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Ä. Leif fragte in Kunst & GeisteswissenschaftDichtung · vor 1 Jahrzehnt

Was will uns denn der Dichter damit sagen?

Schwerer ist es das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren, als das der Berühmten. Dem Gedächntnis der Namenlosen ist die historische Konstruktion geweiht.

Walter Benjamin

11 Antworten

Bewertung
  • Jo Lee
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Um dieses Zitat besser zu verstehen, sollte man wissen, dass Walter Benjamin ein dt.-jüdischer Philosoph war und von der Zeit des Nationalsozialismus geprägt war. 1892 erblickte er das Licht der Welt und 1940 schied er durch Suizid - kurz vor der Auslieferung an die Deutschen - aus dem Leben.

    Beim Blick auf die Geschichte ist ausnahmslos die Rede von Königen, Feldherren, Politiker oder anderen Personen, die die Geschichtsschreiber als erwähnenswert fanden. Das ist meist dann der Fall, wenn sie bei Schlachten, in Kriegen oder sonstigen Ereignissen als "Sieger" hervorgingen. Diese Siege(r) bleiben dem kollektiven Bewusstsein scheinbar überzeitlich erhalten. Das ändert aber nichts daran, dass die (ach so tollen) erwähnenswerten historischen Personen auf "ihr" Volk, angewiesen sind, um Ziele zu erreichen. - UND sie sind auch historisch gesehen eng verbunden mit den "Opfern" (nicht nur) auf der anderen Seite. An diesen namenlosen Menschen bzw. Opfern hängt aber ebenso die historische Vergangenheit oder eben, wie Benjamin sagt, die historische Konstruktion.

    Die Geschichtsschreiber sind auch dem Gedächtnis der Namenlosen verpflichtet, wenn sie ganzheitlich Geschichtsschreibung betreiben wollen. Sie dürfen Geschichte nicht auf einzelne Personen zurückführen, denn es gibt auch so was wie eine "Gesellschaftsgeschichte".

    Wie il Dottore bereits erwähnte, sind jene "Namenlosen" im Gedächtnis, zu denen man persönlichen Bezug hatte und einem in Erinnerung blieben. Die Historikerin Idith Zertal merkte dazu an, "dass mit der Häufung der Fakten über die Vergangenheit zugleich die Fähigkeit zur Erinnerung verschwindet ..."

    Benjamin zeigt sich den Opfern verpflichtet, indem er die Gesellschaft auffordert, aus dem Albtraum des 20. Jahrhunderts zu erwachen, damit wir nicht eines Tages dem Vorwurf wiederbegegnen, den wir immer wieder den älteren Deutschen gemacht haben: dass sie damals nicht hatten wissen wollen, was sie wussten.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Man hat sich früher nicht so viele Gedanken gemacht über Künstler, die oft arm waren und am Hungertuch genagt haben. Darüber wurden keine Aufzeichnungen gemacht.

    Oftmals waren es Leute, die die schönsten Sachen erschaffen haben, aber deren Namen oftmals vergessen wurde.

    Lange nach dem Tode hat man sich erinnert und sich gefragt, wer das wohl war.

    Als die Druckerkunst auf kam und es die Möglichkeit gab, den Menschen alles schriftlich mit zu teilen, wurden auch Schriften verfasst über die Berühmtheiten und die blieben der Menschheit im Gedächtnis.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Habe folgendes gelesen, vielleicht gibt das einen Einblick auf sein Denken>Zitat<:

    Bertolt Brecht notiert 1938 nach dem Gespräch in sein „Arbeitsjournal“: „benjamin ist hier… er geht von etwas aus, was er aura nennt, was mit dem träumen zusammenhängt (dem wachträumen). er sagt: wenn man einen blick auf sich gerichtet fühlt, auch im rücken, erwidert man ihn (!). die erwartung, daß, was man anblickt, einen selber anblickt, verschafft die aura. diese soll in letzter zeit im verfall sein, zusammen mit dem kultischen. benjamin hat das bei der analyse des films entdeckt, wo aura verfällt durch die reproduzierbarkeit von kunstwerken. alles mystik, bei einer haltung gegen mystik. in solcher form wird die materialistische geschichtsauffassung adaptiert! es ist ziemlich grauenhaft.“

  • vor 1 Jahrzehnt

    Beispiel:

    'Berühmte', = Napoleon

    'Namenlose' = gefallene Soldaten

    `historische Konstruktion' = Die Schlacht bei Waterloo anno ....

    Anmerkung: Ob die Nennung des historischen Konstruktes auch immer mit der Nennung der Opfer gleichgesetzt werden kann, bezweifle ich. Zuweilen tauchen sie in Familien Geschichten auf, wie z.B.: Mein Vater fiel im 2. Weltkrieg. Die Erinnerung / Ehrung erfolgt hier im Unterschied zu den Berühmtheiten allenfalls in familiären Dimensionen.

    Ich interpretiere den Dichter so, daß er uns damit sagen will, daß ein nicht berühmtes Leben genauso viel Wert sein sollte, wie ein berühmtes. Hiermit ist allerdings die bittere Erkenntnis verbunden, die sich in folgendem Satz ausdrückt: "Wer nennt sie all, die namenlosen.. und wer ruft sie bei ihrem Namen (?!)"

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  • Anonym
    vor 4 Jahren

    lach... na hier geht´s mal wieder ab. vor ca. 2 jahren haben sie doch mal einen account nach dem anderen gelöscht. nach beschwerde wurden dann so nach ´ner woche viele wieder hergestellt. war das vielleicht auch beabsichtigt, um neue person zu gewinnen, weil sich ja alle erstmal neue money owed angeschafft haben? ach kapiert doch keiner. vielleicht haben sie mal wieder die ganze lieferung cognac auf einmal in ihren kaffee gekippt...wir werden es schon überleben...;-)))

  • vor 1 Jahrzehnt

    was will uns denn der dichter damit sagen? das weiß nur er und wir können auch nur raten

  • vor 1 Jahrzehnt

    An die Berühmten erinnert man sich, auch ohne die historischen Umstände zwangsläufig kennen zu müssen. An die Namenlosen, bzw Nicht-Berühmten, erinnert man sich nicht wegen ihrer Taten. Statt dessen betrachtet man deren Lebensdaten und macht durch sie Aussagen über den Menschen (z.B: ist während des 1. WK in Deutschland geboren worden, hat 57 Jahre gelebt, war wahrscheinlich Nazi; oder so was in der Richtung).

  • vor 1 Jahrzehnt

    Wie sagt Thetis zu ihrem Sohn Achilles im Film Troy: Du kannst eine Familie gründen, und die nächsten paar wenigen Generationen werden sich Deiner erinnern. Gehst Du nach Troia, wirst Du sterben, dann wird man sich Deiner aber noch in Tausenden von Jahren erinnern...

    Die Namen von vielen tausend anderen, die in diesem Krieg gestorben sind kennen wir nicht, kennen aber die Zahl, und von wem sie angeführt wurden, den Namen und die Zahl der Schiffe etc, weil schon damals ein gescheiter Mann das notiert hat. Der Name von Achilles und Co wären wohl auch mündlich überliefert worden, und drum heisst auch einer meiner Söhne Achilleas.

    lg aus dem Süden

  • vor 1 Jahrzehnt

    Opfer aus den Weltkriegen, werden ja nicht einzeln benannt sondern eben als Opfer geehrt. Sozusagen das Konstrukt: Opfer Weltkrieg

  • Chiara
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt

    ich würde sagen er will damit sagen , das man wenn man berühmt ist eher im gedächtniss der menschheit bleibt als einer der nicht berühmt ist und das man dazu beitragen soll das auch leute mit weniger ruhm anerkennung verdient haben

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