Warum schaffen es manche Menschen nicht, anderen bei ihren Problemen zu helfen, ohne die eigenen breitzutreten?
Mir fällt auf, dass manche Menschen, wenn sie anderen 'helfen' wollen, immer wieder betonen, dass ihre eigenen Probleme viel größer und schwerer sind. Sie nutzen die Situation nur aus, um selbst zu jammern und sich teils regelrecht als Märtyrer aufzuspielen. Wie geht es euch damit? Habt ihr etwas derartiges auch schon mal erlebt und wie geht ihr damit um?
2010-11-06T09:32:56Z
Hoppla... da haben aber schon einige DR-Teufel zugeschlagen...
2010-11-06T09:56:50Z
@ blacksonja: Sorry, aber das ist ein klarer Fall von "Frage nicht verstanden" oder "Frage nicht verstehen wollen". Mir geht es darum, dass ich nicht begreife, warum manch einer, wenn ihm jemand von seinem Problem berichtet, nur noch haarsträubendere Geschichten aus dem eigenen Leben vorkaut, wie um zu zeigen: "Warum jammerst du eigentlich? Bei mir war es doch viel schlimmer als bei dir." Ist so etwas aufbauend oder hilft es weiter? In den meisten Fällen leider nein, da man in einer schwierigen Situation nicht unbedingt hören will, dass es andere noch viel schwerer hatten, sondern man sich mitsamt seines Problems angenommen fühlen und Lösungsansätze hören will, die genau zur eigenen Situation passt.
2010-11-11T07:00:13Z
@ blacksonja: *seufz* Also gut, zweiter Versuch: Ich habe nicht gesagt, dass ich generell etwas dagegen habe, wenn man von seinen eigenen Erfahrungen berichtet. Aber ich finde es einfach unmöglich und übertrieben, wenn man - sorry - wegen jedem kleinsten Sch*** gleich die eigenen tragischen Erlebnisse bis ins kleinste Detail breittritt - selbst, wenn dies dann vollkommen am Thema vorbeigeht. Hauptsache, man hat mal wieder beweisen können, dass man selbst der größte Märtyrer auf der Welt ist und alle anderen es doch soviel besser haben als man selbst! Nein, das hat meiner Meinung nach nichts mehr mit Hilfsbereitschaft zu tun, sondern ist einfach nur krankhafte Selbstdarstellung! Lies dir mal bitte die Antwort von Vincent Hunter durch, die fand ich sehr treffend formuliert. (Danke nochmal dafür, Vincent ;D)
Vincent Hunter2010-11-06T10:06:15Z
Beste Antwort
Ich kenne das Problem leider sehr gut, und würde es mal prinzipiell als einen Fall mangelnder Empathie einordnen, oft gepaart mit einem penetranten Hang zum Seelenstriptease. Letzterer ist besonders im Internet allzu häufig vertreten - ich nehme an, die Menschen, die dort ihre privatesten Probleme bei jeder Gelegenheit, sei es noch so unpassend, der Weltöffentlichkeit präsentieren, sind einfach nur verdammt einsam und frustriert, und suchen nach irgendeinem Weg, an möglichst viel Aufmerksamkeit und Mitgefühl zu kommen. Da wird selbst eine Frage danach, wie man am besten seine Topfpflanzen düngt, genutzt, um von der eigenen tragischen Kindheit zu berichten. Vermutlich haben diese Menschen im realen Leben niemanden, der ihnen zuhört, und sie suchen im Internet eine Plattform dafür. Es ist wohl auch bei jedem die Hemmschwelle, das innerste nach außen zu kehren, unterschiedlich hoch angesetzt. Eine Bekannte von mir hat selbst Verkäufern im Supermarkt von ihren familiären Problemen erzählt - obwohl sie sehr wohl Freunde hatte, die ihr genauso zugehört haben. Aber es konnten wohl gar nicht genug Menschen von ihren Problemen wissen, bei denen ich zum Beispiel mir zweimal überlegt hätte, bevor ich sie überhaupt einer vertrauten Person erzähle.
Was ich jedoch wirklich schlimm finde, sind Menschen, die es einfach nicht ertragen können, wenn es anderen schlechter geht als ihnen. Manche, so scheint es, sind nur glücklich, wenn sie das Monopol auf Leiden für sich gepachtet haben, und jeder, der es ihnen streitig machen will, wird in Grund und Boden geredet. Beispiel: Man hat sich eine schmerzhafte Verletzung zugezogen. Aber statt eines einzigen Wortes des Mitgefühls kommt als Reaktion nur: Ach, ich hatte schon dies und das, das ist noch ungleich viel schlimmer, du hast ja keine Ahnung, was Schmerzen sind. So etwas will einfach niemand hören. Das ist nicht aufmunternd, im Gegenteil, da fühlt man sich nicht ernst genommen. Darum mangelnde Empathie - diese Menschen begreifen nicht, wann es Zeit ist, mal jemanden einfach ein bisschen zu bedauern, ihn in den Arm zu nehmen, zu trösten, was jeder Mensch von Zeit zu Zeit braucht. Das würde bedeuten, der andere würde zu sehr in den Mittelpunkt gerückt, den sie aber mit ihrem ach so schrecklichen Leben für sich selbst beanspruchen. Ich persönlich finde das ziemlich arm. Man sollte andere mit ihren Problemen ernst nehmen und auf sie eingehen. Klar, manchmal jammert man auch und braucht einen Hinweis, dass man sich zu sehr in etwas hineinsteigert. Aber meiner Erfahrung nach gibt es keine schlechtere und frustrierendere Reaktion darauf, wenn man jemandem ein Problem anvertraut, als ein "...aber mir geht es noch viel schlechter!"
Ich bekomme jeden Tag einen Anruf von einer Arbeitskollegin. Die erste Frage: "Na Sabinchen, wie geht es dir?" - Ich antworte immer mit gut, weil ich den Eindruck habe, es interessiere sie sowieso nicht. Und dann kommt sie auch schon mit ihren immer gleichen Problemen. Ständig wer wen vollgeschnauzt hat, was wer schlechtes gesagt hat... Drauf einzugehen brauche ich scheinbar auch nicht, es wird munter weiter geplappert und das verletzt. Welche Funktion habe ich bei diesen ständigen Anrufen?
Weiss nicht ob ich damit nun richtig liege und die gleichen leute anspreche wie du aber:
Man nennt gerne seine eigenen Probleme um zu zeigen das man erfahrung damit hat, das man weiss wie es sich anfuehlt. Es ist leichter fuer mich einem Maurer zu vertrauen mein Haus zu bauen der es schonmal gemacht hatte... nicht einem der ueber Mauern & Co gelesen hatte..
Auch will man zeigen das andere es schwerer oder gleichschwer hatten und immernoch leben.. um ein "sicherheits gefuehl" zu geben... auch nachdem deine frau dich verlassen hat... das leben kann besser sein. Wie es aussieht mit denen die einfach nur sagen "mein problem ist groesser als deines" glaube ich das die einfach unverschaemt sind und wahrscheinlich nur beachtet werden wollen.
Weil es schon bei Zuhören beginnt! Wer kann noch einem anderen zuhören, ohne seinen Seelenmüll dazu zu packen? Der zweite Knackpunkt ist wohl, dass viele Zuhörer auch das Gefühl haben, helfen zu müsen und damit überforder sind. Oft ist jemandem schon geholfen, wenn er sich einiges von der Seele reden kann. Drittens kann niemand einem anderen helfen, im Sinn, wie es in der Bevölkerung verstanden wird. Jeder muss seine Probleme selbst lösen. Dazu muss er sie aber erst einmal erkennen. Der eigentliche Grund ist aber wohl, weil jeder versucht, den anderen zu übertrumpfen. Vermutlich liegt das in der menschlichen Evolution bedingt. Nur der Beste und GröÃte konnte überleben und sich fortpflanzen. Also muss das "Gegenüber" übertrumpft werden. Das könnte die Ursache dafür sein, dass in einer Gesprächsrunde immer einer kränker ist, als der andere (aber nie älter, als ein anderer sein will).
1. sie wollen Mitleid 2. sie wollen zeigen das die Person mit ihrem Problem nicht alleine ist 3. sie wollen das die Person denkt das die eigenen Probleme nicht schlimm sind