"Spätrömische Dekadenz" -- Was besagt das historisch und welche Verbindung gibt es dazu in die heutige Zeit?

Westerwelle hat den oben genannten Ausdruck als Begriff für "anstrengungslosen Wohlstand" prägen wollen.
Wenn ich aber richtig informiert bin - und ich hoffe, daß ich es bin -, dann beruht dieser anstrengungslose Wohlstand sowohl im beginnenden Prinzipat als auch bis zum Ende desselben auf der Arbeit zahlloser Sklaven (man schätzt z.B. den Anteil der Sklaven an der Bevölkerung der Haupststadt Rom auf 80% bis 90%).
Zudem wurde die römische Oberschicht dadurch reicher und reicher ... ohne irgendwelche Anstrengung; ungefähr so, wie heute Banker, Investmentmanager und Unternehmensmanager reicher und reicher werden durch anstrengungslose Arbeit (obwohl diese natürlich es von sich weisen würden; ihre Arbeit sei natürlich anstrengend, von hier nach dort zu jetten, dies Treffen und das Meeting zu absolvieren ... aber an der eigentlichen Arbeits- und Produktleistung des Unternehmens beteiligen sie sich ja nicht, sie beteiligen sich nur an den Gewinnen, die aus dieser Arbeits- und Produktleistung gewonnen wird, und sie beteiligen sich daran nicht schlecht).
Also: spätrömische Dekadenz?
Oder doch eher: moderne Zeiten?

wolf2010-02-26T10:32:22Z

Beste Antwort

Du beschreibst das völlig richtig. Der Kapitalismus braucht eine Unterschicht damit die Oberschicht gut leben kann. Auch damals wurden die Sklaven sehr geschunden. Aber es gab auch Sklavenaufstände. Hoffentlich ist das eine Warnung für unsere heutige "Elite".

Willy Brandy2010-02-27T23:52:20Z

Es ist schwierig auf eine ungenaue Frage zu antworten. Meinte man Rom oder Byzanz. Rom war nicht dekadent, es hat sich nur der Zeit entsprechend angepasst. Rom (Byzanz) war reich, also hatten viele großen Appetit. Man muss nur nachsehen, heute im 21. Jahrhundert wie stark wir vom alten Rom (Byzanz) geprägt sind. Ins besonders vergisst man die Wichtigkeit Byzanz.
Aber um die Masse zu manipulieren, im Style Bild, ist alles genehmigt.
Das Gefährliche an der Sache ist die Propaganda. Und der Herr der diese Worte im Munde hatte, hat wahrscheinlich ein sehr oberflächliches Wissen über Altertum und Mittelalter.
Apropos, ist für manche Impressionismus oder Expressionismus nicht auch Dekadent?
Was ist eigentlich Dekadent?

DR Eisendraht2010-02-26T19:50:00Z

Zu dem Thema empfehle ich Fellinis Kultfilm "Satyricon".... ist was für Westerwillys.

iczipiczi2010-02-26T17:30:45Z

Der Gute kann doch nur von seiner Plattform aus die Welt beurteilen. Wenn einer ohne grosse Anstrengung reicher und reicher wird, sieht er auch den HarzIV-Verurteilten als Wohlstands-Empfaenger, der dafuer nichtmal von Termin zu Termin hetzen braucht und dem sogar das Jetten erspart bleibt. Die Versklavung heute laeuft ueber Projektionen und da laesst sich der Prozentsatz des alten Roms (80-90%) um ein Vielfaches potenzieren - zumal wenn wo doch die Produktion durch Spekulation ersetzt wurde.
Ich plaediere allerdings statt "Spaetroemische Dekadenz" fuer "Des Kaisers neue Kleider".

volvox2010-02-26T15:44:20Z

Alle uns bekannten Hochkulturen hatten Sklaven für den Wohlstand im Überfluss und verfielen in Dekadenz -
das ist immer modern/d.

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