Eine Generation die den Krieg nicht mehr kennt - Morgerndämmerung für das Unheil?
Ich kann meinen Großvater noch erinnern. Ein sensibler, leider depressiver Mann, der sich am Ende mit 72 Jahren das Leben nahm. Er war, wie viele andere eben auch, die letzte Kriegsgenereation dieses Landes. Er wusste noch, was es heißt in Gefangenschaft zu geraten (in seinem Fall der Franzosen) und erst Jahre später wieder zu seiner Familie zurück zu kehren. Heute kann sich das keiner mehr vorstellen. Auch eine Konfrontation scheint unmöglich. Die BRD baut ihr Militär immer weiter ab. Und Deutschland scheint sich auf zu lösen. Mein Vater sagte mir einst; irgendwann wird der Russe wieder in Deutschland stehen.
Ist der Krieg weniger oder mehr wahrscheinlich bei einer heutigen Generation, die nicht mehrt weiß, was es heißt in heißem Teer stecken zu bleiben ?
2012-04-26T15:00:03Z
@fiddler; genau so einen Theoretiker wie Dich meine ich mit meiner Frage. Wie wäre es wenn Du mir jetzt noch was über das lateinische Alphabet erzählen würdest,...?!
chiophan2012-04-27T06:09:55Z
Beste Antwort
Hallo, die jungen Menschen kennen den Krieg nicht mehr, aber die älteren wissen noch die Auswirkungen zu fürchten und viele ausländische Mitbürger sind zu uns geflohen, weil sie ihn nicht mehr aushielten. Es ist nicht das gemeine Volk, das Krieg spielt, sondern die Menschen, die gewählt werden, um eine friedliche Koexistenz zu schaffen. Natürlich hoffen wir, dass sich diese grausamen Dinge, die Menschen Menschen an tun, nicht mehr wiederholen. Ich glaube nicht, dass junge Menschen ihre Zukunft leichtfertig auf's Spiel setzen und einen Krieg nicht fürchten. Meine Person kennt noch die Folgen des letzten Kriegs, in denen Häuser besetzt waren und ich mich gefreut habe, wenn ich mit den Kindern der amerikanischen Besatzung mit ihren Puppen spielen durfte, weil es in deutschen Geschäften keine zu kaufen gab. Ich sehe noch die alten Männer vor den Häusern sitzen, die ihre Ein-und Durchschüsse an ihren Armen und Beinen zeigten und wie sie noch erklärten, dass sie Splitter in ihren Körpern haben, die nicht operativ zu beheben waren. Damals bin ich als Kind noch mit gegangen, die Steine der Trümmer von Putz zu säubern, damit sie weggeräumt werden konnten und wieder verwendet wurden. Ich höre noch das Weinen der Frauen, wenn keine Nachricht erschien, dass ihr Mann in Friedland als Heimkehrer wieder kam. Ich höre noch meine Oma weinen um einen Sohn, den nach Nachricht von anderen Soldaten, feindliche Soldaten geschlachtet hatten. Die Eltern meines Vaters sind auf der Flucht an Hungertyphus gestorben und eine Tante ist auf der Flucht von unzähligen Russen vergewaltigt worden. Dies sind Begebenheiten, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden, deshalb glaube ich nicht, dass auch eine Erlebnis Gesellschaft, wie wir sie momentan haben, eine neue Kriegsgefahr auf eine leichte Schulter genommen wird.
also mein einer opa war auch in gefangenschaft. habe ihn noch kennengelernt, als ich drei war ist er gestorben. den anderen opa habe ich nie gesehen, weil er bei stalingrad gefallen ist. ich habe glücklicherweise noch keinen krieg erlebt, aber mir wurde sehr viel erzählt. von meiner oma und von meinen eltern, die das damals als kinder miterlebt haben und mir ganz viele situationen sehr anschaulich beschrieben haben. naja, kriege gibt es ja überall auf der welt. warum sollte es uns nicht auch mal erwischen? aber ich sehe es bei den freunden von meinen kindern: das ist alles so multi-kulti. wer sollte dann eigentlich gegen wen kämpfen, wenn da was von außen kommt? vielleicht eine weiblich naive einstellung, aber ich denke eben positiv..;-)
Es spielt keine Rolle, ob eine Generation den Krieg noch kennt oder nicht, um die Wahrscheinlichkeit eines Krieges zu verringern. Sonst hätte es nach dem 1. nicht gleich den 2. Weltkrieg gegeben. Die damalige Generation hat meist in beiden Kriegen gedient.
Was Krieg verhindern kann ist Meinungsfreiheit, Aufklärung, Bildung und allgemein zugängliche Informationen.
Bis zu meinem 7. Lebensjahr dauerte der 2. Weltkrieg. Ich war zwar noch klein, doch diese Zeit vergisst man nicht. Die Angst ging um. Mir war das Wort "Friede" fremd. Ich kannte keine Schokolade, keine Bananen, und es gab auch nichts anzuziehen. Als ich 16 war, bekam ich erst die ersten Schuhe. Ansonsten barfuß oder mit Gummistiefel im Winter. Die Männer hatten alle nur einen Fuß und Krücken. Das war damals Alltag. Deshalb macht mir das Wort "Krieg" Angst. Es geht nicht darum, im Teer stecken zu bleiben, sondern alles zu tun, um den Frieden zu wahren. Es geht nicht um mich, sondern um unsere Nachkommen. Verschont sie mit soviel Unheil.