Ich habe das in der Ausbildung zur Prädikantin gelernt, aber jetzt habe ich Bedenken, ob das so rundweg zutrifft. Ich begrüße Antworten von theologisch gebildeten Leuten, auch wenn sie hier schwach vertreten sind. Die anderen sind mir Wurscht.
erhardgr2012-12-23T15:17:52Z
Beste Antwort
Das muss ausgewogen beantwortet werden. An sich ist es als Faustregel für die Exegese sehr brauchbar. Auch ein Bibelgesprächskreis kann damit zu guten Ergebnissen kommen. Ebenso wird ein Prädikant dadurch entlastet, viel in Kommentaren herumzuwühlen. Aber andererseits ist der Satz ergänzungsbedürftig: Es bringt nichts, wenn eine Gruppe im Gespräch zu weit in anderen Büchern der Bibel auf die Suche geht, die historisch unter ganz anderen Umständen entstanden sind. Ich sehr es auch kritisch, wenn Evangelientexte sehr rasch durch Paulustexte interpretiert werden (und umgekehrt). Zwischen alttestamentlichen Quellen und neutestamentlichen Texten können bis zu 3000 Jahren liegen. Dann sollte auch gelten, dass das bloße Wort (die deutschen Vokabeln) sich erst bei historisch-kritischer Lektüre UND gleichzeitig dem stillen Wirken des Heiligen Geistes erschließen. Letztlich muss das prophetische Charisma des Verkündigenden die Verantwortung tragen.
Der Satz "Bibel legt sich elbst aus" oder auch "Bibel wird durch Bibel ausgelegt" ist eine Kurzformel, die man erläutern muss. Dieser Satz meint: Jegliche Auslegung eines Bibeltextes muss sich an der Bibel selbst messen lassen. Eine Auslegungm die anderen Texten der Bibel widerspricht, dirkreditiert sich selbst als falsch. Das heiÃt eben NICHT, dass man sich selbst keine Gedanken machen dürfte, aber man darf eben nicht entgegen der Bibel selbst argumentieren.
ich habe einen guten Konfirmandenunterricht genossen, von dem ich heute noch profitiere. Auch Gespräche über das Christentum mit verschiedenen Vertretern christlicher Religionen beantworten Deine Frage ganz eindeutig:
Nein, die Bibel legt sich nicht selber aus.
Begründung: Würde sie sich selber auslegen, wäre sie für jeden gleich und eindeutig verständlich. Allein die Existenz verschiedener christlicher Religionen ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die Bibel sich nicht selber auslegt, sondern interpretiert werden muss, und dass verschiedene bibelgebildete Menschen die gleichen Passagen extrem unterschiedlich verstehen