Was will uns denn der Dichter damit sagen?
Schwerer ist es das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren, als das der Berühmten. Dem Gedächntnis der Namenlosen ist die historische Konstruktion geweiht.
Walter Benjamin
Schwerer ist es das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren, als das der Berühmten. Dem Gedächntnis der Namenlosen ist die historische Konstruktion geweiht.
Walter Benjamin
Jo Lee
Beste Antwort
Um dieses Zitat besser zu verstehen, sollte man wissen, dass Walter Benjamin ein dt.-jüdischer Philosoph war und von der Zeit des Nationalsozialismus geprägt war. 1892 erblickte er das Licht der Welt und 1940 schied er durch Suizid - kurz vor der Auslieferung an die Deutschen - aus dem Leben.
Beim Blick auf die Geschichte ist ausnahmslos die Rede von Königen, Feldherren, Politiker oder anderen Personen, die die Geschichtsschreiber als erwähnenswert fanden. Das ist meist dann der Fall, wenn sie bei Schlachten, in Kriegen oder sonstigen Ereignissen als "Sieger" hervorgingen. Diese Siege(r) bleiben dem kollektiven Bewusstsein scheinbar überzeitlich erhalten. Das ändert aber nichts daran, dass die (ach so tollen) erwähnenswerten historischen Personen auf "ihr" Volk, angewiesen sind, um Ziele zu erreichen. - UND sie sind auch historisch gesehen eng verbunden mit den "Opfern" (nicht nur) auf der anderen Seite. An diesen namenlosen Menschen bzw. Opfern hängt aber ebenso die historische Vergangenheit oder eben, wie Benjamin sagt, die historische Konstruktion.
Die Geschichtsschreiber sind auch dem Gedächtnis der Namenlosen verpflichtet, wenn sie ganzheitlich Geschichtsschreibung betreiben wollen. Sie dürfen Geschichte nicht auf einzelne Personen zurückführen, denn es gibt auch so was wie eine "Gesellschaftsgeschichte".
Wie il Dottore bereits erwähnte, sind jene "Namenlosen" im Gedächtnis, zu denen man persönlichen Bezug hatte und einem in Erinnerung blieben. Die Historikerin Idith Zertal merkte dazu an, "dass mit der Häufung der Fakten über die Vergangenheit zugleich die Fähigkeit zur Erinnerung verschwindet ..."
Benjamin zeigt sich den Opfern verpflichtet, indem er die Gesellschaft auffordert, aus dem Albtraum des 20. Jahrhunderts zu erwachen, damit wir nicht eines Tages dem Vorwurf wiederbegegnen, den wir immer wieder den älteren Deutschen gemacht haben: dass sie damals nicht hatten wissen wollen, was sie wussten.
karydis concrete blonde
Wie sagt Thetis zu ihrem Sohn Achilles im Film Troy: Du kannst eine Familie gründen, und die nächsten paar wenigen Generationen werden sich Deiner erinnern. Gehst Du nach Troia, wirst Du sterben, dann wird man sich Deiner aber noch in Tausenden von Jahren erinnern...
Die Namen von vielen tausend anderen, die in diesem Krieg gestorben sind kennen wir nicht, kennen aber die Zahl, und von wem sie angeführt wurden, den Namen und die Zahl der Schiffe etc, weil schon damals ein gescheiter Mann das notiert hat. Der Name von Achilles und Co wären wohl auch mündlich überliefert worden, und drum heisst auch einer meiner Söhne Achilleas.
lg aus dem Süden
cooly
Opfer aus den Weltkriegen, werden ja nicht einzeln benannt sondern eben als Opfer geehrt. Sozusagen das Konstrukt: Opfer Weltkrieg
Chiara
ich würde sagen er will damit sagen , das man wenn man berühmt ist eher im gedächtniss der menschheit bleibt als einer der nicht berühmt ist und das man dazu beitragen soll das auch leute mit weniger ruhm anerkennung verdient haben
Anonym
Wohl dass man sich an die ganzen Namenlosen gar nicht erinnert, aber an alle Berühmtheiten.
Gruß
Franky