Wie sind/waren bei euch die Reaktionen der Schüler auf Unterricht über den Holocaust und 2. Weltkrieg?
Und wieviel hat die Art der Reaktionen eurer Meinung nach mit der Art des Unterrichts zu tun? Also wie sind/waren z.B. die Reaktionen auf sachlichen Geschichtsunterricht im Vergleich zu denen in anderen Fächern wie Deutsch oder Religion, wo man sich eher auch mit persönlichen Geschichten beschäftigt?
Maresa2007-07-15T06:33:08Z
Beste Antwort
Ich arbeite für das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, und ich habe festgestllt, dass selbst die schlimmsten Klassen doch sehr beeindruckt sind, wenn sie nicht einfach nur Fakten vorgeknallt bekommen, sondern wenn sie es quasi am eigenen Leib erfahren. Beispielsweise mache ich mit allen Schulklassen ein Experiment, bei dem ich einen von ihnen, meist den größten Schreihals, auf einen Türrahmen zugehen lasse, der vier Meter hoch ist. Wenn der da alleine drin steht, dann versteht man zum ersten Mal, was es wirklich heißt, dass jemand klein gehalten werden soll. Ebenso versuche ich es auch bei anderen Sachen. Nicht einfach Fakten präsentieren, sondern es auf den Lebensalltag der Schüler selbst anwenden. Sei es, dass ich eine Brücke schlage zwischen der Freizeit ihrer Großeltern und ihrer eigenen Freizeit, oder dass ich erkläre, dass es nicht schlimm ist, wenn man z.B. von den Gebäuden und deren Wirkung beeindruckt ist - denn dafür wurden sie gebaut - dass man diese Wirkung aber hinterfragen lernen muss und sie nicht einfach hinnimmt.
Die Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, vor allem aber uach das Feedback, waren durchweg positiv. Wenn man die Vergangenheit nicht wiederholen will, dann darf man nicht den Fehler machen, das alles als schlecht, als fies und alle als hirnlose Idioten bzw. Monster darzustellen - sondern man muss klar machen, dass das genauso Menschen waren mit genau denselben Wünschen udn Bedürfnissen wie heute. Erst das führt dazu, dass man von dem Standpunkt "Mir würde sowas nie passieren" wegkommt.
Ein Unterricht in neuerer Zeitgeschichte ist ohne die Berücksichtigung persönlicher Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Bereich der Lehrer UND Schüler kaum denkbar. Zu neu ist noch der Gedanke an diese Schrecken und an die Menschen, die hinterher "nichts gewuÃt" haben wollen!
die geschichte der deutschen ist Leider unwiderlegbar!!! DAS was war, können wir Nie wieder gut machen!!! Wir können nur darauf hoffen, das sich solche ein greueltaten(-Massaker), NIE wieder, sich in Deutschland statt finden darf!!(-Es gibt millionen Geschichten,über die deutschen Nazi- Herrschaft!!! bei uns sind genung im krieg geblieben+keiner hat je dafür sich bedankt. LEIDER gibt es sie immer noch,!!!) Und JEDER, kann dazu beitragen, das unsere Gesellschaft nicht aus den Fugen fällt.
Bei uns damals in den 70ern wurde das Thema tunlichst übergangen und nur auf das nötigste beschränkt. Deshalb hat sich bei vielen ein Unverständnis den Ãlteren gegenüber entwickelt, da wir damals alles wissen wollten und uns nichts gesagt wurde. Ich wäre damals froh gewesen, wenn mir soviel von meinen Lehrern erzählt worden wäre, wie heute, denn in der Familie hast du damals gar nichts "darüber" erfahren. Im Gegenteil. Väter und Mütter waren peinlich berührt, wenn dieses Thema angeschnitten wurde. Also... Eure Lehrer verarbeiten auch ein bisschen ihre eigene Vergangenheit des Verschweigens. Nehmt es ihnen nicht übel.
Mir ging es so, daà ich nach 4 Jahren 3. Reich als Dauerthema in Geschichte schnell nichts mehr hören wollte. zumal der Punkt mit der Kollektivschuld, die uns ja heute noch beträfe, immer und immer und immer betont wurde. Das Einhämmern des sich Schuldig fühlen müssens ging so weit, daà ich im Ausland mit Scham und tausend Umschreibungen umging, wo ich geboren und aufgewachsen bin..
Noch viele Jahre später habe ich vorsorglich betont, dass ich Herzen Europäer sei und ja keiner was dafür könne, wo er geboren ist.
Wir wurden in der Schule bei jedem Gedenktag mit Filmen überbrüht. DIe gesamten 4 Jahre hindurch.
Viele in meiner Generation haben das ähnlich empfunden. Jeder Funken von normalem positivem Heimatbewusstsein wurde gleich in Relation zum 3. Reich gesetzt.
Im Unterrricht ertrug ich dies Dauerthema im Anklagemodus tapfer.. Viele Jahre hab ich bei Kriegsdokus und jeglichen Filmen zu dem Thema SOFORT weggezappt. Es stand mir bis da oben und weiter..
Heute sehe ich es so, daà man uns den Schulunterriccht zum Thema anders hätte gestalten sollen. Informationsveranstaltungen, vielleicht mal eine Ãberlebenden eines KZ einladen und sich etwas erzählen lassen.. ein internationales Kulturzentrum besuchen, gemeinsame Aktionen mit einer multikulturellen Gesellschaft. Kein EInimpfen von Kollektivschuld.. Positive Impulse setzen und vor allem, den Geschichtsunterricht nicht auf 3/4 drittes Reich begrenzen und den unerheblichen Rest der letzten Jahrtausende davor fast unter den Tisch fallen lassen.
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig, sie sollte präventiv sein, aber mit DER Politik haben sie bei mir nur Abwehr erzeugt, und sowieso bei mir Eulen nach Athen getragen.
Viel später erst legte sich die Sperre bei mir und ich wurde erst dann wieder offen fürs Thema .
Ich bin der Meinung, dass, wenn die Unterrichtskonzepte nicht geändert wurden,man sich nicht wundern muss, wenn diese Form der Herangehensweise an die Vergangenheitsbewältigung den Rechtsradikalen Tür und Tor öffnet.
Warum geht man nicht den Weg über normale Aufklärung ohne Overkill und führt die Religionen und Kulturkreise in Projekten zusammen? Was man kennengelernt hat, muss man nicht fürchten.
Alles andere treibt viele Jugendliche den Braunen zu. Zuviel Moralin ist schädlich!