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Anonym
Anonym fragte in Gesellschaft & KulturReligion & Spiritualität · vor 1 Jahrzehnt

Ist das AT teilweise oder komplett als eine Sage oder als historisch zu verstehen?

Ich beziehe mich hiermit auf einen kleinen, aber interessanten theologischen Disput zwischen dem User Creamscheese und ergardgr in folgender Frage:

http://de.answers.yahoo.com/question/index;_ylt=Ak...

Inwieweit ist das AT nun als Sage aufzufassen oder nicht? Was meint ihr dazu?

20 Antworten

Bewertung
  • vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    Das "Alte Testament" (die "Hebräische Bibel") ist keineswegs ein einheitliches, etwa gar in einem Durchgang (von EINER einzigen Person wie der Koran von Mohammed) geschriebenes Buch, sondern eine Sammlung ("Kanon") von vielen verschiedenen Bücher, die wiederum zum Teil auf Quellenschriften zurückgehen und zwischen 950 und 250 vC die heutige literarische Gestalt bekommen haben.

    Die alttestamentliche Wissenschaft unterscheidet (ganz grob):

    1. die zeitlos-mythologischen Texte der Urgeschichte (Gen 1-11),

    2a: die Texte, die als "Sagen" im wesentlichen einen historischen Kern haben, auch wenn ihre mündliche Überlieferung für viele "Zutaten" gesorgt hat (das ist Gen 12-50, die Erzvätergeschichten und die Josefsgeschichte).

    2b: Auch noch in der historischen Grauzone bewegen wir uns mit der Exodustradition und der Rezeption der Thora (Ex - Dt und Josua). Allerdings wird davon ausgegangen, dass Mose historisch der Anführer eines Auszugs aus Ägypten war und ebenso auf ihn die Gebote vom Sinai zurückgehen. Beides hat vor allem eine ungeheuere Wirkungsgeschichte initiiert.

    3. Mit der Richterzeit und der darauffolgenden Königszeit sowie mit den Propheten sind wir im Bereich der Geschichte, haben allerdings den historischen Wert der Details und der Zusammenstellung der einzelnen Prophetenbücher kritisch zu analysieren.

    So gilt zB. das Miriamlied Ex 15,21 als ältester ursprünglich mündlich überlieferter Text der Bibel (Liedtexte behalten ihren Wortbestand, während sich Prosatexte bei mündlichem Weitererzählen verändern können).

    Die "Berichte Baruchs" (= Jer 36,1 - 45,5), des Schreibers des Propheten Jeremia, stellen eine historisch genaue Schilderung der Ereignisse dar. Die Buchrolle, in die Baruch im Auftrag und nach Diktat (!) des Jeremia die Botschaft des Propheten zweimal niederschrieb (weil der König die erste Fassung vernichtete), dürfte eine historisch bis auf den letzten hebräischen Buchstaben genaue Textwiedergabe der historischen Buchrolle sein.

    Kurz: Wer das AT "komplett als eine Sage" bezeichnet, ist ebenso "unkritisch" wie der, der es für von Gott wörtlich zitierte und darum historisch genaue Offenbarung hält. "Kritisch" kommt vom griechischen krinein, das "unterscheiden" bedeutet. Kritisch ist, wer Unterschiede wahrnimmt und sich und anderen bewusst macht.

    Quelle(n): Das ist nicht meine "Meinung", sondern der Stand der Bibelwissenschaften in der Gegenwart. Als Wissenschaften berühren sie nicht die Frage, ob das Gott geredet hat bzw. man das glauben müsse. Sie schaffen nur Voraussetzungen für einen Glauben, der in der Konfrontation mit einem unkritischen Unglauben nicht untergeht.
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Eine gute Anschlussfrage!

    Zur Beantwortung sollte man einmal die Definition heranziehen, was eigentlich als historische Quelle im Sinne der Geschichtswissenschaft bezeichnet wird. Nach der Definition von Paul Kirn sind historische Quellen – „alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann“. In Wiki findet sich zum Begriff der Textquellen folgende Erläuterung: ".. Textquellen sind die wichtigsten und meist aussagekräftigsten Quellen, ... Zu ihnen gehören in der Regel beispielsweise Briefe, Akten, Zeitungen, Pamphlete und literarische Werke. Problematisch sind ursprünglich mündlich tradierte bzw. auf Erinnerungen beruhende Quellen, die also auf mündlichen Aussagen beruhen und erst später schriftlich festgehalten wurden."

    Und genau das ist der springende Punkt: Viele wenn nicht gar die meisten Passagen wurden zunächst mündlich überliefert und erst sehr viel später schriftlich fixiert. Deswegen hat das AT - genauso wie das NT - für die Geschichtswissenschaft zwar eine gewisse Bedeutung was bestimmte Ereignisse und Persönlichkeiten angeht, ohne jedoch die "göttliche Botschaft" selbst belegen zu können.

    Es gibt übrigens Archeologen in Israel, die primär damit beschäftigt sind, geschichtliche Sachverhalte, die im AT beschrieben sind zu beweisen. Das gelingt zum Teil auch. Allerdings lassen sich metaphysische Ereignisse höchstens theologisch begründen, nicht materiell.

    Quelle(n): *
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Also ich würde das AT komplett als Sage verstehen. Es gibt durchaus historische Hintergründe, aber die Handlung ist derart mythologisch überhöht, dass man sie keineswegs als historisch-authentisch betrachten kann.

    Besonders alle Passagen, in denen Gott persönlich in den Lauf der Geschichte eingreift und "Wunder" vollbringt bzw. vollbringen lässt, kann man unmöglich als historisch betrachten, sondern man muss sie samt und sonders vor einem moralisierenden-theologischen Hintergrund sehen und auch so bewerten.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Machen wir uns doch mal frei von dem naiven Gedanken dass das israelistische Volk alleine irgendwo in der Wildniss sein Leben fristete und mit Gott in Verbindung stand.

    Fakt ist, dass die jahrtausende aelter Induskultur regen Handel bis in den Mittelmeerraum betrieb.

    Wir muessen dann doch auch annehmen, dass zu Abrahams Zeiten, Karavanen mit Guetern aus allen Herren Laender unterwegs waren und Haendler diese Waren tauschten und verkauften.

    Wir koennen dann doch auch annehmen dass, diese Haendler um die Verkaufs und wertsteigernde Wirkung kleiner Geschichten wussten, um Amulette, Kraeuter und Gewuerze, Stoffe und Tiere, besser an den Mann zu bringen. (Eine Taktik die auch heute noch jede gute Werbung befolgt)

    Wir koennen doch auch annehmen, dass diese Geschichten, wie auch die Geschichten abends am Lagerfeuer, sich um Wunder, Gottheiten, Kriege und Siege in fremden Landern, fremden Kulturen drehten.

    Ist es dann noch eine Ueberraschung, dass die Bibel eine Vermengung von babylonischen Mythen und Epen (Gilgamesch), altaegyptischen Gedankengut (Totenbuecher) oder alt-persischer Religion (Zaratustra) ist??

    Fuer mich nicht. Das Gegenteil waere eine Ueberraschung gewesen.

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  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Wenn es wenigstens eine Sammlung von Sagen wäre, könnte man das noch als Kulturgut akzeptieren. Nur ist die Urfassung der Bücher Mose eine absichtliche Fälschung! Man hat sich da Geschichten mit sagenhaften Gestalten und Mythen so angepasst, dass es eine durchgängige Geschichte gab, die nicht nur das Ziel hatte, dass das Volk Israels als auserwählt galt sondern vor allem, dass es zur Grundlage eines Eroberungskrieg wurde. Man muss die JHWH-Priester als machtgeile Sektengurus verstehen, die das ungebildete Volk zu ihren Gunsten missbrauchten. JHWH wurde zu einem Kriegsgott, vor dem alle Angst haben mussten. Man war für ihn - oder gegen ihn. Das AT spricht hier eine deutliche Sprache.

    Quelle(n): Keine Posaunen vor Jericho - von Israel Finkelstein und Neil Silbermann. Und die Wissenschaft ist inzwischen noch weiter.
  • vor 1 Jahrzehnt

    es ist wohl mitlerweile zweifellos belegt, dass die angeblichen ereignisse im AT so nie stattgefunden haben. und das auf unterschiedlichste weise.

    zum einen existieren ja auch andere historische quellen, aus denen sich (nur ein beispiel von vielen) belegen laesst, dass die abfolge der herrscher voellig anders war als das AT angibt. auch andere ereignisse wie kriege sind davon betroffen.

    (gilt zt auch fuer das NT, eine stadt Nazareth hat es zur zeit der geburt Jesu nicht gegeben...)

    dann sind da noch andere sagen, allen voran der babylonische Gilgameschepos, der eine vorlage fuer die Arche Noah darstellt. (nur halt wo anders spielt, und nicht ganz unerheblich aelter als die bibel ist)

    diese liste koennte man ewig weiter fortsetzen, selbst so einige geschichten ueber JC selbst findet man in weit aelteren sagen, zb des Mithras-kultes

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Komplette Nomadensage, vergleichbar dem Nibelungenlied und sogar von dem persischen(=nicht christlichen) Gilgameschepos abgekupfert, in dem bereits vorher von der Sintflut oder der Erschaffung des Menschen die Rede ist.

    Beides sind nette Märchen vom Menschen auf der Suche nach einem Sinn seines Lebens, aber glaubhafter ist die weitaus logischere Erklärung der Wissenschaftler, nach der der Mensch 4,4 Millionen Jahre brauchte zu dem zu werden, was er ist.

    Die Bibelmärchen waren ja mündliche Stories, die erst nach der Erfindung der Schrift zusammengetragen wurden.

    Quelle(n): Gilgamesch Epos, Nachrichten
  • vor 1 Jahrzehnt

    wenn eine fantasie --- zu history wird -- ist das schon bedenklich schlimm

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Das alte Testament ist ein Volksmärchen der Juden. Alleine der Exodus ist die größte Sagen Erzählungen des Nahen Ostens.

  • Katara
    Lv 6
    vor 1 Jahrzehnt

    Das ist unterschiedlich.

    Viele Geschichten darin sind Sagen.

    Ein Großer Teil ist aber auch die Geschichte des Volkes Israel beginnend mit Abraham. Viele Ereignisse sind tatsächlich historisch belegbar. Aber auch diese sind natürlich ausgeschmückt und teilweise wurden auch dort Legenden mit eingeflochten.

    Oftmals wurden Ereignisse erst Jahrzehnte später aufgeschrieben.

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