Also was denn nun; das Bewusstsein das Sein oder umgekehrt?
Ein Klassiker mal neu aufgelegt. Die Jugend würde sagen "Reloadad". Hegel und Marx mal etwas draußen vor gelassen. Aber was bestimmt denn nun die Wirklichkeit, wenn man als 'Wirklichkeit' mal das betrachtet, was unsere Empfindungen sind. Ein äußerer Einfluss, oder mein Innenleben ? Oder steht beides in einer Wechselwirkung miteinander, nimmt mal das eine und dann das andere Überhand ? Kann ein positiv/negativ eingestellter Mensch überhaupt aus seinem Verhältnis zum Leben durch äußere Einflüsse heraus katapultiert werden ? Wird man also durch das Leben geprägt - oder prägt man das Leben und Situationen nach seinen Vorstellungen ? Sind wir "Lenker" oder Passagiere im Karussell der Realität ?
Bitte keinen ellenlangen Passagen über dialektischen Materialismus oder der hegelschen Dialektik rein kopieren - sondern nur Eure täglichen Erfahrungen und wie ihr darüber denkt.
Anonym2010-07-03T09:09:46Z
Beste Antwort
Die vorgeschlagenen Spielregeln, bei Beantwortung der Frage aus der empfundenen 'Wirklichkeit' und täglichen Erfahrung auszugehen, sind eine gewisse Herausforderung, weil die Weltbilder, die einem zugänglich sind, recht komplex und im Wesentlichen dem kollektiven methodischen, theoretischen Denken zu verdanken sind. Die Empfindung der Welt beinhaltet auch die Wahrnehmung und Evaluation des Wissens und der Hypothesen über die Welt. Wobei das Alltägliche nicht unbedingt das Interessante ist, und man sich gedanklich viel lieber mit ganz anderen Fragen beschäftigt. So fasziniert mich zur Zeit die Idee von Poincaré-Perelman völlig, auch wenn ich (aus eigenen Erfahrungen) nicht direkt auf ihre möglichen Implikationen komme.
Man kann die Welt und ihre Komplexität nicht über das Bewusstsein eines Menschen definieren. Die gibt es auch dann, wenn keiner darüber weiß. Allerdings sind Gedanken ein Teil der Welt, und das Bewusstsein (das individuelle und kollektive) durchdringt sie wie eine Art Neuronen in einem riesigen Organismus. Mit Gedanken schließt man sich an dieses gemeinsam teils wahrgenommene, teils erforschte, teils verstandene und zum großen Teil nicht bekannte Ganze. Auch wenn nicht jede Erkenntnis für jede Frage eines Menschen relevant ist, ändert man sich durch Erkenntnis. Es sei denn, man legt einen besonderen Wert auf irgendeine Einstellung. So bleibe ich z. B. der weltgrößte Fan der englischen Nationalmannschaft, egal wie unmöglich sie spielt, und wie sehr mich alle dafür hassen :-)
Lenker oder Passagiere? Ein Mensch hat viele Wirkungsdomänen. Beruflich wäre es sicherlich vorteilhaft zu lenken, in der Familie Rücksicht zu nehmen, die Natur einfach passiv zu genießen. Handeln ist toll aber optional.
In den Urlaub fahre ich schon länger nicht mehr (bin behindert) aber dafür habe ich die Ostsee und Nordsee quasi vor der Tür, 80 km nach hyperlinks oder nach rechts und 80 km nach Norden ist Dänemark und im Süden wartet die herrliche Hanse- und Hafenstadt Hamburg auf mich. became into will guy mehr ?
Unser Leben ist Musik! Bereits im Mutterleib werden wir durch den Pulsschlag auf einen bestimmten Rhythmus geeicht; durch Wiegen, Singen spaeter immer tiefer eingelullt, eingestimmt auf dieses Tamtam, das uns mit wenig abweichenden Variationen durch das ganze weltliche Geschehen fuehrt. Anhand dieses Akzentmusters fokusieren wir - konzentrieren uns auf dies und blenden jenes aus. Es entsteht eine Resonanz der Akzente, die wir dann als "Wirklichkeit" bezeichnen ... wohlahnend, wie der Panther, dass es hinter den Gitterstaeben auch noch eine Welt gibt ... wohlwissend wie es Hesse ausdrueckt: "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde" ... eile von Puls zu Puls auf dem Rad des Lebens (danke @Harold Angel fuer diese Anregungen!)
Wenn wir erst einmal in dieses Karussell des Lebens bzw. Lebensabschnitts (Realität? Was ist real und was nicht?) eingestiegen sind, dann sind wir hauptsächlich Passagiere. Manchmal kann man bestimmen wie schnell sich eine Gondel dreht, aber "lenken" kann man ein Karussell nicht - es dreht sich immer nur im Kreis. Wenn man sein Leben in eine andere Richtung lenken möchte, dann steigt man aus und sucht sich eine anderes Karussell. Aber es gibt auch Menschen, da dreht sich das Karussell zu schnell und sie werden heraus katapultiert, eventuell sind sie auch nicht in ein Karussell gestiegen sondern in eine Achter- oder Geisterbahn.