Wie kann man ganz bewusst etwas verarbeiten oder ist es...?

doch eher der Zeitfaktor, der wesentlich dazu beiträgt,
Schicksalsschläge, Traumata, Enttäuschungen jeglicher Art zu verkraften, zu verarbeiten oder sogar vlt. ins Positive zu kehren ?

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Thema 'Verarbeiten' und auf welche Art und Weise ist das bei euch abgelaufen ?

Jocolibri2011-05-08T12:23:52Z

Beste Antwort

Bewußt verarbeiten - hört sich fleißig an - ist es das auch ?

Nun ja, aber Voraussetzung sind doch folgende Faktoren.
1. ein achtsames, einfühlendes Umfeld das Sicherheit gewährt und Halt gibt
2. Vertrauen in die gewährte Unterstützung und der Mut, sich der schmerzvollen Trauer zu stellen
3. Das Wahrnehmen der wertvollen Hinweise von Menschen, die einem als Spiegel dienen
4. Das Erkennen der Ursachen für die erlebten Wiederholungen und deren Folgerichtigkeit.
5. Offenheit für die hochkommenden Gefühle und das hinspüren, was da noch im Unbewußten verborgen ist.
6. Annahme des Erlebten als ein gewichtiger Teil dieser Existenz und die Bereitschaft sich weiterzuentwickeln.
7. den Sinn dieses Lebens wieder finden, das persönlich Passende aus den angebotenen Möglichkeiten wählen und dabei die gemachte Erfahrung nutzen.

Der Zeitfaktor bringt hierbei nichts weiter, als das eine jahrzehntelange Konditionierung nicht von heute auf Morgen sich auflösen läßt.
Hierbei ist es Sinn voll sich umzuschauen.
Der Betrug, "das die Zeit alle Wunden heilt" ist nicht nur grausam, sondern zutiefst verwirrend.
Welche Wunde wurde denn durch Verjährung geheilt ?
Es gibt keine !
Nichts wird vergessen, alles wirkt weiter und der gefühlsverachtende Glaube dient nur der Weitergabe von der selbst erlittenen Unterdrückung.
Darauf basiert die gesellschaftliche Ausbreitung der eigenen Mißachtung, die ihr Ventil darin sucht, andere zu mißachten.
Die allgemein übliche Ausrede dient doch nur dazu, von der ohnmächtigen Unfähigkeit abzulenken, wenn man nicht wirksam trösten kann.
Dadurch werden keine Wunden geheilt, sondern dem Opfer wird klar gemacht, das es direkt keine Hilfe zu erwarten hat, sondern es wird empfohlen, geduldig abzuwarten und zu hoffen, das die Verdrängung das empfundene Leid so überdeckt, das es scheint, es wäre erledigt und vergessen.
Das ist in einem Maße unverantwortlich, das dem Opfer kaum ein anderer Ausweg möglich erscheint.
Diese Fixierung auf totschweigen, abwarten und sich selbst betrügen bewirkt das Gegenteil von dem, was man unter "verarbeiten" versteht.

Zum "(V)Erarbeiten" ist es nötig, das die traumatischen Erlebnisse neu belebt werden, um aus der Verschüttung im Unter Bewußt Sein den Weg in das Bewußt Sein zu finden.
Dies findet im Alltag, durch die meist unbewußte Leitung aus dem Unter Bewußt Sein statt, das den Kontakt zu den Menschen bestimmt, die uns in ähnliche Situationen bringen. Da die Verdrängung der Gefühle aus dem Bewußt Sein bewußt erfolgt ist, wehren wir uns bewußt stark gegen solche Wiederholungen, ohne die Folgerichtigkeit im Ablauf zu beachten. So rennt man bewußt begründet vor solchen Wiederholungen davon, während unser Unter Bewußt Sein sie uns mehr oder weniger geduldig hinterherträgt, indem es Szenen inszeniert, die perfekter nicht sein könnten, um uns auf das Verdrängte aufmerksam zu machen.
Versuchen wir bewußt beharrlich die damit verbundenen Gefühle zu unterdrücken, so bleiben wir blind im Bezug auf die mögliche Entfaltung unserer Möglichkeiten und nehmen sich anbahnende Wiederholungen so spät wahr, das wir uns scheinbar ausgeliefert fühlen.

Hilfe beim "(V)Erarbeiten", bieten zahlreiche Institutionen an.
Wichtig ist hierbei nicht nur die Form und Wahl, sondern auch die eigene Einstellung, Wertschätzung und das persönliche Umfeld.
Ich hatte das Glück, das Menschen mich geliebt, gefördert und umsorgt haben, so das der Abbau der Verdrängung kontinuierlich erfolgte und ich diese als Hochgefühl erlebte, was eine wohltuende Grundlage für das erneute Durchleben des einstigen Leides war.
Aktuell erlebtes Leid wirkt erinnernd an früheres und dieses will wahrgenommen, beachtet und für das zukünftige Sein genutzt werden.
Dabei hilft eine Gruppe, die einfühlsam das Dasein läßt was hochkommt und so zeigt, das man damit nicht einsam ist und ein weiteres Unterdrücken unnötig wird.
Loslassen tut gut. Beschützt und aufgefangen werden auch. Das hat nichts damit zu tun, sich dauerhaft klein und abhängig zu machen, aber zeitlich begrenzt ist dieses Wiederempfinden der eigenen Betroffenheit heilsam.
LG Jo

nerone2011-05-09T00:39:37Z

Reden, reden reden - das ist meine "Therapie" + jemand, der zuhört und Empathie zeigt -

lucertola 22011-05-08T13:12:31Z

Für ernste Probleme habe ich auch mehr als zehn Jahre gebraucht. Zuerst war es Zorn, Verzweiflung und Auflehnung, die mein Herz zerrissen haben.
Nach vielen Jahren jedoch sagte ich mir: Wenn alles zu nichts führt, ist es besser, ich vergesse es und wende mich anderen Dingen zu. So brauche ich nicht Nächte lang durchweinen und schone meine Gesundheit. "Glücklich ist, wer vergißt, was mal nicht zu ändern ist!" (Fledermaus)

Tifi2011-05-08T05:52:13Z

Das Miese ist, man kann es kaum steuern.

Ok, Verdrängung ist ein Schutzmechanismus, kann man auch mit Drogen tun, wie ein User geschrieben hat.

Aber letztendlich muss man sich mit solchen traurigen Ereignissen auseinandersetzen.
Mit anderen darüber reden tut gut.

Wir sind Menschen und keine Steine.

Brigitte2011-05-08T05:39:35Z

Es kommt darauf an WAS Du verarbeiten mußt und willst!
Manche Dinge verarbeitet man nie oder schafft es nicht alleine und das setzt sich irgendwo fest! Da brauchst du Hilfe von einem Fachmann/frau! Ich habe bis dato den frühen Tod meiner Mutter nicht verarbeitet und einen Schwangerschaftsabbruch, den ich machen mußte! Das schaffe ich nicht alleine!

Weitere Antworten anzeigen (9)