Sinkende Wahlenthaltung der Unterschicht - Was sind für Euch die Gründe?

In welcher Form sich die Wahlenthaltung unterschiedlichen Bildungsgrad, Schichtzugehörigkeit, Einkommen in den letzten Jahren entwickelt hat, dazu fand ich heute die folgende Statistik über die aktuellen Nachdenkseiten: http://www.nachdenkseiten.de/?p=16779
Hier offen gelassen wurden aber die Gründe dafür.

2013-04-06T02:42:23Z

Sorry, mein Fehler +++ sinkende Wahlenthaltung +++ ist natürlich Quatsch.
"Steigende Wahlenthaltung ..." sollte es natürlich heissen!
Verzeiht mir also bitte. Und da es doch immerhin schon einige recht gute Antworten zur Frage gibt, wie ich sie _richtig_ stellen wollte, möchte ich diese (vorerst) nicht nochmal neu stellen.

2013-04-07T01:57:18Z

@New Ordner: Wie Du richtig festgestellt hast, ging es mir weniger darum, die elitäte Oberschicht bei der Beantwortung dieser Frage einzubeziehen, die dem Verfasser der Zeilen erstmal mangelhaften Sprachschatz attestiert. Ansonsten stimme ich mit vielem überein.

Mimas2013-04-06T02:19:21Z

Beste Antwort

Es mag ja kleinlich erscheinen, aber zunächst folgende Kritik zu dieser Frage.
Gerade bei komplizierten Sachverhalten sollte man Sorgfalt bei der Fragestellung walten lassen.
Schon um Missverständnisse zu vermeiden.

Sinkende Wahlenthaltung (welcher Schicht auch immer) ist quasi eine doppelte Verneinung und bedeutet, die Wahlbeteiligung steigt.
Genau das Gegenteil wird aber durch die auf der von dir verlinkten Seite gezeigten Diagramme aufgezeigt.

Zur eigentlichen Frage:
Die sinkende Wahlbeteiligung gerade der einkommensschwächeren Bevölkerungsteile (den Begriff Unterschicht mag ich gar nicht, ich finde ihn diskriminierend) ist wohl auch auf Faktoren wie Resignation und Desillusion zurückzuführen.
Denn der Eindruck, den Leute aus dieser Gruppe haben können, dass in diesem Staat in erster Linie für das Wohlergehen der Reichen und Superreichen durch eine geisteskranke Finanz- und Steuerpolitik gesorgt wird, ist ja nicht so ganz von der Hand zu weisen.
Da werden mit zig Milliarden Steuergeld Banken "gerettet", weil es (angeblich) systemrelevant sei - tatsächlich werden aber die Verluste der Zocker und Spekulanten ausgeglichen.
Das dies als ungerecht empfunden wird, ist ja nachvollziehbar.

Und da inzwischen in der deutschen Parteienlandschaft kaum noch Unterschiede ausmachbar sind.
Zumindest was die sogenannten großen Volksparteien angeht, ist eine gewisse Verweigerungshaltung durchaus verständlich.
Eine Entwicklung des Wählerverhaltens in Richtung radikalerer Parteien ist durch die aktuelle Regierung ganz sicher nicht erwünscht, da ist ihnen eine steigende Nichtwählerschaft doch weitaus angenehmer, da jeder Nichtwähler letztendlich die jeweils stärkste Fraktion stärkt.

Cassandra2013-04-06T07:54:58Z

Gründe für Wahlenthaltung wurden am 16. Januar 2005 bei einem
"Kommentargottesdienst zu Ereignissen der Zeit" in der Nürnberger
St. Lorenz-Kirche genannt:

"Das Ansehen von Politikern in unserem Land ist schlecht. Sie ran-
gieren mit Gebrauchtwagenhändlern auf den hintersten Plätzen der
einschlägigen Reputationslisten. Das schrieb in der gestrigen Aus-
gabe die >>Süddeutsche Zeitung<<..."

"... Parteispenden-Affären, Schmiergelder für Politiker, unglaublich
hohe Pensionen für ehemalige Abgeordnete oder Minister könnten
wir jetzt in diesem Zusammenhang seitenweise vortragen. Man stelle
sich vor, über 50 Jahre lang konnten manche Abgeordnete - unge-
hindert durch Gesetz und Anstand – für die kurzfristigen Interessen
der Großkonzerne ihre bezahlten Stimmen abgeben..."

"Das Ergebnis sehen wir jetzt in Deutschlands Wirtschaftslage: Den
Sozialhilfe-Empfängern und den Alten und Kranken sucht diese Bun-
desregierung immer noch etwas abzuzwacken; die Reichen wurden
immer reicher und die Armen immer ärmer, und die Arbeitslosen im-
mer mehr...."

"... Zur dauernden Kontrolle gegen Machtmissbrauch wird für die De-
mokratie das Prinzip der Gewaltenteilung angemahnt. Die Regierung
braucht Lenkung und Kontrolle durch das vom Volk gewählte Parla-
ment und die Politiker brauchen Kontrolle durch die Justiz."

"Was ist aber, wenn wir nur in das Parlament wählen dürfen, wen uns
Parteien zur Wahl vorsetzen und wenn die Regierungsmitglieder und
Parlamentarier kaum mehr auseinander zu halten sind?"

"Und wenn die Richter, die uns vor Missbrauch der Macht schützen sol-
len, von eben diesen Parlamentariern und Regierungsmitgliedern in ihr
angeblich unparteiisches Amt befördert wurden?"

"Gelegentlich hat diese Gewaltenteilung in unserem Land ja ganz gut ge-
klappt.Noch gelegentlicher nicht, was den Mann auf der Strasse so von
der Parteipolitik abstößt: “Die da oben machen ja doch, was sie wollen!“
Siehe:

http://www.lorenzkirche.citykirche-magazin.de/images/stories/kommentar20050116.pdf

"Gelegentlich hat diese Gewaltenteilung ja geklappt" - nur gelegentlich,
sonst aber ... ? ? ?

Die Zustände in der BRD sind so gravierend, dass sogar ein Bundesprä-
sident - Richard von Weizsäcker (CDU) 1992 den Parteien vorwarf: "Sie
haben sich den Staat zur Beute gemacht, sie sind macht-besessen und
macht-versessen..."

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/bundespraesidenten/963060/

Unsere angebliche Demokratie ist keine:

"Diese Art von Demokratie wird deshalb so gerne von den Politikern
als >>repräsentative Demokratie<< bezeichnet, weil sie sehr genau
wissen, dass dies ein Etikettenschwindel ist."

"Das ist keine gute Demokratie, das ist keine schlechte Demokratie,
das ist überhaupt keine Demokratie, sondern eine Lobbyisten - und
Parteiendiktatur..." - Siehe:

http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/deutschland-ist-keine-demokratie-verstoesse-gegen-das-grundgesetz

Es braucht sich denn auch niemand darüber zu wundern, wenn sogar Frau
Merkel bestätigt;

"Man kann sich nicht darauf verlassen, dass das, was vor den Wahlen
gesagt wird, auch wirklich nach den Wahlen noch gilt und wir müssen
damit rechnen, dass sich das 'in verschiedenen Weisen' wiederholen
kann." Siehe:

http://www.youtube.com/watch?v=vGuXVzgZ1uA

Wenn das so ist - welchen Sinn oder Zweck haben dann Wahlen über-
haupt noch ? Dass wir durchdie politische Klasse mit ihrem grund-
gesetz-widrigen Machtmonopol durch den Kakao gezogen werden und
die politische Klasse macht was sie will ohne das Volk zu fragen - das
merkt doch inzwischen fast jeder.

Eher sind Fragen nach dem Bildungsgrad derjenigen berechtigt, die
solche Parteien immer wieder wählen, welche für die in mehr als 60
Jahren herbei geführten Mängel des Systems verantwortlich sind und
so die Fortdauer des grundgesetz-widrigen Machtmonopols dieser Par-
teien ermöglichen? Henry Nitzsche an die Bundestagsbgeordneten:
"... Das Volk besteht doch für Sie nur aus Wählern, die den Parteien
alle vier Jahre ihre Futterkrippe füllen sollen... "

("... Für jede Zweitstimme erhalten die Parteien, die mehr als 0,5 Prozent
aller Stimmen bekommen haben, zunächst einmal 70 Cent - für die er-
sten 4 Millionen Stimmen sogar 85 Cent)."

http://www.zeit.de/2009/40/Stimmts-Wahlkampfkosten

qm_sirius2013-04-06T01:45:28Z

Faulheit, gepaart mit Dummheit. Genau das, was die Menschen dorthin gebracht hat, wo sie sind.

Bestes Beispiel war die Abstimmung in Hamburg über das längere gemeinsame Lernen von Schülern. Die Unterschicht, für deren Kinder dieses Programm gedacht war, ging nicht zur Abstimmung. Die "Oberschicht" mit ihren wahnsinnig intelligenten Kindern hat es abgelehnt, da sie Angst haben, daß ihre Kinder durch gemeinsames Lernen eben weniger lernen udn weniger Chancen haben.

Ein Umfrage des NDR nach der Abstimmung in den Vierteln der Unterschicht brachte Antworten wie "Ach, war das gestern?", "Wie, die Kinder sollen nur noch 6 Jahre zur Schule gehen. Ich bin dagegen", "Weiß ich auch nicht...".

?2013-04-06T01:34:12Z

Wozu sollen Sie wählen gehen, wenn sich Ihre Misere eh nicht
ändert.
LG

Gordo Mainz2013-04-06T00:42:08Z

Faulheit.
Die sparen Ihre Energie um anschließend zu meckern

Gruß
Gordo Mainz

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