Zu Überstunden "zwingen"?

Ich habe derzeit einige Probleme mit meinem Vorgesetzten (er ist nicht der oberste Chef, aber mit denen kann man genau so wenig reden). Seit ich ein Kind habe (bin alleinerziehend), bin ich natürlich nicht mehr so flexibel wie früher (ich habe mich zwar privat gut arrangiert, d.h. mein Kind ist versorgt, wenn ich arbeite - aber logischerweise teile ich ja jetzt sozusagen meine Freizeit mit meinem Kind und die möchte ich nicht nur mit füttern und ins Bett bringen verbringen). Ich leiste meine Arbeit, bin aber eben nicht mehr "bis in die Puppen" dort (sprich: Überstunden wurden früher massenhaft geleistet ohne Auszahlung oder Freizeitausgleich).
Früher war es so, dass ich meine Stunden durchgearbeitet hatte (weil viel zu tun war) und dann,nachdem alles erledigt war, die Pause sozusagen hintendran gehängt hatte (bin ein Arbeitstier und hatte auch nicht das Gefühl, eine Pause zu brauchen). Dies wurde auch jahrelang so akzeptiert. Nach diversen Wechseln in der oberen Etage sind wir nun gezwungen, Pause zu machen bzw diese wird automatisch von der Arbeitszeit abgezogen. Bevor ihr was sagt: ich weiß, dass es offiziell vorgeschrieben ist Pause zu machen wegen dem Erholungsfaktor! Unsere Arbeit lässt aber eigentlich keine Pause zu (und wie gesagt, ich benötige sie nicht wirklich). Das Ende vom Lied ist, dass ich oft dank der nichtgemachten Pause sozusagen eine Überstunde mache (da ich ja 9Std durcharbeite).Nun wurde mir vorgeworfen, ich hätte sogar Minusstunden, was aber im doppelten Sinne (egal ob mit oder ohne Pause) ja nicht stimmt. Der Hammer ist nun: mir wurde sogar vorgehalten, dass in meinem Arbeitsvertrag vermerkt sei (was ansich stimmt), dass 20Std Überstunden im Gehalt abgegolten seien und dass ich die machen müsste. Das sehe ich anders: dieser Passus hießt doch nur, dass die bereits bezahlt sind, FALLS sie anfallen - aber nicht, dass sie gemacht werden MÜSSEN! Oder? Überstunden sind doch keine vereinbarte Arbeitszeit!

Wie seht ihr das???

2011-11-06T02:36:06Z

@NaturalBornKieler: ich bin der Transportbranche. Und da ist es nunmal so, dass man - im Gegensatz zu einem Finanzbeamten zB - nicht fest nach Plan arbeiten kann. Ich meine damit, man hat ja keine Aktenberge, die man einfach abarbeitet und nach 8Stunden Arbeit den Stift fallen lassen kann und am nächsten Tag dort weitermacht, wo man aufgehört hatte. Nein, hier ist es nunmal so, dass man ja das Pensum des Tages erledigen muss, egal in welcher Zeit. Die LKW-fahrer wollen ja ihre Ware und Papiere haben, der ganze Kreislauf muss ja fließen, da kann man nicht sagen:"Sorry, komm morgen wieder, meine Zeit ist voll."
Früher hieß es bei uns mal, dass es nicht darauf ankommt, wie lange wir da sind, sondern dass die Arbeit erledigt ist. Und ob das dann mal 10Stunden dauert oder mal nur 7, wenn es gut läuft, ist egal. Und dass es ja weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer etwas bringt, wenn man Zeit absitzt, obwohl nichts mehr zu tun wäre. Ich bin IMMER erst gegangen, wenn alles erledigt war, und hab

2011-11-06T02:39:34Z

keine Arbeit abgedrückt. Selbst in der Schwangerschaft habe ich noch lange die Spätschicht (sprich bis weit nach 22 Uhr) gemacht (wo sich die Firma genaugenommen ja auch strafbar gemacht hatte - nur davon will ja keiner was wissen), weil es keine Vertretung gab, und habe auch nicht einen Tag wegen irgendwelchen Schwangerschaftswehwehchen gefehlt! Und so wird es einem nun gedankt...

NaturalBornKieler2011-11-04T01:56:10Z

Beste Antwort

Ich weiß natürlich nicht, was du für eine Arbeit machst. Aber ich glaube, der Arbeitgeber macht einen Fehler, wenn er sich nur an den Arbeitsstunden orientiert. Wenn der Arbeitgeber besonders viel Wert auf die richtige Stundenanzahl legt und sich lang und breit mit Stundenzählung beschäftigt, dann interessiert er sich offenbar mehr für deine Anwesenheit und weniger für die tatsächlich geleistete Arbeit.

Solche Arbeitgeber bekommen dann die Arbeitnehmer, die sie verdienen: nämlich Leute, die die Stunden vorschriftsmäßig abreißen, dabei in Ruhe ihren Kaffee trinken und ihre Arbeit ebenfalls nur nach Vorschrift machen. So richtig gesund ist diese Einstellung für den Betrieb nicht. Der Arbeitgeber wäre besser beraten, wenn er sich für die Qualität der Arbeit und für die Resultate interessieren würde.

Daniel B2011-11-09T15:49:35Z

Es ist zumindest mal nicht völlig unmöglich im Arbeitsvertrag zu vereinbaren, dass Überstunden, ganz oder teilweise mit einem Fix-Gehalt abgegolten sind. Das geht aber nur bei Angestellten in höheren Positionen und mit entsprechenden Bezügen. Ein Gericht würde da eine Abwägung zwischen deinem Gehalt und der verlangten, bzw. eben vereinbarten Arbeitszeit machen.

Daneben darf der Arbeitgeber sehr wohl auch Mehrarbeit (also Überstunden) in einem gewissen Maß (wieviel hängt wieder vom Einzelfall und den Betriebsumständen) anordnen. Wenn diese dann - was natürlich zweifelhaft ist - rechtmäßig bereits mit deinem Monatsgehalt abgegolten sind, dann musst du mehr arbeiten ohne dafür mehr Geld zu bekommen. Insofern ist es denkbar, dass dein Chef hier Recht hat. Aber hier spielen zu viele Details hinein um das hier wirklich zu beurteilen.
Falls die ganze Sache tatsächlich so heiß hergeht -> Anwalt.

Ahja, Pausenzeiten müssen grundsätzlich eingehalten werden, der Betriebsinhaber begeht mindestens eine Ordnungswidrigkeit wenn das nicht so ist. Unabhängig davon glaube ich aber nicht, dass ein Arbeitsgericht, wenn feststeht, dass du tatsächlich keine Pause gemacht hast und das aufgrund von Betriebsabläufen der Fall war, davon ausgehen würde, dass du Minusstunden hast.

Helga H2011-11-04T20:58:25Z

Da liegt schon einiges im Argen !

Ich würde mich an die Arbeiterkammer oder an die Gewerkschaft weden, die können Dirganz genau sagen, was Sache ist und wie Du Dein Problem am besten löst.

LG Helga

Sprendlinger2011-11-04T10:16:36Z

Gehe zu einem Anwalt

Slovak082011-11-04T08:19:17Z

1. Überstunden sind natürlich kein Bestandteil der vereinbarten täglichen Arbeitszeit.
2. Auch wenn du die Pausen in der Praxis nicht nutzt, werden sie dir von der reinen Arbeitszeit abgezogen. Demnach hast du minus 30 Min, wenn du nach 8 1/2 Stunden Gesamtzeit nach Hause gehen mürdest.
3. Der Arbeitsvertrag, der beinhaltet, dass bis zu 20 Stunden Mehrarbeitszeit pro Monat durch dein Gehalt abgegolten ist, also weder in Freizeit noch in zusätzlich Bezahlung vergütet werden, hat vor keinem Arbeitsgericht Bestand.
4. Überstunden müssen täglich gesondert angeordnet werden.
Rechtlich gesehen, entstehen keine Überstunden, wenn du z.B. 30 Min länger arbeitest, da du "die 5 Vorgänge noch heute vom Tisch haben willst".

http://www.rechtsanwaltdrpalm.de/seite114.htm

http://www.mittelstandswiki.de/wissen/%c3%9cberstunden

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