"Ich will doch nur dein bestes!" - Warum sagen Mütter das, wenn sie doch in Wahrheit nur ihr bestes wollen?

Anstatt Kindern Selbstbewusstsein mitzugeben, werden sie drangsaliert und therapiert, wenn sie nicht so sind wie andere Kinder. Zu still, zu laut, zu dick, zu dünn, zu unkonzentriert, zu langsam, zu lebhaft. Es werden ihnen Komplexe eingeredet und die Kinder sollen perfekte Roboter sein, damit alle sagen: "Seht mal, die Frau Meier hat so tolle Kinder!"

Glauben diese Frauen das wirklich selbst, wenn sie sagen: "Ich will doch nur dein bestes"? Oder ist ihnen klar, dass sie nur den gesellschaftlichen Druck an ihre unperfekten Kinder weitergeben?

2010-10-04T14:45:02Z

@Elka, Du tust mir unrecht.

Anonym2010-10-05T14:14:12Z

Beste Antwort

"ich will doch nur dein Bestes" wird von Frauen, Männern, Müttern und Vätern verwendet.

Hilfreich zum Verständnis ist das 4-Ohren-Modell bzw. 4-Seiten-Modell,
http://de.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell
nach dem jede Aussage auch immer eine Selbst-Aussage ist, insofern stimmt beides: Eltern wollen in solchen Fällen das Beste für ihr Kind, aber auch das Beste für sich selbst, nämlich, dass das Kind in dem von dem Erwachsenen nun mal vorgegebenen Familiensystem und Umfeld gut integriert ist und sich so entwickelt, dass "Ruhe im Karton" ist, sprich: es ALLEN in der Familie gut geht, dem Kind, aber eben auch den Eltern, kurz- aber auch langfristig, und zwar auf vielerlei Ebenen. Anders ausgedrückt: sie wollen die aus Ihrer Sicht gefährdete, jedoch notwendige BALANCE erhalten.

In meinen Augen ist es insgesamt eine eher warnende Mischung einer erwachsenen Erkenntnis, dass das Kind es schwerer haben wird, wenn es sich/das jeweilige Problem nicht anpackt (oder zumindest mit erheblichen, langwierigen Folgen zu kämpfen haben wird, die das Kind zum derzeitigen Zeitpunkt ggf. noch nicht überblicken kann), Beschützerinstinkt, mangelndem Selbstvertrauen, mangelndem Vertrauen in das Kind, mangelndem Gott-Vertrauen / Skepsis / Zweifel, mangelnder Offenheit ggü. anderen, neuen Wegen.

Was davon in welchem Prozentsatz zutrifft und ob jede dieser Warnungen berechtigt sind oder nicht, kann zwar niemand pauschal sagen - und dennoch ist es allein die schwammige, nichtssagende, Formulierung, ein unkonkretes, für Kids nicht greifbares, diffuses Totschlagargument, was nerven kann, und zwar genau dann, wenn das Kind sich als partiell mächtig zu entdecken versucht, von den Erwachsenen aber zurück in's Glied verwiesen wird.
Die Punkte "Wissen", "Glauben, dass..", "Macht" und "Hierarchie zwischen den Handelnden" werden durch die Formulierung stärker als der eigentliche Sachverhalt.

Wesentlich mehr helfen würden deshalb themenbezogene(!), altersangemessene, konkrete Erläuterungen, besonders durch Beispiele, WARUM genau dieses und jenes ein Problem ist und WELCHE unangenehmen Folgen nach sich ziehen wird - und auch hier ist es besser, nicht zu sagen, sondern zu (hinter-)fragen und dann natürlich auch zuzuhören, warum das Kind GLAUBT, dieses und jenes so machen zu müssen. Denn es sind die gesammelten GLAUBENSSÄTZE aus der Kindheit, die auch im Erwachsenenalter verhindern, dass wir uns ggf. positiver für uns selbst in unserem Umfeld entwickeln. "Ich glaube, dass ich das und das tun muss, damit ich von dem und der akzeptiert oder geliebt werde..". Auflösung solcher Glaubenssätze ist möglich durch z.B. EFT (einfache Technik und jederzeit selbst anwendbar, auch von Kids):
http://www.eft-info.com/

Noch hilfreicher ist es, zu wissen, warum es überhaupt bei solchen Formulierungen unweigerlich zum Konflikt kommt bzw. wann es zum Konflikt kommt bzw. wie man solche Konflikte verhindern kann:

Die absolut spannende Transaktionsanalyse beschreibt jeden Menschen in 3 "ich"-Ebenen: das Eltern-Ich, das Kind-Ich und das Erwachsenen-Ich. Sie zeigt auf, dass es immer dann zu Konflikten kommt, wenn Kommunikation nicht parallel läuft, also eben nicht von einem Kind-Ich zum anderen Kind-ich, sondern vom (mächtigen) Eltern-Ich zum (trotzigen) Kind-Ich. Mehr, was bei Kommunikation eigentlich abläuft und wie man was ändern kann unter:
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/Transaktionsanalyse.shtml

Cinderella2010-10-06T02:49:27Z

Ich denke mal, dass die meisten Mütter wirklich nur das Beste für ihre Sprösslinge wollen. Klar gibt es Eltern, die aus ihren Kindern Vorzeigekids machen wollen, aber glaub ja nicht, dass sie deswegen glücklich sind, das Echo kommt bestimmt.
Ich selber bin Mutter von 5 Kindern, die Kleine wird Sonntag 18 und somit hab ich sie groß. Auch ich habe das Beste gewollt, aber sie kommen in ein Alter, wo sie ihre eigenen Erfahrungen machen müssen, da rede ich auch nicht rein, ich musste früher auch lernen, für mich verantwortlich zu sein.
Auch wenn sie mal auf die Nase fallen, sei es mit Freund, Arbeit, etc., müssen sie dadurch. Ich steh ihnen zwar zur Seite, aber lernen müssen sie selber.

xxx2010-10-05T11:35:00Z

Meine Eltern gaben mir 0 Selbstbewusstsein mit auf den Weg, egal was ich mache (auch heute noch) es ist nie gut genug. Es ist nie richtig. Nie können sie sagen, dass ich etwas gut gemacht habe.
Ich höre immer nur, was ich falsch gemacht habe.
Ich bringe ein wirklich gutes zeugnis mit nach Hause, hatte vorher nur schlechte Noten, dann bringe ich ein zeugnis mit einer einzigen 4 in Sport, schon muss ich mich rechtfertigen wieso ich eine 4 habe, sie hätten mehr erwartet.
Ich wurde zum Stufensprecher gewählt, das einzige, was meine Eltern dazu sagen "Wieso, hast du die bestochen dich zu wählen?".

Den Fehler suche ich inzwischen nicht mehr bei mir, habe ich aber viel zu lange gemacht.

Monkey isst keine Bananen2010-10-04T13:20:52Z

Ein Kind darf man auf keinen Fall mit den anderen vergleichen und zu ihm sagen du bist schlechter als die anderen Kinder oder sie sind besser als du und sogar zu einem Teenager darf man sowas nicht sagen. Das Kind wird sofort in seinem inneren traurig und verletzt und denkt ich bin so ein guter Junge/Mädchen und warum nur ist meine Mama auf mich böse. Die Folgen könnt ihr euch denken...

orbit2010-10-04T13:10:02Z

diese Frage stell ich mir (selbst heute noch) auch manchmal und ich tröste mich dann damit, dass sie es eben auch nicht besser wissen und wohl wirklich ihr bestes wollten - ich hab mittlerweile kapiert, dass Eltern halt auch nur Menschen und Bürger dieser Gesellschaft sind - ist aber nicht einfach das zu verstehen(zu wollen..)

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