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Können Menschen allein deshalb etwas glauben, weil sie es glauben wollen?

Da diese Frage verschiedene Bereiche berühren kann, Psychologie, Weltanschauungen, Philosophie, habe ich sie, einigermaßen wertneutral, hoffe ich, unter „Kultur” laufen lassen...

Update:

Bevor sich das hier ausschließlich auf religiöse Aspekte einschränkt, was zum Beispiel mit einem Menschen, der sich weigert, wahrzuhaben, dass sein Partner fremdgeht, obwohl er es unterschwellig doch schon weiß? Der also an seiner heilen Welt festhält?

Update 2:

Für alle Nachträge: Fühlt euch von mir doppelhochbedaumt...

Update 3:

Hermann hat's wie üblich missverstanden...

19 Antworten

Bewertung
  • Cicero
    Lv 6
    vor 7 Jahren
    Beste Antwort

    Meiner Ansicht nach kann man nur Dinge glauben, die mit dem vereinbar sind, was man über die Welt weiß. Etwas zu glauben ist ja immer nur da nötig, wo man nichts weiß. Solange man die Gedanken eines Menschen nicht lesen kann, muss man ihm beispielsweise glauben, dass er die Wahrheit sagt, wenn er erzählt, was er gerade denkt. Wissen kann man es (bisher) nicht.

    Man füllt damit also Kenntnislücken auf, dieses "Füllmaterial" muss aber vereinbar mit dem sein, was man weiß, alles andere wäre irrational. Wenn jemand zum Beispiel nachweislich dauernd lügt, wird es anderen irgendwann schwer fallen, ihm zu glauben, dass er die Wahrheit sagt, wenn er das behauptet. Je mehr eine Behauptung dem eigenen Kenntnisstand widerspricht, desto schwerer wird es, sie zu glauben und desto besser muss daher die Begründung sein, dass die Behauptung stimmt. Und wenn die Begründung nicht ausreichend ist, dann kann man einfach nicht glauben, dass die Behauptung stimmt, ob man will oder nicht. Ich zum Beispiel würde gern glauben, dass ab morgen plötzlich nirgends mehr Krieg geführt wird und das für immer. Leider widersprechen dem meine Erfahrungen und daher kann ich es nicht glauben.

    Möglich ist allerdings, dass bei jemandem, der sich in einer Lebenskrise befindet und daher leichter zu beeinflussen ist, weil er quasi nach jedem Strohhalm greifen würde, um wieder neuen Halt im Leben zu finden, das Vertrauen in bisherige Erkenntnisse geschwächt und ihm daher Behauptungen als wahr verkauft werden können, die er unter anderen Umständen nicht geglaubt hätte. Da spielt dann der Wille insofern eine Rolle, dass der Verzweifelte natürlich den Willen hat, wieder einnen festen Halt im Leben zu haben. Was er dann letztendlich nach dem Ende seiner Lebenskrise glaubt, hängt aber davon ab, welche Alternativen ihm währenddessen angeboten werden und welche davon er glauben kann.

    Dein Beispiel ist aber etwas unpasssend. Da weiß der Mensch eben schon, dass sein Partner fremdgeht, glaubt also nicht, dass er es nicht tut. Er hat sich nur entschlossen, diese Erkenntnis zu ignorieren und so zu tun, als ob es sie nicht gäbe. Das ist was anderes.

    Nachtrag: Mir ist gerade noch eingefallen, dass es auch Situationen geben kann, in denen die Alternativen gleich gut oder schlecht belegt sind, so dass es kein objektives Kriterium dafür gibt, was wahrscheinlicher ist. Zum Bespiel kann es sein, dass ein Mensch weder dafür, dass sein Partner fremdgeht, noch dafür, dass er es nicht tut, einen Beleg hat. In solchen Fällen werden die meisten wohl das glauben, was aus ihrer Sicht das angenehmere ist. Also zum Beispiel, dass ihr Partner nicht fremdgeht.

  • ?
    Lv 7
    vor 7 Jahren

    Ja natürlich. Darum sagt man auch hier war der Wunsch der Vater des Gedankens. Oder "das glaube ich gern". Ich würde sogar sagen, dass es die Regel ist, dass Menschen glauben, was sie glauben wollen. Man denke nur an den Glauben an das Leben nach dem Tod. Das glauben die Leute nur, weil sie es wollen - weil sie Angst vor dem Tod haben.

  • vor 7 Jahren

    Das ist ja die ganz grundsätzliche Methode, wie Glauben funktioniert. Das von semantischen Überhöhungen und ideologischen Aufwertungen bereinigte sachliche deutsche Wort dafür ist: Einbildung.

    Da Glauben häufig ebenfalls eine pathologische Entsprechung hat, lassen sich synonym auch fixe Idee, Zwangsvorstellung und/oder Realitätsverweigerung nennen.

    Es gibt eben verschiedene Konzepte, wie man die Umwelt und wie man sich selbst rezipiert.

    Ein Konzept ist es, die Realität zu erforschen, sich ein Bild darüber zu verschaffen, was ist, sowie sich auf geistig gesunde Art in der Wirklichkeit aufzuhalten.

    Das (Aber)-Glaubenskonzept geht da andere Wege. Angefangen bei der Kindererziehung, in der den hilflos ausgelieferten Kindern bereits Märchen-, Phantasie- und Spukgestalten als "real" eingetrichtert werden, geht das dann über religiöse Indoktrination und später politische Desinformation immer so weiter.

    Träumen ist etwas ganz anderes. Da verarbeitet das Unterbewußtsein vom Bewußtsein nicht bewältigte Inhalte und gewährleistet dadurch das weitere gesunde Funktionieren des Empfindungs- und Denksystems. Durch die sog. Verschiebungs- und Verdichtungsarbeit laufen dabei ebenfalls phantastisch anmutende kleine "Filmchen" ab, die wir Träume nennen. Diese sind allerdings durch die Traumanalyse auf ihren Realitätsgehalt hin "lesbar" und somit nicht von der Erkenntnis abgekoppelt, sondern sogar hinführend.

    Mit sog. Tagträumen ist das dann noch einmal eine andere Sache. Diese sind individuell sehr verschieden. da in ihnen biographisch angesammelte Inhalte das Meditative überlagern.

  • Anonym
    vor 7 Jahren

    Aber ja, das sieht man alltäglich.

    "Religion"

    Sie gibt eine Schein-Sicherheit, und daher wehren sich so Viele gegen die offensichtliche Realität, das "Götter" nun mal nicht existieren. Beispiel dafür ist die von "Religions"-Abhängigen zum Erbrechen oft umgekehrte Beweisforderung, man möge doch beweisen das ihre "Gottes"-Phantasie NICHT existiere. Sie WOLLEN Unsinn glauben, weil sie a) süchtig nach "Religion" sind und b) vermeinen, ohne "Religion" würde ihnen etwas fehlen.

    Ansonsten wollen viele Menschen etwas glauben was ihnen wohl tut, so das der Sohn aus dem Krieg gesund heimkehrt, das der Arbeitsplatz sicher und die Ehefrau treu sei.

    Glauben heit sich etwas vormachen oder etwas anhand von gegebenen fakten als wahrscheinlich anzunehmen.

    Wobei im Beispiel "Religionen" es keinerlei nachprüfbare fakten gibt.

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  • Anonym
    vor 7 Jahren

    Ich denke, dass selbst die einfachsten Urteile im Leben von einer Grundeinstellung beeinflusst sind. Ein Esoteriker wird so viel als möglich Zusammenhänge auf sein Gebiet beziehen. Desgleichen fallen die Urteile von Pessimisten, Optimisten usw. je nach ihrer Grundhaltung aus. Man glaubt also vermutlich zu einem hohen Prozentsatz, was man glauben will. Selbst wirklich gute Gegenargumente erreichen oft heftige Abwehr. Das deutet darauf hin, dass jeder seine eigene Welt zaubert und darin auch gut zurecht kommt. Es ist also eine Frage der eigenen Sicherheit, wenn Urteile durch das Glauben-wollen der eigenen Grundeinstellung angepasst werden.

    Letztendlich ist der "gesunde Menschenverstand" ein gesellschaftliches Gesamtresultat, was genau nur das glaubt, was es glauben will. Es reformiert sich zwar, ist sich selbst gegenüber aber unkritisch.

  • vor 7 Jahren

    Glauben und Wissen, zwei Themen die sich gegenüberstehen, und sich doch näher sind als man so meint. Denn all das was wir heute wissen, wurde früher mal geglaubt, oder nicht geglaubt. Heute wissen wir. Doch auch hier kann es immer noch sein, das in vielen Jahren festgestellt wird, dass wir lediglich zu wissen glaubten.

    Warum Menschen glauben, und das meine ich nicht nur im religiösen Sinn, hat verschiedene Ursachen.

    Der Glaube an Gott ist wohl tatsächlich eher eine Wunschvorstellung, Viele Menschen wollen einfach glauben und für sie wird dieser Glaube real.

    Doch glauben tut man nicht alleine, weil man das will - dahinter steckt in vielen Fällen auch eine willkürliche Entscheidung. Jemand erzählt mir etwas und weil ich es nicht wissen kann, entscheide ich mich ihm zu glauben oder nicht.

    Auch geistige Bequemlichkeit bzw. Unbeweglichkeit ist ein Grund für blindes Glauben. Wie leicht ist es doch, vorgefertigte Anschauungen einfach zu übernehmen, sprich zu glauben.

    Stimmt, der psychologische Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Gerade Kinder sind da oft in der Zwickmühle. Ein Freund erzählt etwas, der andere etwas anders.. was denn nun?

    Auch das von dir erwähnte Beispiel ist leider oft anzutreffen. Weil man der Wahrheit nicht ins Auge sehen kann, gaukelt man sich Friede Freude Eierkuchen vor. Man "will" einfach glauben, da die Konstequenz des Nichtglaubens Handeln bedeuten würde. Und damit können viele nicht umgehen.

  • romero
    Lv 5
    vor 7 Jahren

    Wenn man etwas nicht glauben will, glaubt man es nicht, und hat damit eine persönliche Entscheidung für sich getroffen. Es gibt Informationen mit zweifelhaftem Wert, die man einfach nicht glauben kann, weil sich irgendetwas in einem sträubt. Das Nicht-Glauben-Wollen hat oft mit dem Informanten zu tun, den ich als unglaubwürdig einstufe.

  • avalon
    Lv 7
    vor 7 Jahren

    Zur Religion: Glaube per se bedeutet doch schon, dass nicht gewußt wird und darum Spielraum für Annahmen bietet, die zur Überzeugung führen können. Außerdem ist hierbei nicht unwesentlich, dass Religion anerzogen ist, also dem Willen nur bedingt untergeordnet ist.

    Zum Beispiel des Fremdgehens: Wenn man unterschwellig oder intuitiv etwas ahnt, bleibt auch hier noch Spielraum für die Möglichkeit, sich zu irren, und oftmals wird dann die für den Ahnenden schmerzfreiere Annahme gewählt.

    Allgemein glaube ich, reicht der Wille aus, um Zweifel zu verdrängen, was wiederum dazu führt, an dem festzuhalten, das demjenigen Sicherheit in jedweder Form bietet. Dazu zählen auch "Scheinsicherheiten".

  • Khan
    Lv 7
    vor 7 Jahren

    Ich denke nicht, zumindest nicht, wenn der Glaube echt sein soll.Würden sie es nur glauben wollen aber nicht von selbst glauben, also diese Gewissheit nicht in ihrem Inneren spüren, dann wäre der Glaube ja keiner und sie wüßten dies im Inneren.

    Das es so was auch bei Menschen gibt bezweifel ich nicht, jedoch würde ich solche Menschen nicht wirklich als Gläubige bezeichnen, sie sich selbst wahrscheinlich schon.Allerdings, da ich in keinen Menschen hineinsehen kann, erlaube ich mir auch kein Urteil darüber, wer "wirklich glaubt" und wer nicht, dass muss jeder Mensch mit sich selbst ausmachen.

  • vor 7 Jahren

    Wenn es zum Beispiel um den Tod geht, ist es tatsächlich so: ich glaube an meine Vorstellung, weil ich daran glauben will.

    Eine Vorstellung von einem trostlosen Nichts treibt den Menschen in eine traurige Verzweiflung. Bei Reich Ranizky meine ich so eine hoffnungslose Verzweiflung in einem Artikel ausgemacht zu haben.

    Der Glaube ist eine Strategie Hoffnung ins Leben zu bringen. Beweise sind da nicht wirklich wichtig.

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