Weshalb sehen einige Gruppen die Aussagen T. Sarrazins als nicht rassistisch an?

Die Grundaussage dieses Expolitikers, der es in letzter Zeit wieder vermehrt in die Schlagzeilen schafft, besteht darin, daß bestimmte, insbesondere ethnische, Gruppen eine genetische Minderwertigkeit, in diesem Fall auf intellektueller Ebene, besitzen. Aufgrund der behaupteten genetischen Grundlage geben sie in seiner Weltsicht diese Minderwertigkeit an ihre Nachkommen weiter und stellen somit allein durch ihre (fortpflanzungsfähige) Existenz eine Bedrohung für Deutschland und andere westliche Staaten, sowie letztlich für die gesamte Menschheit dar.

Ob man das nun bejaht oder verneint; es dürfte doch eigentlich kein Zweifel daran bestehen, daß es sich hierbei objektiv um Rassismus, also die Einteilung der Menschheit in Unterarten, handelt, der zudem eine qualitative Komponente (Über- und Untermenschen) und eine Vernichtungsimplikation beinhaltet.

Weshalb wird der Begriff insbesondere von seinen Unterstützern trotzdem gemieden?

2010-08-26T02:36:52Z

@Kapaun: Kombiniere folgende Behauptungen:
- bestimmte Gruppen von Immigranten (Araber und Afrikaner) sind weniger intelligent
- Intelligenz wird beinahe ausschließlich genetisch weitergegeben

Beides sind Aussagen des genannten Politikers. Aus der Kombination entsteht die logische Folge einer "rassischen Minderwertigkeit".

Wenn du das irgendwie anders interpretieren kannst und willst, versuchs meinetwegen. Ansonsten würde ich dir raten, entweder deinen Standpunkt dazu oder deine Parteipräferenz zu überdenken.

2010-08-26T02:46:12Z

@Aprilscherz: Ich denke, wir können froh sein, daß sich der Mann bislang jegliche "Verbesserungsvorschläge" spart.
Die logische Konsequenz aus seinem Gedankengebäude wäre entweder Zwangssterilisierung oder Massentötung "minderwertiger Elemente", also Menschen mit niedrigem Schulabschluß, Langzeitarbeitslosen und Migranten aus den genannten Regionen.

2010-08-26T02:52:38Z

Nochmal @Kapaun: Ich gebe zu, daß ich diese Aussagen jetzt nicht direkt aus seinem Buch ziehe (das ja auch, soweit ich weiß, noch gar nicht veröffentlicht ist), sondern aus dem, was er vor einigen Wochen bei einer Unternehmertagung geäußert hat. Möglich, daß er es in schriftlicher Form leicht entschärfen mußte.
Seine Einstellung dürfte sich aber jedenfalls in diesem Zeitraum nicht wesentlich geändert haben.

Anonym2010-08-26T02:07:25Z

Beste Antwort

Sarrazin, Le Pen, Haider, Wilders aber auch Goebbles - Was haben alle gemeinsam? Sie konnten/können mit einfache und einprägsamen Parolen viele Menschen begeistern. Und wie man sieht, funktioniert das europaweit sehr gut, wie viele fallen immer noch auf einfachste Parolen rein wie "Ausländer raus" oder "Schuld haben X" wobei X meist Moslems sind. Daher frage ich mich schon: Steckt in fast jeden von uns ein kleiner Rassist drin?

Aber zu deiner eigentlichen Frage: Was er betreibt, ist massive Rassenpolitik: Rasse A ist besser als Rasse B. Rasse B ist dumm, faul und ungebildet. Wenn Sarrazin ein 5klassiger Dorfpoltiker ist, würde ich seine Aussagen ja noch verstehen. Er ist aber Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank! Die Deutsche Bundesbank agiert weltweit und hat weltweit einen sehr guten Ruf. Dies scheint Sarrazin wohl nicht verstanden zu haben. Wenn er gerne auf einer Stufe mit Haider und Le Pen sein will, so soll er seinen Job als Vorstandsmitglied aufgeben. Aber dann verdient er nicht so viel...

Es liegt in der Natur von Rechten und rechtsgerichteten Personen, dass sie nicht die Wörter benutzen die dafür da sind, sondern eigene, kreative Umschreibung. Jeder weiß ja, was mit "Sonderbehandlung" gemeint ist.

@Kapun: Wer meckert, muss auch Verbesserungsvorschläge machen und wo sind seine? Er war Politiker und hätte was ändern können? Sprüche klopfen kann ich auch und sagen X hat Schuld an allem.

kaelon2010-08-26T22:32:15Z

Was bedeuted denn der Begriff "Rassissmus"...

Rassismus deutet „Rasse“ in der einfachsten, biologistischen Bedeutung als grundsätzlichen bestimmenden Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften. Der Begriff Rassismus entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der kritischen Auseinandersetzung mit auf Rassentheorien basierenden politischen Konzepten. In anthropologischen Theorien über den Zusammenhang von Kultur und rassischer Beschaffenheit wurde der biologische Begriff der Rasse mit dem ethnisch-soziologischen Begriff „Volk“ vermengt.

Rassismus zielt dabei nicht auf subjektiv wahrgenommene Eigenschaften einer Gruppe, sondern stellt deren Gleichrangigkeit und im Extremfall die Existenz der anderen in Frage. Rassische Diskriminierung versucht typischerweise, auf (projizierte) phänotypische und davon abgeleitete persönliche Unterschiede zu verweisen.

Unabhängig von seiner Herkunft kann Rassismus jeden Menschen betreffen. Die Konvention der Vereinten Nationen[1] unterscheidet nicht zwischen rassischer und ethnischer Diskriminierung. Ein erweiterter Rassismusbegriff kann auch eine Vielzahl anderer Kategorien mit einbeziehen. Menschen mit rassistischen Vorurteilen diskriminieren andere aufgrund solcher Zugehörigkeit, institutioneller Rassismus verweigert bestimmten Gruppen Vorteile und Leistungen oder privilegiert andere. Rassistische Theorien und Argumentationsmuster dienen der Rechtfertigung von Herrschaftsverhältnissen und der Mobilisierung von Menschen für politische Ziele.[2] Die Folgen von Rassismus reichen von Vorurteilen und Diskriminierung über Rassentrennung, Sklaverei und Pogrome bis zu sogenannten „Ethnischen Säuberungen" und Völkermord.

Ob die Aussagen des Herrn Sarazin pauschalisierend und diskriminierend sind kann wohl jeder selber feststellen.

Aber das man hier von Sarazzin Anhängern wahlweise als dumm, links ideologisch oder volksschädigend bezeichnet wird, weil man der Meinung ist das unser GG mit seinem Artikel 5 der da lautet:

"Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. 2Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt."

Herrn Sarazin das recht gibt zu sagen was er will, aber nicht wie er es will.

Artikel 1
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Der übrigens Sarrazin auch angehört als Staatsbedieneteter...

Catan2010-08-26T06:07:02Z

Vernichtungsimplikation, logische Konsequenz Massenmord ?! Also das ist schon ein harter Vorwurf, den du doch besser mal konkret belegst... das Problem bei Implikationen ist eben, dass sie nicht explizit ausgesprochen werden, sondern vom Rezipienten stammen... damit kann Alles und Nichts impliziert werden... genauso wie dein Text die Forderung nach Gewalt gegen Sarrazin 'implizieren' könnte, da du über die inhaltliche Ebene hinaus, ihm eine bestimmte verwerfliche Mentalität, die es zu verdrängen gilt, unterstellst. Die Diskussion ist schon polariesiert genug... da muss man nicht noch Benzin ins Feuer schütten, sondern sollte um Sachlichkeit bemüht sein. Selbiges gilt auch für Sarrazin und seine provozierende Art und Weise der Meinungsäußerung.

Bernd L2010-08-26T03:09:28Z

Rassismus hat schon immer existiert und ist heute noch überall verbreitet. Durch die Einführung der
"politischen Korrektheit" wurde er thematisiert und geächtet. Jeder der in dieser Richtung eine
Aussage macht, die von diesen Regeln abweicht, wird sofort als Rassist und besonders in Deutschland als Rechter oder gar als Nazi bezeichnet. Sicher sind Sarrazins Thesen provokant und zum Teil überdreht. Allerdings begehen Menschen, die offensiv die politische Korrektheit durchsetzen wollen, einen Denkfehler. Ihr Verhalten Andersdenkenden (Rassisten?) gegenüber steht auf der gleichen Stufe wie der Rassismus selbst. Nämlich Intoleranz, Diffamierung, Ausgrenzung. Eine Demokratie, die etwas taugt, muss auch extreme Meinungen aushalten können. In Holland und anderen Ländern geht man damit wesentlich neutraler um. Es ist bekannt, dass viele Afroamerikaner in den USA Rassisten sind, dass viele Imigranten bei uns ein ganz übles Bild von Deutschen und unseren Werten haben. Stört sich jemand wirklich daran? Man eier herum mit Begriffen wie misslungener Integration. Es wird doch keiner ernsthaft behaupten, dass die
Mehrheit der Schweizer Rassisten sind, nur weil sie eine demokratische Entscheidung getroffen
haben, die manchen Leuten nicht gefällt. Dein vorletzter Satz unterscheidet sich qualitativ nicht
von Sarrazin´s Aussagen. Du unterstellst ihm damit, dass er die Rassenpolitik des Dritten Reichs
inklusive der Vernichtung bestimmter Gruppen befürwortet. Dadurch werden Menschen wie Sarrazin
und seine Unterstützer in eine bestimmte Ecke gedrängt. Sich als Rassist zu outen würde in
Deutschland existenzbedrohend sein. Man kann über Sarrazin denken wie man will. Er zeigt
wenigstens die Probleme auf.
Ich trinke jetzt ers einmal einen Kaffe und esse einen Negerkuss bzw. einen Schaumkuss mit
Schokoladenübezug; um politisch korrekt zu sein.

Kapaun2010-08-26T02:19:59Z

Da missinterpretierst du ihn. Oder kannst du das mit der "genetischen Minderwertigkeit" belegen? Diese "bestimmten ethnischen Gruppen" sind für ihn kein genetisches, sondern ein kulturelles Problem. Und man muss schon ein bisschen gewollt blind sein, um nicht wenigstens dieses Problem zu sehen, auch wenn man seinen polemischen Zuspitzungen nicht zustimmt.

@Jerry: Nun, ich schätze, ich werde mich mit seinem Buch wohl tatsächlich beschäftigen müssen, um zu wissen, was wirklich drinsteht. Bislang ist es ja noch nicht mal erschienen. Insbesondere beim trennscharfen Auseinanderhalten von Dummheit und mangelnder Bildung traue ich unseren Medien nicht über den Weg - auch dem Spiegel nicht...

P.S.: Hast du einen Link zu dieser Unternehmertagung?

P.P.S.: Im aktuellen Spiegel ist ein umfänglicher Vorabdruck aus Sarrazins Buch. Ich empfehle dir dringend die Lektüre, damit die Hysterie etwas nachlässt. An keiner Stelle spricht er dort von Dummheit (schon gar nicht von genetischer), sondern von mangelndem Bildungserfolg bestimmter Nationalitäten in Deutschland. Und der ist eine schlichte Tatsache. Hören wir doch endlich einmal auf damit, die Augen vor Tatsachen zu verschließen.

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