Muss sich das Christentum neu erfinden?

Diese provokante These begründete kein Nichtchrist oder religionskritischer Atheist sondern der laisierte katholische Theologe Hubertus Halbfaß in einer 2011 erschienenen Schrift.
Der protestantische Theologe Friedrich Schorlemmer wirft dazu in einem Beitrag die interessante Frage auf, ob die Glaubenskonkretation in Rom geschlafen oder gnädig die Ketzereien dieses mutigen katholischen Theologen, der eben katholisch und allumfassend, nicht römisch denkt, übersehen hat.
Die Brisanz der halbfaß'chen Positionen zeigt sich auch in seinem Vortrag am 28.November 2013, auf den bei Wikipedia bezug genommen wird und wo er bekannte, dass er an der Wiederauferstehungslehre zweifele.Insbesondere machte er seinen zahlreichen Zuhörern klar dass eine Vergebung der Sünden durch den Opfertod Jesus' am Kreuz eine Erfindung paulinischen Ursprungs sei.Vielmehr sei Jesus eher als Prophet zu verstehen.
Nun könnte man ja die ganze Angelegenheit als innerreligiöses Problem abtun, wenn da nicht immer wieder auf die "christliche Erdung" unseres Gemeinwesens abgehoben würde.

2014-01-23T02:42:46Z

@MissRedmoon
Dein methodologisches Herangehen gefällt mir und entspricht auch meinen Intentionen.

2014-01-23T05:14:16Z

Werte @Bettina
Und wenn Halbfaß - übrigens ist er nie eine "Führungskraft" gewesen sondern nur ein rennomierter Religionspädagoge - nun recht hat?
Konzepte jeglicher Art- auch religiöse - müssen nicht unbedingt wie in "Stein gemeißelt" für alle Ewigkeit gelten.
Übrigens, ich weiß auch sehr wohl, warum ich nicht mehr evangelisch sondern ein Atheist bin.

2014-01-23T05:27:51Z

Werter@Styxway
Danke für Deinen aus meiner Sicht klasse Beitrag!
Hervorheben und unterstreichen möchte ich den Gedanken zum Spagat zwischen der eigenen Vernunft und dem Glauben.
Aber viele Gläubige verharren, wie Halbfaß schreibt, im "ängstlichen Schutzsuchen im Formelbestand der Tradition- ohne Nachfrage"

2014-01-23T05:34:17Z

@Anti
Du betreibst "Missionierungsarbeit und geistige Trittbrettfahrerei".
DR nicht von mir, ich sags Dir lieber offen "ins Gesicht".

2014-01-23T06:16:36Z

@Helmut A
Du bist aber grandig.Stell Dir vor, ich kann das sogar verstehen...immer diese lästigen "Nestbeschmutzer" ;-)

2014-01-23T06:33:35Z

@Alice T
Vieles was Du schreibst, entspricht auch meiner Auffassung.
Dennoch finde ich, dass das dialektische Verhältnis zwischen individuellem Glaube, den religiösen Dogmen und der Funktionalität der Kirchen/religiösen Vereinigungen vielschichtiger und weitaus komplizierter sind, als Du es hier darstellst.

2014-01-24T12:35:22Z

@doitsujin75
Natürlich hast Du recht, wenn Du auf die "schillernde Vielfalt" verweist, in der sich uns das Christentum inhaltlich und organisatorisch präsendiert, aber hier nur auf die katholische Kirche abzuheben, erscheint mir zu eng betrachtet.
Wenn Halbfaß - und nicht nur er, wie das aus dem Beitrag von @erhardtg hervorgeht - hier aber "heilige Kuehe" des traditionellen Christentums "schlachtet", dann geht es an die geistige Substanz dessen, was uns bisher als Christentum verkauft wurde.
Sollten die Abweichler mit "jesuanischer Perspektive" recht haben, dann hätten wir es meiner Meinung nach mit einem der größten Skandale in der Geschichte der Geistesentwicklung der Menschheit zu tuen.
Ein Skandal, an dem das Blut von Millionen von Menschen klebt.

2014-01-24T13:14:37Z

@erhardtgr
Vielen Dank für Deinen sehr informativen Beitrag, der Christen zum Nachdenken und Atheisten zu einer differenzierteren Sicht anregen sollte.
Du weißt, dass ich diesem "neuen Denken" innerhalb der "real existierenden Christenheit" aus Gründen meiner persönlichen Geistesentwicklung interessiert und aufgeschlossen gegenüberstehe und zwar deshalb, weil meine Wertevorstellungen und Moralnormen trotz unterschiedlicher weltanschaulicher Grundprämissen, kompatibel sind mit der "jesuanischen Perspektive" innerhalb des Christentums.
In einer solchen Gemeinsamkeit liegt meines Erachtens ein großes Potential, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, als sie es war und ist.
Ohne Zweifel gibt es sie, diese neue "geistige Bewegung" innerhalb der Christenheit, aber ehrlich gesagt, ich finde sie führt ein "Nischendasein", den Ton geben doch nach wie vor die "Traditionalisten" an und das Fußvolk- von einigen Ausnahmen abgesehen-

2014-01-24T13:17:49Z

folgt ihnen als "wohlerzogene Lämmer".

2014-01-24T13:25:53Z

@Helmut A
Wenn Du einmal Dein offensichtliches Schmalspurdenken ablegen könntest - Deine Fragestellung an mich läßt diese Schlußfolgerung bezüglich Deines Denkens durchaus zu - dann würdest Du vielleicht einen Atheisten auch besser verstehen.
In meiner Erwiederung gegenüber @erhardgr findest Du meine Beweggründe.

2014-01-29T11:33:09Z

@Morgenlicht
Ich denke, Du hast die Tragweite dieser "neuen Sicht" noch gar nicht erfasst.
Hier wird postuliert, dass der Webfehler bereits im "wahren Christentum"- so wie Du das formuliert hast - liegt, indem Paulus &Co nicht die orginäre Botschaft des Jesus von Nazareth sondern die Christologie zum Kernstück der Religion gemacht haben.

2014-01-29T11:54:00Z

@Romero
Als Traditionalist- ist jetzt nicht abfällig gemeint, sondern dient nur der besseren Abgrenzung- mußt Du natürlich dieser neuen"jesuanischen Perspektive" suspekt gegenüberstehen, nur sollte man sich in Geistesfragen neuen Erkenntnissen nicht von vornherein verschließen zumal sie für sich beanspruchen, mit Hilfe eines wissenschaftlichen Instrumentariums( historisch-kritische Methode)zustande gekommen zu sein.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, deswegen kann ich Dich auch irgendwie verstehen, wie schwer es ist,, sich von "geistig Liebgewonnenen" zu trennen, vor allem wenn es sich dabei um fundamentale glaubensinhalte handelt.

2014-01-29T12:05:43Z

Der Schwachpunkt Deiner Argumentation ist aus meiner rein persönlichen Sicht, dass Du, was in den Evangelien steht oder was Paulus verkündet hat für "bare Münze" hälst und genau das wird durch die "modernen Ketzer" in Frage gestellt.
Bedenke, all das was in der Bibel steht,stellt Glaubensauffassungen von Menschen dar, einschließlich dessen, was als orginäres Jesugut überliefert ist- auch hier ist nicht so richtig klar, was kommt wirklich von ihm oder was wurde ihm "unter die Weste gejubelt".
Sich hier geistig zu verbarrikadieren, halte ich zumindest für unklug.

erhardgr2014-01-24T05:06:35Z

Beste Antwort

Es ist interessant, dass durch protestantische wie katholische Theologen seit wenigen Jahrzehnten eine gemeinsame theologische Orientierung entstanden ist, die die Aufklärung konsequent ernst nimmt und eine Sicht der religiösen und exegetischen Themen entwickelt hat, die in gewisser Weise völig neu ist. Dazu gehören unter anderem:
Claus Petersen und die Initiative "Reich Gottes - jetzt" (Die Botschaft Jesu vom Reich Gottes)
Hubertus Halbfas und Klaus-Peter Jörns (Gesellschaft für Glaubensreform)
Meinrad Limbeck (Abschied vom Opfertod. Das Christentum neu denken)
Initiative Ökumene 2017 (Bruno Hessel)
Herbert Koch (Einfach glauben)
Wolfgang Knörzer „Reich Gottes. Traum – Hoffnung – Wirklichkeit“
Wolfgang Pauly: Der befreite Jesus. Unterwegs zu einem erwachsenen Christusglauben
Burkhard Müller: Für unsere Sünden gestorben?
Nach meiner Sicht gehört auch ein weiterer Kreis dazu: Leonardo Boff und die Befreiungstheologie,
Leonhard Ragaz und der "Religiöse Sozialismus", Gerd Theißen und die sozialgeschichtliche Exegese (Luise Schottroff und Wolfgang Stegemann), Ingo Baldermanns Religionspädagogik, Erträge des christlich-jüdischen Gesprächs, Milan Mahovec (Jesus für Atheisten), fast alle seriösen exegetischen Werke zur Bergpredigt.
Vorarbeiten liegen schon in älteren exegetischen Werken vor (Joachim Jeremias).
Als Institutionen nenne ich exemplarisch die Mennonitengemeinde Krefeld und die Remonatranten-Bruderschaft in den Niederlanden, die spirituelle, literarische und liturgische Arbeit von Huub Oosterhuis (Studentenekklesia Amsterdam).
Es gibt längst diese "jesuanische Perspektive" innerhalb der real existierenden Christenheit. Nur bornierte Zeitgenommen, und zwar konservative Gläubige ebenso wie viele Atheisten, scheinen sie nicht wahrzunehmen, geschweige denn zu würdigen.

Nachtrag: "neu erfinden" ist für mich aber eine suspekte Begrifflichkeit. Bei näherem Hinsehen merkt man, dass vieles an der "neuen Orientierung" sich auch schon lange vorher abgezeichnet hat.
Und: Ich weise noch auf die Prozesstheologie hin, die dies alles in einem neuen Ansatz zusammenfasst und nenne nur die beiden neuen Werke von Julia Enxing ("Gott im Werden") und Catherine Keller ("Über das Geheimnis"). Die erstere ist eine junge Katholikin aus Deutschland, die letztere eine renommierte Methodistin aus den USA.
Wer sich geistig in diesen Zonen bewegt, könnte sie nicht als "Nischen" abtun. Ansonsten Dank, lieber Gelassener, für deine Replik in den Kommentaren. Wir verstehen uns!

Klaus Grinsky2014-01-23T13:55:44Z

Tja, da ist schon ganz schön was los in der letzten Zeit. Die Katholische Kirche hat sich jetzt sogar einen Papst geleistet, der den Anschein erweckt, er könnte ein Christ sein.
Na ja, wir werden sehen...!?

Anonym2014-01-23T03:33:25Z

Man kann es anders ausdrücken: das Christentum wurde im Lauf der Jahrhunderte verzerrt und verdreht. Es bekam eine griechische Sicht, sprich: Gnosis. Das wahre Christentum ist aber aber von Juden entstanden. Jesus war ein Jude, voll und ganz, in den Gesetzen und Geboten und Gebräuchen. Und auch die meisten seiner Jünger waren Juden. Fast alle Schreiber der Evangelien und Briefe waren Juden. Ausser Lukas, der war Grieche. Und Markus war römisch-jüdischer Herkunft. Paulus war auch Jude und auch Römer. Und so müssen wir wieder an die Quelle zurückkehren, an den Ursprung. Die biblische Lehre ist unverfälscht, aber die Leute haben die Lehren mit der Zeit verfälscht. Darum zurück zu den Wurzeln. Am besten mal eine gute Bibelübersetzung kaufen, wie: die Schlachterbibel, oder auch Genfer Bibel. Oder die Elberfelder-Bibel. Oder die MENGE-Übersetzung. Diese bringen uns die Wahrheit näher, denn sie wurden aus dem Grundtext übersetzt: dem Hebräischen und dem Griechischen. Jesus war nicht nur ein Mensch, Er war der Sohn Gottes, der auf diese Erde kam. Er, der schon immer war, kam zu uns Menschen. Lies Kolosser 1

Anonym2014-01-23T02:41:04Z

Ja, mit den Muslimen zusammen

Anonym2014-01-23T02:03:46Z

Bei dem Halbfaß ist das Fass auch nicht voll!

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