gibt es religionen, in den *nicht* der tod den übergang in eine jenseitige welt bedeutet?
also, es passiert einfach nichts mehr nach dem tod. oder man geht z.b. *vor* dem natürlichen tod in eine jenseitige welt? ich weiss nicht, was es alles für vorstellungen sonst noch geben könnte und wäre um hinweise dankbar.
2012-09-01T15:05:07Z
vielen dank für die ausführungen. sehr interessant. und wir kommen fast ohne dr aus. das ist doch ein lichtblick.
2012-09-09T01:06:49Z
[nachtrag] sorry, ich hab's eilig: meine eindrücke: http://pastebin.com/EuxyueTX
aeneas2012-09-01T14:55:02Z
Beste Antwort
Wie waer's denn mal mit dem Christentum? "Wiederauferstehung" hat keineswegs die Bedeutung von "Uebergang". Im Gegenteil, ein entsprechender Bibeltext [Prediger 9:5 ] lautet: "Denn die Lebendigen wissen, daß sie sterben werden; die Toten aber wissen nichts, sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Gedächtnis ist vergessen". Klarer gehts wohl kaum.
Der Glauben an Uebergaenge in eine jenseitige Welt stammt von den Aegyptern und wurde spaeter von Roemern, Griechen und weiteren Kulturen uebernommen [deshalb gab es auch Grabbeigaben] und hat dann - wie sollte es auch anders sein? - den Weg in die katholische Kirche gefunden, wie so viele andere heute als "christlich" gepflegte Braeuche auch..
Daà die israelitische Religion bis zum Babylonischen Exil keine Jenseitshoffnung kannte, hat @erhardgr schon dargelegt. Ansätze einer über den Tod hinaus reichenden Hoffnung gab es allerdings schon vorher. In Jesaja 25,6-8 ist von einem groÃen Fest die Rede, das Gott allen Völkern auf dem Zionsberg bereiten werde, es werde an nichts mehr Mangel herrschen, Gott werde alle Tränen abwischen und den Tod für immer verschlingen. Hier ist zwar noch nicht von einer individuellen Auferstehung die Rede, aber der Glaube an Gottes rettende Allmacht, die stärker ist als alle zerstörerischen Mächte, auch stärker als der Tod, ist eine ganz entscheidende Wurzel, aus der sich der jüdisch-christliche Auferstehungsglaube entwickelt hat. Das Reden von der Ãberwindung des Todes (Luther übersetzt: „... den Tod für immer verschlingen“) hat dabei auch schon etwas Schillerndes, das über die bestehende Welt hinausweist, denn der Tod kann in dieser Welt nicht überwunden werden, da er als biologisches Faktum ein Bestandteil dieser Welt ist. Das groÃe Fest Gottes soll aber nach Jesajas Worten nicht in einer jenseitigen Welt, sondern hier auf Erden, auf dem Zionsberg in Jerusalem und um ihn herum, stattfinden.
Vorstellungen von einer Auferweckung der Toten finden sich während des Babylonischen Exils beim Propheten Hesekiel (37,1-14). Der Prophet hat eine Vision, in der die Knochen der Toten zusammenrücken, wieder mit Fleisch, Sehnen und Haut überzogen werden und wieder Lebensatem eingehaucht bekommen. Diese Auferstehung betrifft nur die Israeliten, und sie findet in keiner jenseitigen Welt, sondern im Diesseits in Israel statt. Es zeigt, wie schwer sich Israel mit Vorstellungen über eine jenseitige Welt getan hat, und das heiÃt auch: daà die jüdisch-christliche Auferstehungs- und Ewigkeitshoffnung nicht in wild wuchernden Phantasien und Spekulationen über das Jenseits wurzelt.
Zur Zeit Jesu war die jüdische Auferstehungshoffnung, wie @erhardgr schon geschrieben hat, voll ausgebildet. Sie wurde von den Pharisäern vertreten, die damals die führende, prägende Kraft innerhalb des Judentums waren, während sie von den ebenso konservativen wie elitären Sadduzäern, die die vorherrschende Partei in der Jerusalemer Priesterschaft waren und im Volk kaum eine Basis hatten, abgelehnt wurde.
Jesus selbst hat, wie aus etlichen Stellen in den Evangelien hervorgeht, an die Auferstehung der Toten geglaubt und hat sie selber gelehrt. Allerdings hat er den apokalyptischen Vorstellungen seiner Zeit, nach denen die Auferstehung und ein göttliches Weltgericht an einem konkreten Zeitpunkt am Ende der Welt stattfinden werden, offenbar sehr distanziert und kritisch gegenübergestanden. Die Worte Jesu in Lukas 20,38 („Sie <die Toten> leben ihm alle,“ Präsens!) oder in Lukas 23,43 (zu dem mit ihm Gekreuzigten: „HEUTE wirst Du mit mir im Paradies sein“) eine von den apokalyptischen Vorstellungen deutlich abweichende Form das Auferstehungsglaubens, die darin wurzelt, daà wir auch über den Tod hinaus in Gottes Hand geborgen bleiben und nach dem Tod ohne „Zeitverzug“ zu ihm gelangen. Diese Variante des Auferstehungsglaubens entspricht dem bedingungslosen Gottvertrauen, das Jesus gelebt und gelehrt hat, sehr viel mehr als die apokalyptische. Die Rede von den furchtbaren Schrecken der „Endzeit“ (Markus 13,14-27 / Matthäus 24,15-31 / Lukas 21,20-28) ist vor dem Hintergrund des jüdischen Krieges um 70 n.Chr. entstanden und geht in dieser Form und in diesem Umfang nicht auf Jesus zurück.
Trotzdem hat @Gelassener Recht, wenn er schreibt, daà die Hoffnung auf das Reich Gottes eine diesseitige, irdische Hoffnung sei. Nur: das Reich Gottes (griechisch: „basileia tou theou“ = Königsherrschaft Gottes) ist etwas anderes als die Auferweckung der Toten und das ewige Leben. Das sind zwei verschiedene Dinge. Das Judentum und auch Jesus haben für die Auferstehungshoffnung nie den Begriff „Reich Gottes“ verwandt.
Daà die Vorstellung vom Reich Gottes als einer vollkommen gerechten, friedlichen Welt im Diesseits, wie @Gelassener schreibt, „zumindest in der heutigen Zeit und nahen Zukunft jeglichem Realismus entbehrt,“ ist wohl wahr. Das verleiht der Reich-Gottes-Hoffnung den Charakter einer Utopie. Eine Utopie ist etwas anderes als bloÃe Phantasterei oder Illusion. Eine Utopie ist die Vision von einer besseren Welt, die nicht zu weltfremden Träumereien, sondern zu konkretem Handeln führt und dazu die nötige Kraft und Hoffnung verleiht. Die vollkommene Verwirklichung einer Utopie wird in dieser Welt nie erreicht. Ihren Wert und ihre Berechtigung erweist sie vielmehr in den „Teilerfolgen“ und relativen Veränderungen und Verbesserungen, die im Weg auf das visionäre Ziel zu erreicht werden.
Der Glaube eines Christen basiert auf der Bibel, und diese teilt uns mit, was nach dem Tod mit uns geschieht: Wir gehen in die Nichtexistenz über.
(Prediger 9:5, 6) Denn die Lebenden sind sich bewuÃt, daà sie sterben werden; was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewuÃt, auch haben sie keinen Lohn mehr, denn die Erinnerung an sie ist vergessen. 6 Auch ihre Liebe und ihr Haà und ihre Eifersucht sind bereits vergangen, und sie haben auf unabsehbare Zeit keinen Anteil mehr an irgend etwas, was unter der Sonne zu tun ist.
(Prediger 9:10) Alles, was deine Hand zu tun findet, das tu mit all deiner Kraft, denn es gibt weder Wirken noch Planen, noch Erkenntnis, noch Weisheit in dem Scheá»l, dem Ort, wohin du gehst.
(Psalm 146:4) Sein Geist geht aus, er kehrt zurück zu seinem Erdboden; An jenem Tag vergehen seine Gedanken tatsächlich.
Da wir aufgehört haben zu existieren, können wir nicht an einem anderen Ort weiterleben. Da wir nichts empfinden, können wir nicht gequält werden (Hölle, Fegefeuer). Diese Lehren entstammen dem Heidentum und fanden erst Jahrhunderte nach Jesus und den Aposteln den Eingang in die abgefallene Christenheit. Doch wer die Lehren Jesu und die Bibel ernst nimmt, glaubt keine solchen Dinge. Kurz gesagt: Die Bibel lehrt keine unsterbliche Seele und kein Weiterleben nach dem Tod.
Die einzige Hoffnung, die für Verstorbene existiert, ist, dass Gott sich ihrer erinnert und sie durch Jesus Christus zur Auferstehung bringt - auf der Erde.
(Johannes 5:28, 29) Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine [Jesu] Stimme hören 29 und herauskommen werden
Für die Christliche Lehre beginnt Hölle - oder Himmel schon auf dieser Erde.
Das oberste Gebot ist täglich die schenkende, fürsorgliche Liebe zu leben.
Der HERR Jesus-Christus mahnt: Mt 7:12 "Alles nun, was ihr wollt, dass die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; dies ist das Gesetz und die Propheten." Voraussetzung um dieses Gebot einzuhalten, ist gelebter wechselseitiger Respekt, Wertschätzung, Höflichkeit. Das ist die EinbahnstraÃe für Interessenausgleich, für Frieden, zuerst in den Familien, dann erst für Menschen auf der ganzen Erde. Nur so kann sich die menschliche Sehnsucht erfüllen: "Frieden auf der Erde und dem Menschen Sicherheit und Wohlgefallen." Jesus - Christus schmilzt die Bibel mit ihren 1.380 Seiten auf dies eine Gebot der zwischenmenschlichen Beziehung ab.