Vor einer Woche haben mein Mann und ich spontan und ohne irgendeinen Plan ein syrisches Flüchtlingskind bei uns zu Hause aufgenommen. Soweit wir wissen, wurde die Mutter in Syrien erschossen, der Vater ist dann auf der Flucht kurz nch der Ankunft in Deutschland an einer Krankheit verstorben. Der etwa sechs Jahre alteJunge ist offensichtlich schwer traumatisiert und war in den ersten Tagen apathisch und kaum ansprechbar. Mit der Dolmetscherin und dem Sozialarbeiter von der Einwanderungsstelle will er gar nichts zu tun haben, sobald sie auftauchen, dreht er sich weg. Mit meinem Mann dagegen hat er jetzt schon an zwei Abenden Lego gespielt. Ich habe mich vorerst beurlauben lassen und versuche, einfach für den Kleinen da zu sein. Jetzt hängt er ständig an mir dran wie ein kleines Äffchen. Und da steh ich jetzt, als versierte Sozialpädagogin: Die ganze Zeit weiß ich selber kaum, ob ich heulen oder lachen soll, möchte aber gern mein Bestes tun.
Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht?
2015-01-02T16:36:20Z
Stand Januar 2014, wen's interessiert: Wir konnten wenig später den kleinen Jungen mit Verwandten in Freiburg zusammenführen, bei denen er jetzt lebt. Sie werden von der Caritas betreut. Es geht dem Kleinen gut, wir sind per Skype in Kontakt.
?2014-08-23T01:47:12Z
Beste Antwort
Ich würde es als wichtig erachten..soviel Zeit wie möglich IM MOMENT mit diesem Kindchen zu verbringen..aber darauf achten..dass es durch *unsere* Umwelt für eine gewisse Zeit nicht überfordert wird..da es ja erst einmal zur Ruhe kommen muss..
Eine Beschäftigung MIT dem Kind wie Du z. B. schon aufführst durch einfaches !! SPielen ,, mit Dingen,, die ihm Spass machen.. Buntstiffte und Blätter,,damit es auch seiner Phantasie freien Lauf lassen kann und sich von der Seele malen kann..was es möchte..ist sehr wichtig..
Auch sollte es nur EIN einziges Kuscheltier bekommen,,welches es sich selber aussuchen dürfte!!..
Ich wünsche Dir mit diesem *kleinen Mann* alles ersichtlich gute..und als Sozialarbeiterin bist Du bestimmt nicht überfordert..sondern dürftest Dich auskennen??!!.-)
Offensichtlich nehmen Dich hier manche mit Deiner Frage überhaupt nicht ernst...!
Nun was brauchen Kinder? Liebe, viel Zuwendung, das Gefühl dazu zu gehören, ernst genommen zu werden und natürlich auch den Kontakt zu anderen Kindern, weil sie ja auch viel voneinander lernen, denn Kinder wollen gerne lernen! Und ich finde, ein regelmäßiger Tagesablauf gehört besonders bei Kindern immer aus dem Grund dazu, weil sie erst lernen müssen den 'Tag ein zu teilen also: Dann wird gegessen, dann ist Zeit zum spielen, dann ist es Zeit zum Schlafen gehen, vorher muss man sich waschen und die Zähne putzen usw. Im Prinzip braucht man sich also einfach nur mal in die Lage dieses Kindes versetzen.
Sicherlich gibt es bei dem Jungen auch manchmal Reaktionen auf ganz normale Situationen, die man sich so gar nicht richtig erklären kann. So wie Du es bereits geschildert hast, im Bezug auf die Sozialarbeiter von der Einwanderungsbehörde. Ich glaube aber, das ist unter den Umständen, die der Junge erlebt hat, auch nicht anders zu erwarten. Denn sie haben ihn schließlich aus seiner vertrauten Umgebung weggeholt, er konnte sich dagegen nicht wehren, wie bei allem was ihm in der Vergangenheit passiert ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er so ein Verhalten noch eine ganze Weile zeigen wird, das muss so ein kleiner Mensch ja schließlich auch erst mal verarbeiten. Leichter wäre es für ihn sicher wenn wenigstens Onkel/Tanten, Oma/Opa da wären an denen er sich auch sonst orientieren konnte. Auch schade, das er keine Geschwister hat.
Ich bin jedenfalls der Meinung, wenn er für immer bei Euch bleibt, dann sollte er nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, bald in den Kindergarten gehen. Denn dort lernt er spielerisch unsere Sprache, findet Freunde und unter gleichaltrigen fühlt er sich sicher auch wohler, als nur unter Erwachsenen zu sein die jeden seiner Schritte beobachten, kommentieren, und kontrollieren.
Vielleicht kann man mit Hilfe der Sozialarbeiter von der Einwanderungsbehörde ja auch später Hinweise darüber bekommen ob er nicht doch noch irgendwelche Verwandten hat. Man sollte dem Jungen die Möglichkeit geben, in späterer Zeit Kontakt aufnehmen zu können. Denn ich bin mir sicher, auch das wird irgendwann mal für ihn wichtig werden, zu seinen Wurzeln zurück zu kehren um mit verschiedenen Dingen für sich in´s Reine zu kommen. Jedenfalls hört man von diesem Wunsch durch viele Erlebnisberichte von Betroffenen, auch wenn sie vielleicht nicht alle das Gleiche erlebt haben.