Stimmt ihr dem zu : der größte Triumph des Ich ist der Sieg über sich selbst (.D.) ?

Zen Gedicht :
" Der Sieg gehört nur dem Einen,
vor des Kampfes Beginn schon,
der seines Ichs nicht gedenkt,
der im Ursprung, im Nicht-Ich, wohnt. "

Rafa2010-06-04T16:10:12Z

Beste Antwort

Jemand aus dem westlichen Kulturkreis geht zu einem Zen-Meister und möchte von ihm die Kunst des Bogenschießens erlernen. Davon handelt das Buch, das mir zu dieser Frage spontan einfällt. Der Lehrling verzweifelt an den Methoden seines Meisters, denn dieser stellt ihn vor scheinbar unlösbare Aufgaben. Am Ende erlernt er diese Kunst jedoch. Warum?
Er gibt Stück für Stück sein eigenes Selbst auf und es gelingt ihm (sehr langsam und mühevoll) sein Selbst vollständig auf den Bogen zu übertragen. Am Ende bemerkt er, das "es" schießt und nicht er. Der Kampf findet also nicht zwischen dem "ich", welches die Kunst begreifen will und dem "ich" welches die Unmöglichkeit dieses Lernprozesses begreift (und vehement ablehnt) statt. Es findet eine Selbstaufgabe zugunsten der Kunst statt - das ist der Weg des Zen-Meisters

Mir scheint das wirklich wieder einmal eine hochinteressante Frage, aber man muss sehr behutsam an die Lösung gehen. Es gibt keine zwei "Ich s", es gibt nur eines, jedoch mit vielen verschiedenen Facetten
ausgestattet ist. So ist meiner Meinung nach der Triumph (sh. Frage) ein Anachronismus, auch wenn wir meinen, die beschriebene Situation genau zu kennen. Deshalb kann ich (leider) nicht zustimmen

herkamann2010-06-07T10:16:38Z

Wenn jemand sein wahres "Ich" kennt, dann ist dieser Jemand eine starke Seele! Liebe Grüße Herkamann

rom2010-06-06T21:27:25Z

Das Gedicht ist treffend.

Deine Frage.....das funktioniert leider nicht.

Nicht das "Ich" kann das "Ich" besiegen, sondern es wird nicht beachtet, zählt nichts, sein Dazwischenquatschen wird nicht gehört.....das "Ich" läuft mitsamt seinen Ängsten, Befürchtungen, Vorurteilen...ins Leere, ganz sprichwörtlich :)

Da gibt es keinen Kampf und auch keinen Sieger, aber das hast du sicher auch nicht so wörtlich gemeint, oder? Weil dann wäre ich ja Sieger und Verlierer in einer Person, das ist für mein einfach gestricktes Denken ganz schön verwirrend :)))

Deus ex Machina2010-06-06T15:22:32Z

Der hier angesprochene Triumph ist selbst nur subjektiv, also ich-bezogen, und insofern ein Sieg über sich selbst.
Man könnte es auch mit "Selbstverleugnung" oder "Selbstbeschönigung" titulieren; dies hülfe aber nicht viel weiter, es sei denn, man bliebe auf der subjektiven Ebene verhaftet.
(Auf dieser Ebene befinden sich auch die vielberühmten "triumphalen Niederlagen".)

Mein ist der Sieg, mein dein Du,
ohne gekämpft zu haben, gibst du
ohne betäubtes Wort die Freiheit,
sklavisch genug, in meine Güte.

nerone2010-06-05T20:33:36Z

Ja, ich stimme zu - nicht schlecht - das Gedicht. Die meisten kämpfen gegen "ANDERE" - oder gegen
Windmühlen ;-)

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