Muss sich das Christentum neu erfinden?
Diese provokante These begründete kein Nichtchrist oder religionskritischer Atheist sondern der laisierte katholische Theologe Hubertus Halbfaß in einer 2011 erschienenen Schrift.
Der protestantische Theologe Friedrich Schorlemmer wirft dazu in einem Beitrag die interessante Frage auf, ob die Glaubenskonkretation in Rom geschlafen oder gnädig die Ketzereien dieses mutigen katholischen Theologen, der eben katholisch und allumfassend, nicht römisch denkt, übersehen hat.
Die Brisanz der halbfaß'chen Positionen zeigt sich auch in seinem Vortrag am 28.November 2013, auf den bei Wikipedia bezug genommen wird und wo er bekannte, dass er an der Wiederauferstehungslehre zweifele.Insbesondere machte er seinen zahlreichen Zuhörern klar dass eine Vergebung der Sünden durch den Opfertod Jesus' am Kreuz eine Erfindung paulinischen Ursprungs sei.Vielmehr sei Jesus eher als Prophet zu verstehen.
Nun könnte man ja die ganze Angelegenheit als innerreligiöses Problem abtun, wenn da nicht immer wieder auf die "christliche Erdung" unseres Gemeinwesens abgehoben würde.
@MissRedmoon
Dein methodologisches Herangehen gefällt mir und entspricht auch meinen Intentionen.
Werte @Bettina
Und wenn Halbfaß - übrigens ist er nie eine "Führungskraft" gewesen sondern nur ein rennomierter Religionspädagoge - nun recht hat?
Konzepte jeglicher Art- auch religiöse - müssen nicht unbedingt wie in "Stein gemeißelt" für alle Ewigkeit gelten.
Übrigens, ich weiß auch sehr wohl, warum ich nicht mehr evangelisch sondern ein Atheist bin.
Werter@Styxway
Danke für Deinen aus meiner Sicht klasse Beitrag!
Hervorheben und unterstreichen möchte ich den Gedanken zum Spagat zwischen der eigenen Vernunft und dem Glauben.
Aber viele Gläubige verharren, wie Halbfaß schreibt, im "ängstlichen Schutzsuchen im Formelbestand der Tradition- ohne Nachfrage"
@Anti
Du betreibst "Missionierungsarbeit und geistige Trittbrettfahrerei".
DR nicht von mir, ich sags Dir lieber offen "ins Gesicht".
@Helmut A
Du bist aber grandig.Stell Dir vor, ich kann das sogar verstehen...immer diese lästigen "Nestbeschmutzer" ;-)
@Alice T
Vieles was Du schreibst, entspricht auch meiner Auffassung.
Dennoch finde ich, dass das dialektische Verhältnis zwischen individuellem Glaube, den religiösen Dogmen und der Funktionalität der Kirchen/religiösen Vereinigungen vielschichtiger und weitaus komplizierter sind, als Du es hier darstellst.
@doitsujin75
Natürlich hast Du recht, wenn Du auf die "schillernde Vielfalt" verweist, in der sich uns das Christentum inhaltlich und organisatorisch präsendiert, aber hier nur auf die katholische Kirche abzuheben, erscheint mir zu eng betrachtet.
Wenn Halbfaß - und nicht nur er, wie das aus dem Beitrag von @erhardtg hervorgeht - hier aber "heilige Kuehe" des traditionellen Christentums "schlachtet", dann geht es an die geistige Substanz dessen, was uns bisher als Christentum verkauft wurde.
Sollten die Abweichler mit "jesuanischer Perspektive" recht haben, dann hätten wir es meiner Meinung nach mit einem der größten Skandale in der Geschichte der Geistesentwicklung der Menschheit zu tuen.
Ein Skandal, an dem das Blut von Millionen von Menschen klebt.
@erhardtgr
Vielen Dank für Deinen sehr informativen Beitrag, der Christen zum Nachdenken und Atheisten zu einer differenzierteren Sicht anregen sollte.
Du weißt, dass ich diesem "neuen Denken" innerhalb der "real existierenden Christenheit" aus Gründen meiner persönlichen Geistesentwicklung interessiert und aufgeschlossen gegenüberstehe und zwar deshalb, weil meine Wertevorstellungen und Moralnormen trotz unterschiedlicher weltanschaulicher Grundprämissen, kompatibel sind mit der "jesuanischen Perspektive" innerhalb des Christentums.
In einer solchen Gemeinsamkeit liegt meines Erachtens ein großes Potential, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, als sie es war und ist.
Ohne Zweifel gibt es sie, diese neue "geistige Bewegung" innerhalb der Christenheit, aber ehrlich gesagt, ich finde sie führt ein "Nischendasein", den Ton geben doch nach wie vor die "Traditionalisten" an und das Fußvolk- von einigen Ausnahmen abgesehen-
folgt ihnen als "wohlerzogene Lämmer".
@Helmut A
Wenn Du einmal Dein offensichtliches Schmalspurdenken ablegen könntest - Deine Fragestellung an mich läßt diese Schlußfolgerung bezüglich Deines Denkens durchaus zu - dann würdest Du vielleicht einen Atheisten auch besser verstehen.
In meiner Erwiederung gegenüber @erhardgr findest Du meine Beweggründe.
@Morgenlicht
Ich denke, Du hast die Tragweite dieser "neuen Sicht" noch gar nicht erfasst.
Hier wird postuliert, dass der Webfehler bereits im "wahren Christentum"- so wie Du das formuliert hast - liegt, indem Paulus &Co nicht die orginäre Botschaft des Jesus von Nazareth sondern die Christologie zum Kernstück der Religion gemacht haben.
@Romero
Als Traditionalist- ist jetzt nicht abfällig gemeint, sondern dient nur der besseren Abgrenzung- mußt Du natürlich dieser neuen"jesuanischen Perspektive" suspekt gegenüberstehen, nur sollte man sich in Geistesfragen neuen Erkenntnissen nicht von vornherein verschließen zumal sie für sich beanspruchen, mit Hilfe eines wissenschaftlichen Instrumentariums( historisch-kritische Methode)zustande gekommen zu sein.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, deswegen kann ich Dich auch irgendwie verstehen, wie schwer es ist,, sich von "geistig Liebgewonnenen" zu trennen, vor allem wenn es sich dabei um fundamentale glaubensinhalte handelt.
Der Schwachpunkt Deiner Argumentation ist aus meiner rein persönlichen Sicht, dass Du, was in den Evangelien steht oder was Paulus verkündet hat für "bare Münze" hälst und genau das wird durch die "modernen Ketzer" in Frage gestellt.
Bedenke, all das was in der Bibel steht,stellt Glaubensauffassungen von Menschen dar, einschließlich dessen, was als orginäres Jesugut überliefert ist- auch hier ist nicht so richtig klar, was kommt wirklich von ihm oder was wurde ihm "unter die Weste gejubelt".
Sich hier geistig zu verbarrikadieren, halte ich zumindest für unklug.