Ist Obdachlosigkeit in Deutschland selbst verschuldet, oder ein Fehler im System?

Bernd W... aus LE ツ2012-09-07T05:31:41Z

Beste Antwort

Ich habe einmal vor ein paar Jahren mit einem Obdachlosen gesprochen.
Er fiel mir auf da er nach seinen Möglichkeiten sauber gekleidet und gewaschen war.
Der Mann bettelte zwar aber ohne aufdringlich zu werden und er hatte eine klare und feste Stimme.
Ich erfuhr das er am liebsten im Erdboden versinken möchte aber er hat keine Wahl.
Seine Frau ließ sich von ihm scheiden, hat ihn aus der Wohnung geworfen, er zog unter einer Brücke, zwei Wochen später verlor er seinen Arbeitsplatz weil er ungepflegt zur Arbeit kam.
Neue Arbeit bekommt er nicht weil er keinen Wohnsitz hat und einen Wohnsitz bekommt er nicht da er keine Arbeit hat. Um bei den Behörden zu betteln ist er zu stolz.

Das hat mich schon sehr traurig gemacht, ich gab ihm 10 Euro und am folgenden Tag nochmal 5.
Dann sah ich ihn nicht wieder. Tage später stand in der Zeitung wer diesen obdachlosen Mann kennt, ... er hat sich an einem Baum im Park erhängt.

BW

Anonym2012-09-12T04:20:42Z

Für mich zeigen Obdachlose einen Fehler im Systhem auf, sicher gibt es Menschen die sich bewusst abnabeln aber auch das hat Ursachen die viel mit Ausgrenzung und Einsamkeit innerhalb des Systhems zu tun haben.

Man gibt sich in Deutschland immer sehr Sozial dabei ist das Desinteresse an anderen Menschen Frappierend. Sozial ist man doch nur wenn man eigne Interessen damit verknüpft und sich Selbst darstellt dabei.


Der Egoismus hingegen wird überall verherrlicht.

dietze2012-09-12T00:39:30Z

Sowohl als auch. Viele Menschen haben nicht die Fähigkeiten mit Problemen fertig zu werden, egal ob beruflicher, menschlicher Natur, Krankheitsgründe, psychisch, usw. Es gibt aufgeschlossene Kämpfernaturen und schüchterne Introvertierte, es gibt Intelligente und einfach strukturierte, aufgeschlossene und verschlossenen Charaktere. In unserem Gesellschaftssystem ist nur der gut bedient der sich wehrt, seine Ellbogen benützt und weiß wo er welchen Hebel ansetzen muß.
Und hier ist die Teilschuld am System: Es läßt zu daß die schwachen und die kleinen, das sind nun mal die meisten von uns, abrutschen können, es läßt zu daß derjenige der alle Kraft verloren hat nicht wieder hochkommt. Und es läßt diejenigen welche in ihrem "trauten Heim" leben und ihre "Ruhe" haben nicht auf den Gedanken kommen daß dies nicht selbstverständlich ist und eben viele diese Chance nicht (mehr) haben. Deswegen gibt es soziale Einrichtungen und das ist gut so, allerdings ist für viele die Annahme von Hilfe aus den verschiedensten Gründen sehr schwer. Aber das ist zu viel für hier...

Ingemar Martyrius2012-09-10T23:12:28Z

Auf jeden Fall hat das System einen Anteil und wird durch die Obdachlosigkiet gespiegelt, denn der soziale Wohnungsbau scheint mir hierzulande nicht mehr en voque zu sein, sondern mehr die Luxussanierung.

Sandra2012-09-10T10:14:01Z

ohne Arbeit keine Wohnung und ohne Wohnung keine Arbeit. Viele Obdachlose sind suchtkrank, ihnen fällt es schwer sich in einem geordneten Leben zurecht zu finden. Wenn man Geld und Wohnung vom Amt haben will, hat man ja auch bestimmte Pflichten, zb muss man Termine dort wahrnehmen, Vorgaben einhalten, ggf an einer Maßnahme teilnehmen etc. Suchtkranke können das aber ab einem gewissen Punkt nicht mehr. Eine Wohnung zu haben, also Mieter zu sein, bedeutet auch das man Pflichten hat. Man muss sich um seine Finanzen kümmern, die Wohnung sauberhalten usw. Viele schaffen es einfach nicht, einen normalen Alltag zu leben, ihre Rechnungen zu bezahlen.

irgendwann bleibt nur noch das Wohnheim und das ist für viele noch schlimmer als auf der Straße zu leben.

Würde man sich die Mühe machen, sich jede Geschichte eines Obdachlosen anzuhören, würde zumindest der ein oder andere mehr Verständnis haben. Wobei ich das bei vielen grundsätzlich bezweifle, die meisten denken doch sowieso "mir kann das nie passieren", Verständnis haben die meisten doch nur für die Menschen, die genauso bürgerlich leben wie sie es selber tun. Und das fängt schon in der eigenen Straße und Nachbarschaft an. Da wird eine Norm vorgegeben und wer in diese Schublade nicht reinpasst, anders ist, sich anders verhält als der Durchschnitt, fällt schon aus dem Raster.

Und da sind Obdachlose natürlich für viele Leute wie Wesen vom anderen Stern.

@ Tom Mix

Menschen wie dich und andere meine ich. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie ihr über Menschen denkt die anders sind als das was ihr als normal empfindet. Der Alkoholiker hat selber schuld ( warum hat er schliesslich angefangen zu trinken?), der 250 Kilo Mann hat selber Schuld( warum frisst er soviel ?), der Magersüchtige hat selber Schuld ( warum ißt er nichts?) usw usw leider vergißt du dabei eins. Meinst du allen ernstes, das sich jemand gerne in so eine Spirale begibt, am Ende dann sogar sein Leben aufs Spiel setzt? Alles freiwillig? Meinst du nicht, diese Menschen würden sich nicht auch ein Leben in Gesundheit, Wohlstand und Glück wünschen? Euch fehlt leider der Blick hinter die Fassade. Ihr müsst so ein Leben wirklich mal führen, damit ihr die Probleme, die dahinter stecken, wodurch all solche Dinge entstehen und wie sie sich entwickeln können, überhaupt ansatzweise verstehen könnt. Vielleicht kommt ihr dann mal von eurem hohen Ross herunter. Denn ihr meint ja zu all dem "euch kann sowas alles niemals passieren"......glaub mir es kann, wenn das Leben mal richtig hart zuschlägt.

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