Woher rührt die militante Intolleranz und religiöse Empfindlichkeit innerhalb des Islams?

Dan Brown nimmt sich in seinem Triller "Sakrileg" die künstlerische Freiheit,die Handlung vor dem Hintergrund einer fiktiven Verschwörungstheorie zu entwickeln,die Grundprämissen der christlichen Religion und der katholischen Kirche in Frage stellt!
Von einer "Hexenjagd" fundamentalistischer und fanatischer Christen ist nichts bekannt,die katholische Kirche reagierte ablehnend aber gelassen!
Die Wahrnehmung seiner künstlerischen Freiheit durch den dänischen Zeichner Kurt Westergaard bei der Schaffung der Mohammed-Karikaturen hingegen löste in der islamischen Welt einen Sturm der Entrüstung aus und rief Mordkommandos auf den Plan und macht auch heute noch Personenschutz erforderlich!

2010-09-18T05:09:40Z

Ein dickes DANKESCHÖN an@yakido und @doodlebugger für Eure sehr sachliche und wissenschaftlich begründete Analyse komplizierter gesellschaftlicher Prozesse,frei von jeglicher weltanschaulicher und ideologischer Voreingenommenheit!

Danke natürlich auch allen anderen,die sich bisher beteiligt haben!

2010-09-18T06:12:44Z

@Miriam,auch ein ausdrückliches Dankeschön an Dich,gefällt mir ,Deine Position,insbesondere die Ablehnung jeglicher Radikalisierung sowie das werben für Respekt und Toleranz gegenüber jedermann,genau das sind in meinen Augen Grundvoraussetzungen friedlichen Zusammenlebens!
Allerdings meine ich,wenn eine Karikatur des Propheten als Verletzung religiöser Gefühle gesehen wird, muß man sich schon die Frage gefallen lassen ,ob das nicht maßlos übertrieben ist?Meine humanistischen Gefühle werden angesichts der Menschenrechtsverletzungen auf dieser Welt,insbesondere gegenüber Frauen,auch im arabischen Kulturkreis,indem der Islam vorherrschend ist auch zutiefst verletzt!Wo ist da die Verhältnismäßigkeit?

Anonym2010-09-16T16:45:52Z

Beste Antwort

Historisch ist das ganze darin begründet, dass die islamische Welt eine Säkularisierung, wie sie die westliche, christlich geprägte Welt kennt, noch nicht durchgemacht hat. Mit anderen Worten: Die islamische Welt steht heute ungefähr da, wo wir in Europa vor der Aufklärung und dem Humanismus gestanden haben - also vor ungefähr 500-600 Jahren. Genau wie Europa im 15. und 16. Jahrhundert lassen sich auch in der islamischen Welt bereits gewisse Tendenzen zur Säkularisierung erkennen. So gibt es auch im Islam unzählige, verschiedene Abspaltungen und längst nicht jeder Muslim ist ein Fundamentalist (auch wenn die Boulevard-Medien uns das glauben machen wollen). Trotzdem ist es aber - genau wie für uns damals - noch ein weiter weg.
Wichtige, staatstragende und gesellschaftliche bedeutsame Schritte wie beispielsweise die Trennung von Staat und Kirche (Laizismus), bzw. die Einrichtung einer politisch-weltlichen Macht wurde in islamischen Staaten wie dem Iran oder Saudi Arabien noch nicht vollzogen. Wer in einer solchen Welt aufwächst, die der unseren nur sehr begrenzt ähnelt, hat automatisch ein völlig anderes Verständnis von Religion. Und gerade eben auch von Dingen, die FÜR UNS WESTLER eigentlich nichts mit Religion zu tun haben, wie eben politische oder juristische Prozesse. Es liegt also nicht an den einzelnen Individuuen. Sie können relativ wenig am System ändern. Solche Dinge dauern sehr, sehr lange. Das sehen wir bei uns ja auch. Die Aufklärung kam auch in Europa nicht über Nacht. Sie benötigte Jahrhunderte. Und wenn ich manchmal in die Welt hinausschaue, bin ich mir nicht einmal sicher, ob WIR sie tatsächlich schon abgeschlossen haben.
Was passieren muss, ist, dass sich einige Menschen trauen müssen, Dinge auszusprechen, für die sie eigentlich schwer bestraft werden können. Und damit meine ich nicht irgendwelche Skandinavischen Karikaturisten. Eine ECHTE Bewegung, die sich für eine modernere, liberalere und aufgeklärtere islamische Welt einsetzt kann NUR in der islamischen Welt selbst entstehen. Das bedeutet aber, dass es Menschen geben muss, die allen ihren Mut zusammen nehmen und trotz der Gefahr, geächtet, verhaftet, gefoltert oder sogar getötet zu werden, für eine solche Bewegung kämpfen. Quasi Galileis, Martin Luthers, Newtons und Kants der islamischen Welt. Doch es reicht noch nicht aus, einige brilliante Köpfe zu haben. Wirkliche Veränderungen können nur eintreten, wenn sich die Menschen auf breiter Basis organisieren. Das tönt für uns, die wir Versammlungs- und Meinungsfreiheit haben, sehr simpel, ist für Völker in diktatorischen Staaten jedoch äusserst kompliziert und gefährlich. Und trotzdem gibt es bereits heute solche, die es tun. Ein gutes Beispiel ist die grüne Freiheitsbewegung im Islam. Diese Menschen - hauptsächliche junge Leute und einige Intellektuelle - stehen für genau diese Dinge ein: Aufklärung, Modernisierung, Säkularisierung, Freiheit, Demokratie. Leider wurde die Protestbewegung dieses Jahr bereits zum zweiten Mal im Keim erstickt. Noch haben die Fundamentalisten im Iran die Zügel in den Händen. Doch die Bewegung wächst und wächst - auch wenn wir in Europa nicht viel davon mitbekommen. Und irgendwann werden sie sich Gehör verschaffen. Dann nämlich, wenn sie für die religiösen Machthaber ein ernstzunehmendes Problem werden. Und genau das wird auch ein wichtiger Funke sein, der das Feuer der Demokratie im nahen und mittleren Osten zu glühen bringen könnte. Dennoch sollte man die Erwartungen aber nicht zu hoch schrauben. So ein Prozess kann gut noch 10 oder 15 Jahre dauern. Das tönt nach einer langen Zeit, ist, verglichen mit den Jahrhunderten, die wir in Europa brauchten jedoch eigentlich eine sehr kurze Zeit.
Würden wir die islamische Welt einfach in Ruhe lassen und ihr die Zeit geben, die sie braucht, würde auch sie sich prächtig entwickeln und in vielleicht schon in ein-, zweihundert Jahren ein Vorbild in Sachen Säkularisierung und religiös-liberaler Lebensweise sein. Das WIRKLICHE Problem liegt darin, dass wir, die westliche Welt, diese Länder eben NICHT in Ruhe lassen, sondern mit unnötigen Kriegen und dem Diebstahl von Bodenschätzen im grossen Stil der Friedens- und Freiheitsbewegung ständig dazwischen funken und die ganze Region in ein grosses Pulverfass verwandeln.
Insofern wünsche ich mir in diesem Zusammenhang vor allem, dass Europa und vor allem die USA die islamische Welt endlich mal alleine lassen und ihr die Zeit geben, die sie für ihre Entwicklung braucht. Und ich möchte nebenbei auch noch an den Umstand erinnern, dass auch bei uns im Westen nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist. Auch bei uns gibt es christliche Fundamentalisten. Und zwar wesentlich mehr, als du glaubst. Der Unterschied ist bloss, dass die Medien nie darüber berichten, weil sie glauben, dieses Thema sei uninteressant. In den USA formieren sich mittlerweile sogar paramilitärische-fundamentalistische Sekten, die einerseits Jesus anbeten und von seiner Liebe und Friedseligkeit schwafeln und gleichzeitig jede Menge Handfeuerwaffen horten und behaupten, sie bereiten sich auf den "Endkrieg" mit den Ungläubigen vor. Auch nicht gerade besonders zivilisiert, wenn du mich fragst.

Ben Scott2010-09-17T13:56:47Z

ich frage mich wirklich, wen meine mohamed-karrikaturen im keller etwas angehen und wen sie verletzen.
auch wenn jemand in china einen koran als klopapier benutzt, tut das keinem weh.

moslems haben zwar einerseits ein verbot von aberglauben, zeichen und goldenem kalb, wie die christen, blicken aber nicht, dass sie sich mit diesen aktionen total lächerlich machen.

@miriam: ich finde deine antort klasse.
eine karrikatur, so sehr sie auch religiöse gefühle verletzt, rechtfertigt keine ausschreitungen.

Anonym2010-09-17T01:01:37Z

wir dürfen nicht von "warmen eislutschern träumen".
was haben die christen alles aufgeführt ! sie gibt es ca. 500 jahre länger. jetzt glaubt man, es ist alles
vergessen.


,

doodlebugger572010-09-16T15:45:24Z

Gute Frage, die sich in der gebotenen Kuerze hier nicht beantworten laesst.
Es ist eine traurige ´Mischung aus
1, Religioeser Arroganz begruendet in dem festen Glauben das "unverfaelschte Wort Gottes" in Form des Korans in Haenden zu halten.
2, Revange-Gefuehle fuer die 100 Jaehrige ruecksichtslose Unterdrueckung und Ausbeutung durch Kolonisatoren und ihren Oelkonzernen
3, Das Beduerfnis ein latentes Unterlegenheits- Minderwertigkeitsgefuehl ueberkommen zu muessen und... jetzt (bedingt durch das moralische, kulturelle, und machtpolitische "Schwaecheln" der fruehindustrialisierten Laender ..ums mal vorsichtig auszudruecken , oder Verfall, und totaler Dekadenz..weniger vorsichtig ausgedrueckt)... auch zu koennen!!
4, Aufkommen eines kulturen, religioesen Stolzes, verbunden mit dem Wissen um die eigene Staerke bedingt durch die Abhaengigkeit des Westens vom Oel!
5, Bewusste Steuerung der oeffentlichen Aufmerksamkeit auf aussenpolitische Themen zur Ablenkung von innenpolitischen Problemen. (siehe Iran)
6. Eine hoeher Emotionalisierungfaehigkeit die mentalitaets-, kultur- und geschichtsbedingt ist

Wir sollten nicht vergessen. In den 70er Jahren galt der Islam als sterbende Religion. Erst in den letzten 20 Jahren, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, dem totalen Ausufern des kapitalistischen Systems, baut sich der Islam als neue Alternativ-Gesellschaft und Gegenpol zum Kapitalismus heutiger Praegung auf.

vv v2010-09-16T14:47:18Z

....wie laesst sich jetzt ihre "gelassene Reaktion" mit den Behauptungen die Creamcheese hier aufstellte, vereinbaren?

....als erstes muss hier wohl in Betracht gezogen werden, WAS da wirklich einen Sturm der Entruestung ausloeste....es waren nicht ein paar veroeffentlichte Karikaturen, sondern die Propaganda fuer die sie von zwei "daenischen" Imanen missbraucht wurden.
Hier muss also wohl etwas differenzierter herangegangen werden als es dann die gute Frau Merkel bei ihrer Rede tat um Kurt Westergaard zu ehren.
Es waren diese zwei Imane, die seine Zeichnungen zum Anlass nahmen, einen 43seitiges Dossier zusammenzustellen und sich damit auf Werbetour durch die islamische Welt zu machen. Darin gab es natuerlich auch Zeichnungen aus anderen Zeitungen und Zeichnungen die nie veroeffentlicht wurden (Mohammed als Paedo oder ein Hund der sich an einem betenden Moslem "vergeht"...) aber auch voellig aus dem Zusammenhang gerissene Darstellungen die nie etwas mit Islam zu tun hatten, jedoch mit den richtigen Kommentaren versehen wurden....
....die daenische Zeitschrift wurde mal eben schnell als offizielles Regierungsblatt beschrieben und schon war der "Sturm der Entruestung" vorprogrammiert....

.....in der westlichen Welt lernen wir mehr und mehr, das wir von den heutigen Medien keine sachliche Information erwarten koennen und uns bei allem fragen muessen, was da WIRKLICH hinter diesen "neuesten Nachrichten" steckt und was die Beweggruende fuer eine gewisse Darstellung sind....aber selbst in unserer westlichen Welt sehe ich erhebliche Unterschiede beim kritischen Umgang mit unserer Medienwelt....wie muessen da erst die Unterschiede in Laendern sein, in denen die Medien- und Manipulations-vielfalt nicht so fortgeschritten sind wie in unseren Kreisen?

....es ist hier einfach, der muslimischen Welt hier den Schuh der "poesen poesen Fundamentalisten" zuzuschieben....ich halte mich da lieber an persoenlicher / realer Erfahrung...
Militantes / gewaltaetiges Verhalten, gepaart mit religioeser Empfindlichkeit, findest du bei vielen europaeischen Muslimen. Hier sind es jedoch meist, vor allem in Deutschland und Frankreich, Reaktionen auf ihre soziale Ausgrenzung, auf die vorgegebene und ungerechte Klassenstruktur in diesen Laendern.
......in den westlichen Laendern ohne eine derartige Ausgrenzung, gehoeren Muslime mehrheitlich zu den produktivsten und friedlichsten Mitbuergern.
In der islamischen Welt selber ist eine Trennung der weltlichen und religioesen Angelegenheiten einfach unbekannt. Eine propagandistische Ausschlachtung im Stil dieser Imane waere da wohl vergleichbar mit einer BILD / Spiegel Aktion in der sie die Gesamtheit der katholischen Kirche als "paedophilen Suendenfuhl" an den Pranger stellen.....islamische Menschen sind in ihrer "Aufwiegelbarkeit" wohl kaum anders als Christen oder auch areligioese Menschen.
....es kommt nur darauf an, WER dann WANN am "richtigen" Stuhlbein ruettelt, um Massen zu bewegen.
DER Islam ist genauso wenig oder viel gewalttaetig oder empfindlich wie DAS Christentum oder DER Atheismus.
.....Weltanschauungen bringen niemanden um und fuehren keine Kriege....das tun Menschen.....

....die Obama Administration macht sich momentan auf, mit Saudi Arabien den groessten Waffen-deal der Geschichte der Menschheit abzuschliessen.....aber niemand demonstriert oder protestiert. Weder von Seiten der Juden, der Muslime oder aber der Christen ist da etwas zu hoeren (obwohl ich mir vorstellen kann, das sich der ein oder andere im Iran vielleicht in die Hosen macht....).
Waere die Darstellung "des Islams" aber wirklich akurat und jeder "falsche Funke" des Westens wuerde da reale "Explosionsgefahr bergen, warum, frage ich mich dann, erlauben wir den Saudis, fuer 60 Milliarden Dollar unser Kriegsspielzeug zu kaufen...??

Weitere Antworten anzeigen (9)