Obwohl ich ein erfülltes Leben habe, habe ich trotzdem manchmal Selbstmordgedanken...?

Ich bin 19 habe eine harmonische Familie, habe Freunde, die immer für mich da sind und auf die ich zählen kann. Ich bin seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen, in den ich immer noch verliebt bin wie am ersten Tag. Ich bin gut in der Schule und werde nächstes Jahr mein Abi machen. Danach will ich Jura studieren, da ich schon immer Staatsanwalt werden wollte bzw. immer noch will. Meine Familie wohnt in einem Einfamilienhaus und wir haben auch ausreichend Geld, also wir sind weder arm noch reich. Ich bin mit mir (Aussehen usw) sehr zu frieden und habe auch sonst keine großen Probleme.

Obwohl ich eigentlich mit meinem Leben sehr glücklich sein müsste, bin ich trotzdem oft unzufrieden und fühle mich irgendwie leer, das geht manchmal sogar so weit, dass ich darüber nachdenke, dass es am besten wäre, wenn ich mir selbst das Leben nehmen würde und einfach für immer friedlich und allein unter der Erde sein könnte.
Diese Gefühle habe ich schon seitdem ich ca. 10 bin. Und seit diesen 9 Jahren habe ich immer noch nicht rausgefunden, warum ich so negative Gefühle habe.

Ich lasse mich auch von traurigen Dingen, die mich direkt gar nicht richtig betreffen, total runterziehen. z.B. ist mein Freund momentan für eine Woche in der Türkei, weil seine Oma gestorben ist und er zur Beerdigung dort muss. Obwohl ich seine Oma noch nie getroffen habe und mein Freund mir auch nie wirklich viel von ihr erzählt hat, weil sie nicht soooo ein enges Verhältnis hatten, tut mir das so unglaublich Leid, dass ich die letzten Tage oft deswegen weinen musste.

Woher können solche schlechten Gefühle kommen. Ich habe selbst keine Ahnung und mir fällt auch keine mögliche Ursache ein. Was soll ich nur dagegen tun???

Ich wäre euch sehr dankbar wenn ihr mir hilfreiche Antworten geben könntet. Danke <3

RHR2011-07-23T15:15:55Z

Beste Antwort

Hallo

Du bist das, was man früher als "Seelchen" bezeichnete.

Vielleicht gerade, weil Du so behütet und harmonisch aufgewachsen bist, fehlt Dir die Fähigkeit, Dich von dem Leid anderer zu distanzieren und Dich dadurch selbst zu schützen. Dir fehlt einfach die Distanz.

Ich finde, mein Vorredner (Martin, ich weiss nicht, warum er dafür so schlecht bewertet wird) hat Dir einen guten Tipp gegeben: Du musst Dich bemühen, Deine Gefühle zu verabeiten. Selbstgemachte Musik, Gedichte, Malerei... Du brauchst einfach ein Ventil.

Im Laufe Deines Lebens wird Deine Seele sich schon eine Schutzschicht zulegen und es Dir ermöglichen die für Deinen eigenen Schutz notwendige Distanz zu entwickeln.

Du hast eine gute Basis und eine gute Perspektive für Dein Leben. In dieser Hinsicht bist Du durchaus beneidenswert.

Ich war in Deinem Alter ganz ähnlich. Ich habe übrigens meine Selbstmordgedanken ganz einfach überwunden: Ich habe mir immer gesagt "Ach, jetzt schau ich erst einmal wie's weitergeht, umbrigen kann ich mich ja immer noch".

Klingt jetzt total doof, aber es hat funktioniert.

Ich wünsche Dir ein tolles Leben!

Nerestro2011-07-25T15:41:50Z

@RHR: Ich wusste gar nicht, dass es dafür eine Bezeichnung gibt/gab. War wohl vor meiner Zeit gebräuchlich. Danke also für deine Antwort, sehr interessant.

Zur Frage: Nun, erst dachte ich, dass du vielleicht unterbewusst Probleme hast und diese nur verdrängst. Aber vielleicht ist ja bei dir bisher tatsächlich alles "perfekt" gelaufen. Dann hast du bisher so gesehen immer auf dem Berg gelebt, immer an der Spitze, ohne Tiefs. Nun blickst du manchmal ins Tal hinab und willst hinunter springen, oder lässt dich gerne mit hinunter ziehen, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Das Leben drängt auf Ausgleich, denke ich.

Bei mir ist es ganz anders, ich habe schon früh das "Negative" kennen gelernt. Wurde selbst verletzt, habe erlebt, wie verletzend ich selber sein kann und habe auch den Schmerz des Verlustes gespürt. Vieles hat noch lange nachgewirkt und manches ist wohl immer noch nicht verarbeitet, ich bin aber trotzdem recht glücklich. Ein paar Selbstmordgedanken hatte ich auch mal, in dunklen Stunden, aber ich könnte und würde es niemals tun, das war mir schnell klar.

Heute kann ich sogar Kraft daraus ziehen, aus "Negativem". Ich weiß nicht, es ist so ein Gefühl der Erleichterung und der Verbundenheit, wenn man das Negative in sich rein lässt und den Schmerz spürt. Vorallem wird aber davon auch der Tatendrang geweckt, etwas ändern zu wollen. Aus meiner Sicht gehört das Negative einfach dazu, wie Yin und Yang, Berg und Tal, so auch Positiv und Negativ. Ich brauche beides mal hin und wieder.

Und das fehlt dir wohl, bzw. kennst du es nicht und kannst deshalb noch nicht damit umgehen. RHR sprach von einer Schutzschicht, ich würde aber sagen, dass man das Negative kennen lernen muss. Es ist kein Feind sondern Teil des Lebens, überall findet sich Leid. Das Alte muss ständig sterben, damit neues entstehen kann und damit manche (Tiere) sich ernähren können, müssen auch andere (Tiere) sterben. Du wurdest bisher gut behütet, aber das Leben ist nicht so, "rein Positiv", dass musst und wirst du noch kennen lernen.

Ich würde dir also empfehlen, (ein bisschen !) Negatives an dir dran zu lassen. Versuche es zu verstehen und öffne dich dafür. Sonst wird es eh nicht locker lassen und du wirst immer wieder so Momente mit Selbstmordgedanken haben, oder andere Tiefs. Solche Dinge, die dich eigentlich gar nicht richtig betreffen, sind da ganz gut für. Lass sie trotzdem an dich ran und bekämpfe sie nicht, sondern erforsche sie. Was fühlst du genau und was bewegt es in dir?

Jedenfalls wird sich das nach und nach legen, wenn du ausgeglichener wirst. Aber Selbstmord ist keine Option, ja? Du brauchst nur ein paar Tiefs um die Höhen genießen zu können.

Hier noch ein passendes Zitat dazu:

"Verschließe nicht deine Augen vor dem Leiden
und lasse dein Bewusstsein
nicht für seine Existenz abstumpfen"
Buddha

Ich wünsche dir alles Gute aber auch Offenheit für das Schlechte, damit du das Gute genießen kannst.

Viel Glück.

Anonym2011-07-24T06:39:40Z

Hallo Anna,
Die meisten Antworten war lieb und hilfreich. Für sie D.h. von mir - solche netten Menschen mag ich.
"Ella" zeigte Dir wie Du durch den Hausarzt zum richtigen Therapeuten kommst.

"Cool" ist leider mit allen 4 Hufen im Fettnäpfchen gelandet. Schade, denn so eine Antwort zeigt sich als gefühllos. Er-sie-es, kann sich anscheinend nicht vorstellen wie sau-elend man sich in Depression fühlt. Da hilft weder Geld noch Droge, da braucht man prof. Hilfe und Unterstützung von richtigen Freunden.

Wünsche Dir baldige Hilfe und eine gute, ruhige, positive Zukunft.

EURER2011-07-23T21:55:54Z

Das ist der Satan, lass ihn net rein, der will uns nur putt machen :)

Anonym2011-07-23T15:07:42Z

Amy Winehouse lässt grüssen!

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