Was nun ist die Moral?
Die spanische Autorin Almudena Grandes arbeitet sich in ihren Werken häufig an der Vergangenheit ihres Landes unter der Francodiktatur ab. An den bis in die Gegenwart reichenden Folgen, die teilweise noch heute ganze Familien spalten. In ihrem vielleicht wichtigsten Roman „Das gefrorene Herz” gibt es eine bemerkenswerte Nebenfigur, Eugenio Sanchez Delgado, ein Zeit seines Lebens persönlich integrer Mensch, moralisch, einer der lieber auf eine Karriere verzichtet, als sich an der allgemeinen Hochkriecherei zu beteiligen, der seine Kinder liebt und ihnen wahrscheinlich ein guter Vater ist - und bekennender Faschist. Geht das überhaupt? Anscheinend schon, es gibt ja durchaus reale Vorbilder.
Scheint also nicht ganz so einfach zu sein mit der Moral.
Andererseits scheint Moral eine immer einsatzbereite Waffe in jeder Art ideologischer Auseinandersetzung zu sein, wir kennen es ja nicht zuletzt von dieser Plattform zur Genüge. Wobei ich den Verdacht nie ganz loswerde, dass kaum jemand wirklich weiß, wovon er redet, wenn er die Moral aus der Tasche holt. Gläubige werfen Nichtgläubigen eine unterstellte Unmoral vor, diese werfen mit Kreuzzügen und Hexenverbrennungen zurück, unmoralische Handlungen von Menschen, die sich selbst durchaus als moralisch wahrnehmen, ein ziemlich widersprüchliches Ding also.
Tja und nu? Man könnte an dieser Stelle wieder einmal mit seinem Wissen darüber glänzen, wann welcher Denker was gesagt hat, eigentlich langweilig, wenn man es selbst nachlesen kann. Also erzählt doch mal, was ihr darüber denkt, was ist Moral, wo beginnt, wo endet sie, was ist der Gipfel moralischen Handelns?
Sind wir heute moralischer als unsere Vorfahren, waren es diese mehr als wir und kann man das überhaupt miteinander vergleichen?
@Felix nein, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Unterschiedliche Standpunkte, Meinungen und vielleicht ein paar schöne überraschende Gedanken, Anregung, wenn es geht ohne ideologische Holzknüppel - das ungefähr stelle ich mir zu solchen Fragen vor.
Ich will auch gern zugeben, dass diese Frage weder sonderlich neu, noch sonderlich originell ist. Das muss sie aber auch nicht, solange sie Raum für neue und originelle Antworten bietet. Aber das liegt, spätestens, wenn die Frage draußen ist, nicht mehr in meiner Hand.