil sie noch ein Kind haben möchte. Das Auf und Ab ist keinem Chef in der schnellen Zeit recht. Frauen sagen sich, dass sie bei dem ständigen Wechsel in der Wirtschaft lieber flexibel bleiben und jederzeit im Ausland arbeiten können, wenn sie keine Kinder haben. Die Sicherheit ist in diesem Land nicht mehr gegeben, denn laufend werden Firmen geschlossen und überraschend Mengen an Menschen auf die StraÃe gesetzt. Wer will dann noch Kinder haben? AuÃerdem ist in diesem Land ein Kind kein willkommener Gast. Wohnungen werden unbezahlbar und die Wandschränke, die sich Kinderzimmer nennen, haben sich auch nicht geändert. Betreuungen, die qualitativ gut sind, sind unbezahlbar geworden und Kinder die auÃer Guten Morgen noch andere Töne von sich geben, werden in diesem Land als lästig empfunden.