Warum ist nicht jede Pflanze selbstbestäubend?

Selbstbestäubend sein ist evolutionär doch das sinnvollste, wieso sind also manche auf Partner angewiesen?

2013-08-11T12:50:03Z

Alle sprechen vom Mischen der Gene, aber die Art, die genetisch fortgeschrittener ist will sich doch sowieso nicht mit einer "zurückgebliebenen" Pflanze fortpflanzen.

naronnas2013-08-12T04:35:26Z

Beste Antwort

Selbstbestäubung ist evolutionär nicht unbedingt sinnvoller.

Wenn beim Bestäuben innerhalb einer Art viele unterschiedliche Genvarianten durchgetauscht werden, dann kann diese Art schneller auf Umwelteinflüsse reagieren und sich schneller "anpassen".
Einen Fortschritt gibt es in der Evolution eingentlich nicht, nur eine Angepasstheit.
Eine einzelnes Individuum ist eventuell angepasster an die momentane Umwelt als alle andernen, so dass die Nachfahren einen Teil der Angepasstheit verliehren würden, allerdings bietet sich bei bei Änderung der Umwelt die Chance die postiven noch nutzbaren Eigenschaften zu erhalten, anstatt vollständig auszusterben oder auf passende eigene Mutationen zu warten.

Allerdingst kann es natürlich auch sein, dass ein Partner zum Genaustausch/Sex einfach zu weit entfernt ist und es deswegen sinnvoller ist, sich selbst zu bestäuben.

Cicero2013-08-12T13:14:42Z

Sexuelle Fortpflanzung führt aber zu größerer genetischer Varianz innerhalb einer Population als durch Mutationen allein, weil die Mutationen dann in unterschiedlichen Kombinationen gemischt werden.

Ich vermute, dein Denkfehler ist, dass du nicht bedacht hast, dass sich die Umweltbedingungen auch mal ändern können. Daher gibt es keine Gene, die per se fortgeschrittener als andere sind, und eine möglichst große genetische Varianz einer Population erhöht deshalb deren Überlebenschancen auf lange Sicht, da so die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass genügend Individuen gut genug mit den neuen Umweltbedingungen zurechtkommen, um hinreichend viele Nachkommen zeugen zu können, so dass die Art überlebt. Darum ist es auch kein Zufall, dass sexuelle Fortpflanzung die am weitesten verbreitete Fortpflanzungsmethode ist, es ist einfach die beste. Wie sagt man so schön: Die Mischung macht's.

Außerdem will eine Pflanze überhaupt nichts, denn Pflanzen können gar nicht denken, und sie kann sich auch nicht aussuchen, wohin Insekten oder der Wind ihre Pollen tragen. Dein Nachtrag ist also auf Pflanzen nicht anwendbar.

mejxu2013-08-12T10:21:37Z

Du sagst in deinen Details "....aber die Art, die genetisch fortgeschrittener ist will sich doch sowieso nicht mit einer "zurückgebliebenen" Pflanze fortpflanzen"
Nun hat die Pflanze - falls tatsächlich einen Willen, was ich bezweifle - überhaupt keine Möglichkeit der Partnerwahl. Der Wind trägt die Pollen, wohin er will, Insekten fliegen starke und schwache, die passenden und die unpassenden Blüten an usw.

Das ist auch gut so, denn in jedem Pollensack stecken Pollen mit guten und schlechten Veranlagungen, manche sind überhaupt unfähig, mit einer Eizelle zu verschmelzen, manche haben das traditionelle, andere mutiertes, neues Erbgut. Und mit den Eizellen sieht das genauso aus.

Überleben tut die Pflanze, in deren ZUFÄLLIGER Kombination der Gene genau die Fähigkeiten stecken, mit den immer wechselnden Lebensbedingungen fertig zu werden, sich dem Klimawandel, der Luftverschmutzung, der Landschaftsveränderung durch z.B. Abholzung, Feuer, Bergrutsche anzupassen.
Die Pflanzen, die vor 10 Jahren das angepassteste Erbgut und deshalb die besten Fähigkeiten zu überleben hatten, würden heute evtl jämmerlich verkümmern.

Wenn man eine bestimmte Apfelsorte, einen besonders guten Wein, ein besonders ertragreiches Getreide unverändert erhalten will, kann man das nur durch ungeschlechtliche Vermehrung wie Ableger, Pfropfen usw oder gar Gentechnik erreichen.

Abc2013-08-12T08:48:45Z

Dabei geht es um den austausch des genetischen Materials. Selbstbestäubung kommt nur äußerst selten vor, weil es für die Pflanze keine Vorteile hat, sondern ihr es dabei nur ums überleben geht, wenn sie keinen "Partner" finden kann. Genauer gesagt ist das Inzucht. Und bei Inzucht kommt es oft zu unerwünschten Nebenwirkungen. Die neuen Pflanzen sind dann meist nicht mehr so kräftig, oder überlebensfähig wie die anderen Pflanzen. Wenn die Pflanze aber auf Partner setzt, dann erhofft sie sich einen genetischen Vorteil davon. Es kann ja immer vorkommen, dass eine andere Pflanze "besser ausgestattet" war.

Nathan2013-08-11T20:07:13Z

Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Selbstbestäubung ist im Prinzip Inzucht und es ist erstaunlich, dass diese Möglichkeit überhaupt überlebt hat.

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