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Wie sind/waren bei euch die Reaktionen der Schüler auf Unterricht über den Holocaust und 2. Weltkrieg?
Und wieviel hat die Art der Reaktionen eurer Meinung nach mit der Art des Unterrichts zu tun? Also wie sind/waren z.B. die Reaktionen auf sachlichen Geschichtsunterricht im Vergleich zu denen in anderen Fächern wie Deutsch oder Religion, wo man sich eher auch mit persönlichen Geschichten beschäftigt?
9 Antworten
- MaresaLv 6vor 1 JahrzehntBeste Antwort
Ich arbeite für das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, und ich habe festgestllt, dass selbst die schlimmsten Klassen doch sehr beeindruckt sind, wenn sie nicht einfach nur Fakten vorgeknallt bekommen, sondern wenn sie es quasi am eigenen Leib erfahren. Beispielsweise mache ich mit allen Schulklassen ein Experiment, bei dem ich einen von ihnen, meist den größten Schreihals, auf einen Türrahmen zugehen lasse, der vier Meter hoch ist. Wenn der da alleine drin steht, dann versteht man zum ersten Mal, was es wirklich heißt, dass jemand klein gehalten werden soll. Ebenso versuche ich es auch bei anderen Sachen. Nicht einfach Fakten präsentieren, sondern es auf den Lebensalltag der Schüler selbst anwenden. Sei es, dass ich eine Brücke schlage zwischen der Freizeit ihrer Großeltern und ihrer eigenen Freizeit, oder dass ich erkläre, dass es nicht schlimm ist, wenn man z.B. von den Gebäuden und deren Wirkung beeindruckt ist - denn dafür wurden sie gebaut - dass man diese Wirkung aber hinterfragen lernen muss und sie nicht einfach hinnimmt.
Die Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, vor allem aber uach das Feedback, waren durchweg positiv. Wenn man die Vergangenheit nicht wiederholen will, dann darf man nicht den Fehler machen, das alles als schlecht, als fies und alle als hirnlose Idioten bzw. Monster darzustellen - sondern man muss klar machen, dass das genauso Menschen waren mit genau denselben Wünschen udn Bedürfnissen wie heute. Erst das führt dazu, dass man von dem Standpunkt "Mir würde sowas nie passieren" wegkommt.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Mir ging es so, daà ich nach 4 Jahren 3. Reich als Dauerthema in Geschichte schnell nichts mehr hören wollte. zumal der Punkt mit der Kollektivschuld, die uns ja heute noch beträfe, immer und immer und immer betont wurde. Das Einhämmern des sich Schuldig fühlen müssens ging so weit, daà ich im Ausland mit Scham und tausend Umschreibungen umging, wo ich geboren und aufgewachsen bin..
Noch viele Jahre später habe ich vorsorglich betont, dass ich Herzen Europäer sei und ja keiner was dafür könne, wo er geboren ist.
Wir wurden in der Schule bei jedem Gedenktag mit Filmen überbrüht. DIe gesamten 4 Jahre hindurch.
Viele in meiner Generation haben das ähnlich empfunden. Jeder Funken von normalem positivem Heimatbewusstsein wurde gleich in Relation zum 3. Reich gesetzt.
Im Unterrricht ertrug ich dies Dauerthema im Anklagemodus tapfer.. Viele Jahre hab ich bei Kriegsdokus und jeglichen Filmen zu dem Thema SOFORT weggezappt.
Es stand mir bis da oben und weiter..
Heute sehe ich es so, daà man uns den Schulunterriccht zum Thema anders hätte gestalten sollen. Informationsveranstaltungen, vielleicht mal eine Ãberlebenden eines KZ einladen und sich etwas erzählen lassen.. ein internationales Kulturzentrum besuchen, gemeinsame Aktionen mit einer multikulturellen Gesellschaft.
Kein EInimpfen von Kollektivschuld.. Positive Impulse setzen und vor allem, den Geschichtsunterricht nicht auf 3/4 drittes Reich begrenzen und den unerheblichen Rest der letzten Jahrtausende davor fast unter den Tisch fallen lassen.
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist wichtig, sie sollte präventiv sein, aber mit DER Politik haben sie bei mir nur Abwehr erzeugt, und sowieso bei mir Eulen nach Athen getragen.
Viel später erst legte sich die Sperre bei mir und ich wurde erst dann wieder offen fürs Thema .
Ich bin der Meinung, dass, wenn die Unterrichtskonzepte nicht geändert wurden,man sich nicht wundern muss, wenn diese Form der Herangehensweise an die Vergangenheitsbewältigung den Rechtsradikalen Tür und Tor öffnet.
Warum geht man nicht den Weg über normale Aufklärung ohne Overkill und führt die Religionen und Kulturkreise in Projekten zusammen? Was man kennengelernt hat, muss man nicht fürchten.
Alles andere treibt viele Jugendliche den Braunen zu.
Zuviel Moralin ist schädlich!
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Bin leider kein Lehrer und auch kein Dozent, ich kann hier nur aus der "Schülerperspektive" berichten. Bei uns wurde dieses Thema so lange und intensiv ausgebreitet, dass sich schlieÃlich die ganze klasse geschlossen gegen diese Art des Unterrichts gewehrt hatte und forderte das Thema nun endlich für die Klasse zu beenden.
Bei uns bestand der Unterricht aus ständigen Filmen, in denen unterernährte Häftlinge gezeigt wurden und Leichen, die von US Soldaten mit Bulldozern abtransportiert wurden.
Was unseren damaligen Lehrer sprachlos gemacht hat, war unsere Frage, ob wir denn nun auch die Opfer der US und GB Bomber Flotten nun in alten Filmen gezeigt werden bekommen...
Unser Lehrer meinte dazu "Das waren ja deutsche Opfer und Deutschland hat ja den Krieg begonnen..." Er konnte uns allerdings trotz vieler Nachfragen nicht erklären, warum denn nun diese Opfer nicht gezeigt werden sollen. Die Frauen und Kinder die in den Kellern starben, hatten ja garantiert nichts mit dem Krieg oder mit der Verfolgung zu tun....
- vor 1 Jahrzehnt
Bei uns damals in den 70ern wurde das Thema tunlichst übergangen und nur auf das nötigste beschränkt.
Deshalb hat sich bei vielen ein Unverständnis den Ãlteren gegenüber entwickelt, da wir damals alles wissen wollten und uns nichts gesagt wurde.
Ich wäre damals froh gewesen, wenn mir soviel von meinen Lehrern erzählt worden wäre, wie heute, denn in der Familie hast du damals gar nichts "darüber" erfahren.
Im Gegenteil.
Väter und Mütter waren peinlich berührt, wenn dieses Thema angeschnitten wurde.
Also...
Eure Lehrer verarbeiten auch ein bisschen ihre eigene Vergangenheit des Verschweigens.
Nehmt es ihnen nicht übel.
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- JuanLv 4vor 1 Jahrzehnt
Ich (bin in den 90er Jahren in die Schule gegangen) habe das immer langweilig gefunden, weil es einfach zu oft gemacht wurde. Der Nazi-Kram war immer das Lieblingsthema von allen Lehrern. Deshalb haben alle Lehrer irgendwann etwas dazu gemacht. Nach dem dritten Mal konnte es keiner mehr hören.
- Onkel BräsígLv 7vor 1 Jahrzehnt
Ein Unterricht in neuerer Zeitgeschichte ist ohne die Berücksichtigung persönlicher Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Bereich der Lehrer UND Schüler kaum denkbar. Zu neu ist noch der Gedanke an diese Schrecken und an die Menschen, die hinterher "nichts gewuÃt" haben wollen!
- vor 1 Jahrzehnt
die geschichte der deutschen ist Leider unwiderlegbar!!!
DAS was war, können wir Nie wieder gut machen!!!
Wir können nur darauf hoffen, das sich solche ein greueltaten(-Massaker), NIE wieder, sich in Deutschland statt finden darf!!(-Es gibt millionen Geschichten,über die deutschen Nazi- Herrschaft!!! bei uns sind genung im krieg geblieben+keiner hat je dafür sich bedankt. LEIDER gibt es sie immer noch,!!!)
Und JEDER, kann dazu beitragen, das unsere Gesellschaft nicht aus den Fugen fällt.
- sterndale72Lv 5vor 1 Jahrzehnt
Für manche ist diese Problematik recht weit weg, wenn man sie rein referierend bringt. Wir haben uns mit unseren Schülern Anne Frank angeschaut, sind nach Mauthausen gefahren und haben uns dann noch Schindlers Liste angeschaut. Das hat eigentlich alle Schüler betroffen gemacht, ohne Frage. Meinem Kollegen und mir war diese Problematik sehr wichtig.
So richtig betroffen waren sie nach Mauthausen und Schindlers Liste, vor allem, weil ich selbst meine glasigen Augen nicht verbergen konnte und die Schüler das als Steigerung des ganzen sahen, dass SOGAR die Lehrerin betroffen ist.
- Anonymvor 1 Jahrzehnt
Es war zwar alles schlimm was passiert ist aber ich habe festgestellt das meine Generation (Jahrgang 83) in keinster weise deshalb irgendwie rumflennt! Uns ist es mehr oder weniger egal, denn für uns ist es einfach nur Geschichte und eh nicht mehr zu ändern! Ich denke mal wenn die Generation die es selber miterlebt hat und derren Kinder (unsere Eltern, die von morgens bis abends damit zugetextet worden sind) nicht mehr sind, wird das ganze Tam-Tam darum eh langsam im Sand verlaufen! Was ich begrüÃen würde, denn ich kann den ganzen Scheià von wegen Kollektivschuld usw. einfach nicht mehr hören! Wie gesagt es war schon schlimm aber irgendwann ist mal schluss! Man muss nach vorne sehen und nicht so sehr auf der Vergangenheit rumreiten! In Russland redet auch keine Sau mehr darüber "Ohhhh, was wir in unseren Gulags getrieben haben, war ja soooo schlimm!" interessiert da einfach keinen mehr! Das selbe trifft auch auf Japan zu die selber KZ´s hatten! Es gibt noch genug andere Staaten die in der Vergangenheit groÃen Mist gebaut haben! Aber nur bei uns wird Terz deshalb gemacht!
PS: Ich kenne genug die sich mit ihren Lehren Buchenwald angesehen haben und es hat keinen gejuckt! Genauso wenig wie Schindlers Liste sehen usw. Die ganze "Betroffenheit" war nur Schauspielerei damit der Lehrer nix zu meckern hat, in Wirklichkeit hat es keinen wirklich interessiert!
@Juan: Genauso sieht es aus! Ich habe es einmal in der Hauptschule durchgenommen, da war es noch interresant! Dann nochmal im zehten Schuljahr (für den Realschulabschluss) da fing es schon langsam an zu nerven! Aber als der Lehrer in der Berufschule damit wieder anfing, hat die ganze Klasse nur noch gestöhnt, weil es eben keiner mehr hören will!
PS: "Wir dürfen nicht vergessen, damit es sich nicht wiederholt!" Blödsinn! Aufgrund der EU,NATO und was weià ich noch alles und den sonstigen heutigen politischen Richtlinien KANN ES SICH ZUMINDEST IN MITTELEUROPA NICHT WIEDERHOLEN! Und was sich sonstwo abspielt interresiert doch eh keinen! Ich sage nur Tschechenien! Darauf sollten wir uns eher konzentrieren, denn dort sterben GENAU IN DIESEM MOMENT Menschen! Warum tut denn da niemand was dagegen? Ganz einfach: WEIL ES SCHWERER IST ALS MIT SCHÃLERN IN ALTEN KZ´s RUMZULAUFEN UND VIDEOKASETTEN IN DEN REKORDER SCHIEBEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!