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Wer anderen nicht verzeihen und ihre Fehler nicht ertragen kann, kann der auch sich selbst schwer verzeihen?

22 Antworten

Bewertung
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Ja, weil die meisten Menschen die hohe Forderungen an andere stellen, noch höhere an sich selbst stellen. Dahinter steht meist eine Erziehung in der Kindheit, die Perfektheit verlangte und wo das Kind nicht sein durfte wie es ist, sondern sein musste, wie die Eltern es wollen und jegliche Individualität unterdrückten.

    Es gibt natürlich auch Leute, die sich selbst immer alles verzeihen und für andere 0 Toleranz haben, von denen sind mir aber noch nicht so viele begegnet. Tacuht meist bei antiautoritärer Erziehung auf. Ich kenne dagegen viele die dem ersten Typus entsprechen.

    Wenn es zu einem Fehltritt oder Fehlverhalten gekommen ist, verzeihe ich anderen und mir selbst erst dann, wenn es zu einer ausführlichen Entschuldigung gekommen ist.

    Und genauso wie mir Leute von vor Jahren einfallen, die sich noch bei mir entschuldigen müssen, fallen mir auch Leute ein, bei denen ich mich noch entschuldigen muss.

    Bei einem Teil habe ich das bereits getan und abgearbeitet.

    Eine Entschuldigung ist aber erst dann ernst zu nehmen, wenn man echte Reue zeigt und wirklich büßt, riskiert sein Gesicht und seine Ehre zu verlieren und dem anderen die Gelegenheit gibt, einen zu erniedrigen. Das heißt, wenn man sich wirklich entschuldigen will, muss man dafür auch leiden. Alles andere ist nur leeres, formales Geplänkel und stellt das Gesicht des anderen nicht wieder her.

    Ähnlich ist es auch bei Fehlern im Charakter. Ich persönlich finde, dass man sich Liebe und Zuneigung verdienen muss - und finde es respektlos, mich jemandem zuzumuten solange ich nicht perfekt bin bzw sämtliche Verhaltensfehler ausgemerzt habe, die ich momentan noch habe. Wenn man sich so auf eine andere Person einlässt, wäre es so als würde man ein schlusig verpacktes Geschenk schenken oder als würde man etwas stehlen, was einem noch gar nicht zusteht. Ich habe kein Recht, das anzunehmen und die Pflicht es weiterzugeben.

    Denn: was nützt einer Person schon, wenn ich sie über alles liebe und vielleicht mehr als irgendwer anders, wenn ich mich nicht so schön verhalte wie irgendwer anders?

    Die Fehler und Macken von anderen kann ich ansonsten ganz gut ertragen, obwohl sie manchmal bewirken, dass ich eine Person irgendwann nur noch als normalen Durchschnitt und nichts besonderes mehr wahrnehme.

    Ich sehe es übrigens nicht als Charakterschwäche nicht verzeihen zu können. Das ist glaube ich eine eher christlich neutestamentarisch geprägte Idee.

    Ich bin halt so erzogen worden: Man muss jedem Menschen ein Grundmaß an Respekt entgegenbringen, Aufmerksamkeit, Liebe und Verzeihen jedoch muss man sich erarbeiten und verdienen und man darf niemals erwarten, dass man es einfach so geschenkt bekommt. Ebenso ist man nicht verpflichtet einer Person zu verzeihen, die ihr Recht auf einen gewissen Respekt verspielt hat.

    @Tha Prototype:

    Ja, nur an schlimmes. Alle Arten von Schlägen und Prügeln mir gegenüber kann ich verzeihen, weil so etwas nur im Wutausbruch passiert. Außerdem hat mir meine Mutter beigebracht, wie man mit Hilfe einer Atemtechnik und Konzentration keine Schmerzen fühlt. Alle Arten von Beleidigungen und Verletzungen und Enttäuschungen kann ich verzeihen, wenn ich weiß, dass dahinter ein schwacher Charakter steht.

    Beispiel: zwei beste Freundinnen von mir spannten mir mal jeweils den Freund aus, eine mit der Begründung "Tja, ich bin eben doch besser als du", die andere mit der Begründung ganz verliebt zu sein. Der ersten Person kann man verzeihen, weil dahinter steht, dass sie Minderwertigkeitskomplexe hatte. Die zweite Person muss sich dagegen entschuldigen, da jeder Mensch soviel Anstand und Disziplin haben sollte, sich irgendeine Verliebtheit abzugewöhnen, wenn sie nicht angebracht ist.

    Aber alle Ehr- und Gesichtsverletzungen, die aus purem Spaß oder purer Boshaftigkeit zugefügt wurden, vergesse und verzeihe ich nicht. Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit.

    Und bedenk mal: Wenn ein Mensch gedemütigt, misshandelt, vergewaltigt etc wurde. MUSS er dann verzeihen? Demütigt ihn die Gesellschaft nicht noch einmal mehr, wenn sie sagt "Du musst das verzeihen, vergessen und drüber stehen?"

  • Manu
    Lv 4
    vor 1 Jahrzehnt

    Anderen und sich selbst verzeihen ist eine Sache und Vergessen oder nicht vergessen können eine andere!

    Es gibt Menschen denen ich verziehen habe und einen Neuanfang gewagt habe. Aber auch Menschen denen ich verziehen habe und wo sich der Kontakt nur auf ein höfliches Hallo beschränkt.

    Kein Mensch kommt perfekt auf die Welt , und wir alle haben unsere Stärken und Schwächen. Und wir lernen alle dazu und haben die Möglichkeit uns bis zum Ende weiterzuentwickeln.Und wir sollten allen Menschen mindestens 3 Chanzen geben die Fehler oder Verhaltensweisen (man kann ja nicht immer Grundsätzlich von Fehlern sprechen )zu überdenken und neu anfangen zu können.

    Es gibt Personen die meinen man würde automatisch vergessen wenn man vergeben hat.Dem kann ich nicht zustimmen!

    Sollte ich viel. als nächste Frage reinstellen ob dann die Vergebung keine echte Vergebung gewesen ist, wenn man nicht vergessen hat ! ??

    Quelle(n): Eigene Erfahrung
  • Man könnte es auch anders herum sehen:

    Wer sich selbst nicht verzeihen kann, könnte es schwer haben, anderen zu verzeihen.

    Verzeihen hat etwas mit Großzügigkeit zu tun. Wer Schwierigkeiten hat, sich selbst großzügig Fehler und Fehlschritte im Leben zu verzeihen, der kann dies wahrscheinlich auch nur sehr begrenzt anderen gönnen.

    Somit wäre deine Frage mit 'Wahrscheinlich ja' zu beantworten. Käme auf die Betrachtung des Einzelfalls an.

    Manche verzeihen anderen alles, nur sich selber nicht. Manche verzeihen anderen nicht, aber ständig sich selbst. Gibt es wohl alles...

    Wer seine eigenen Fehler ertragen oder sogar annehmen kann, der weiß auch wie es anderen ergeht, und kann ihnen deshalb leichter ihre Fehler nachsehen und/oder verzeihen.

    Verzeihen ist super interessant. Man kann das lernen. Wer verzeihen gelernt hat, wird deutlich weniger Ereignisse im Leben finden, bei denen er/sie hadern müsste.

    Es ist eine Entscheidungssache. Ich denke, man fängt vielleicht am besten bei sich selber an.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Offensichtlich erkennt er "seine" Fehler bei anderen und reagiert aus diesem Grunde unverzeihlich.

    Das paradoxe scheint darin zu liegen,das er diese "Fehler" bei sich nicht finden kann oder will.

    Entsprechend hat er keine Probleme sich zu verzeihen,es gibt für Ihn keinen Anlass.

    Oftmals in Eltern Kind Beziehung zu erkennen.

    Gruß aus dem Süden

    Quelle(n): Alltag
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  • vor 1 Jahrzehnt

    Solche Menschen machen selber keine Fehler :-) (glauben sie)

  • vor 1 Jahrzehnt

    wer andern nicht verzeihen kann

    macht keine fehler, der seiner meinung nach

    und wird er doch mal überführt,

    so fängt er meist dann an zu schrein.

    damit er sich nicht selber muss verzeihen!

  • nimrod
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    was sind denn fehler? - die abweichung von norm und vorstellung. wer sich danach richtet, tut es meist bei sich genau so wie bei anderen.-

    was ist verzeihen? - loslassen. wer schwer loslassen kann, wird es bei den fehltritten anderer eben so tun, wie bei den eigenen.-

    also ist deine frage mit 'ja' zu beantworten.-

    nachtrag: schlimmer finde ich jene menschen, die verschiedene maßstäben ansetzen ... was sie dürfen, was sie sich selbst verzeihen, gestatten sie anderen nicht.-

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    wäre man dann nicht ein Misanthrop??? das würde ich mir nicht verzeihen.....

    Quelle(n): ♂
  • vor 1 Jahrzehnt

    Ja, eindeutig klarer und immer richtiger Rückschluß.

    In der Regel sind wir unsere schärfsten Kritiker.

    Da wir zu Übertreibungen neigen praktizieren wir dies auch in diesem Fall.

    Die übernommene Kritik aus der Prägungssituation wenden wir auch weiterhin gegenuns an und aus dieser Härte entwickelt sich zwangsläufig die unerbittliche Strenge gegenüber anderen, die sich nicht dem Prägungsschema entsprechend verhalten.

    (Das geht doch nicht, das die sich weigern, wo man selbst keine Wahl hatte : - ) )

    Da steckt auch eine gehörige Portion Gerechtigkeitsempfinden dahinter, was bewirkt, das Täter sich in so einer Situation auch noch im vollen Recht fühlen und absolut empört auf Widerstand reagieren.

    Erst wenn sie ihre eigene Vergangenheit erinnern und spüren, wie manipuliert sie reagieren wendet sich die Empörung gegen jene, die einem damit belastet haben.

    Wagt man dann den Haß und die Wut herauszulassen, ohne sich oder jemanden anders zu verletzen, findet die tiefe Trauer darüber ihren Grund und kann herausfliesen, die damit verbundene Erleichterung setzt bislang gebundene Energie frei und schafft Raum für die Veilfalt des Lebens.

    LG Jo

  • vor 1 Jahrzehnt

    Davon gehe ich aus, leider gibt es Menschen die über ihre eigene "Fehlbarkeit" stolpern. Vermute mal das einige ihre Fehler nicht eingestehen, geschweige denn verzeihen können. Ich vermute das die Ursache in der Kindheit liegt. Die prägt ja eigentlich jeden. Leider sind es oft Menschen die eventuell streng erzogen wurden. z.B: zeige keine Schwächen,streng religiös, für eigene Fehler bestraft wurden. Folglich glaube ich, das eigene Fehler als persönliche Niederlage gesehen werden.

    Gruß Angie

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