Kann Moral und Ethik die Religion ersetzen?

Laut Konfuzius kann man Religion durch Moral und Ethik ersetzen, sich wieder auf Alte werte besinnen. Ist dieses Form was auch lange Zeit in China Funktionierte eine Zukünftige Alternative zu Stark Dogmatischen Welt, so wie wir sie heute kennen?

egima2009-08-26T07:39:06Z

Beste Antwort

Man kann und man sollte. Ich denke, man sollte endlich den Schritt wagen, sich von den Wunsch- und Wahnvorstellungen der diversen Schriften zu emanzipieren. Studien haben mehrfach gezeigt, daß religiöse Menschen nicht moralischer denken und handeln als Atheisten. Auch wenn diverse Religionen, bzw. ihre Vertreter, gern behaupten, daß ihr Glaube der Ursprung der Moral wäre, gibt es keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Ethik und Religion - nur das intolerante Wunschdenken derer, die meinen, daß Andersdenkende schon aus Prinzip nicht moralisch sein könnten. Studien über die USA scheinen interessanterweise zu belegen, daß die Staaten mit dem geringeren Anteil an Atheisten eine höhere Verbrechensquote haben...

Dabei frage ich mich, wie man bspw. beim Lesen der Bibel überhaupt auf Moral stoßen kann...

Gott erschafft Adam und Eva, aber er gibt ihnen nicht die Erkenntnis, was Gut und Böse ist. Prompt verletzen die beiden die Spielregelen, was sie ja nicht als Vergehen, als Sünde begreifen können, und werden darauf übelst bestraft. Das ist so, als würde ich ein 2-jähriges Kind in ein Minenfeld setzen, überall Bonbons ausstreuen und sagen "aber nicht bewegen!"... Nicht Schuldfähige weden bestraft - das ist Moral?

Oder Kain und Abel. Beide rackern sich ab, Abel wird über den grünen Klee gelobt, aber Kain bekommt nur den göttlichen Mittelfinger und ein paar blöde Sprüche als Dank. Gott ist ungerecht und parteiisch... - das ist Moral?

Abrahams Geschichte ist schon geradezu pervers. Gott fordert ihn auf, seinen Sohn umzubringen, Abraham macht, was ihm befohlen wurde, und Gott ruft im letzten Augenblick "April, April!". Gott treibt sadistische Spielchen mit den Menschen und erwartet von ihnen den stumpfsinnigen Kadavergehorsam eines hirnlosen Zombies - das ist Moral?

Wie wäre es mit Sodom und Gomorrah? Gott will die Stadt verschonen, wenn zumindest 10 Menschen ihm genehm sind. Offenbar zählen Säuglinge und Kleinkinder in dem Zusammenhang nicht, denn derer sollten mehr als 10 in zwei Städten gewesen sein. Letztlich werden alle Einwohner - außer Loth & Co - vernichtet, Kleinkinder inklusive...

Und Loth? Als seine Mitbürger die zwei Engel mißhandeln wollen, will Loth sie beschützen, sehr löblich! Aber wie macht er das? Er stellt sich nicht mit dem Schwert vor seine Gäste, nein, er sagt den Leuten, "laßt doch bitte meine Gäste in Ruhe! Hier sind meine beiden jungfräulichen Töchter! Wie wäre es, wenn ihr stattdessen die vergewaltigt?" Tolle Moral...

Zumal die Geschichte im Buch der Richter nochmal aufgegriffen wird. Auch dort will ein Mann seinen männlichen Gast schützen, indem er der Meute zwei Frauen zum Vergewaltigen gibt - woran eine Frau dann auch stirbt.

Wenn jemand schwul ist, begeht er eine Abscheulichkeit vor Gott, aber wenn jemand einem wütenden Mob Frauen zur Vergewaltigung übergibt, ist er einer der guten in der Geschichte???

Und wie moralisch ist ein Gott, der seinen Leuten Völkermord befielt. Die Beschreibung der Landname Kanaans ist eine Aneinanderreihung von Verbrechen, die den Vergleich mit Hitler, Stalin und Idi Amin nicht scheuen müssen - alles auf Befehl Gottes.

Von den 10 Geboten haben die ersten 4 nichts mit Moral zu tun, sie sagen lediglich aus, daß Gott ein eifersüchtiger, intoleranter Kontrollfetischist ist, der unbedingte Unterwerfung fordert. Die übrigen ließen sich zu "Du sollst Deinen Mitmenschen nicht mit Vorsatz schaden!" zusammenfassen. Immerhin was...

Wenn Jesus die Nächstenliebe propagiert, dann hat er meine volle Zustimmung, ganz ohne Frage. Aber braucht man wirklich eine jahrtausende alte Sammlung von Anekdoten und Horrorgeschichten?

Immer wieder hört man von Gläubigen die Phrase, daß ein Mensch ohne Gott nicht moralisch sein könne. Was für ein armseliges Menschenbild... Wenn das wahr wäre, dann gäbe es auch keine moralischen Gläubigen, denn sie würden nur deshalb die göttlichen Gebote befolgen, weil sie entweder eine Belohnung erhoffen oder eine Strafe fürchten - sie wären als entweder Opportunisten oder kuschende Sklaven, beides nicht eben Positionen, die hohen moralischen Maßstäben gerecht werden.

Religion heißt, daß man Dinge als Grundlage nimmt, die man nicht hinterfragen will und von denen man anderen verbietet, sie zu hinterfragen.
Religion heißt, Unwissenheit zur Tugend zu erheben und dem Versuch, diesem Unwissen entgegenzutreten, ablehnende gegenüberzustehen.
Religion heißt, Schriften, die vor über 1.000 Jahren unter obskuren Umständen und einem uns fremden Zeitgeist verfaßt wurden und aus politischen Gründen kanonisiert wurden, mehr Wert beizumessen als den Mitmenschen.
Das ist nichts für mich...

@andrzej k
Konfusion kommt von confundere, lateinisch für zusammengießen oder vermengen, das hat nicht das geringste mit Kǒng Fūzǐ (Konfuzius) zu tun...

DR Eisendraht2009-08-26T11:33:49Z

Religion ist ein möglicher Maßstab für Moral und Ethik aber nicht der einzig denkbare.

?2009-08-26T07:36:59Z

Ich betrachte Moral mit einer gewissen Vorsicht, denn Moral sind gesellschaftliche Werte, die über die eigenen Werte hinausgehen. Ich habe daher Moral durch mein Gewissen ersetzt und frage aber auch Gott um Hilfe (Nenn mich nen Schummler ;) ), wenn Du jetzt aber in einer Unmoralischen Gesellschaft lebst, Pionierzeit USA, Rassengesetze in vielerlei Ländern, muss man sich irgendwann halt die Frage stellen wie mitschuldig man sich machen lassen will. Aber Ethik und "Moral" wuerden helfen, sollte Menschheit endlich erwachsen genug werden zu verstehen, das Geldgier, Raubbau an der Natur und Hass einfach nur ein Endergebnis hat, wir gehen den Weg der Dinosaurier und die Erde entwickelt vielleicht mal intelligenteres Leben als uns.

andrzej k2009-08-25T22:32:16Z

Moral/Ethik ist nur ein Teilbereich der Religion.
Genausowenig wie vier Räder ein Auto ersetzen können.

Ad => Konfuzius: Was meinst Du woher kommt das Wort konfus ?

vv v2009-08-25T16:56:08Z

Ethik ist ein Teilbereich der Philosophie und befasst sich mit Moral (ganz besonders damit, worauf sie begruendet ist). Dies sind also nicht zwei verschiedene Dinge.
Ethik ist also die praktische Philosophie des menschlichen Handelns und Moral bedeutet eigentlich nur, welche dieser Handlungsmuster sozial/allgemein anerkannt sind.
Moral/Ethik sind also keine festgelegten bestimmten Werte, die hier so etwas wie religioese Moral/Wertvorstellungen ersetzen koennten.
Moral beschreibt, was Menschen in ihrem zeitlich/sozialen Kontext fuer richtig halten.
Religion beschreibt, was Gott fuer richtig haelt und zwar voellig unabhaengig von zeitlichen/sozialen Kontext.
In der menschlichen Geschichte wurden immer wieder gewisse Dinge moralisch akzeptiert, die spaeter wieder als unmoralische verworfen wurde. Nimm als Beispiel die Todesstrafe. Moralisch akzeptabel oder gar notwendig? Viele Menschen und viele Staaten sehen sie als notwendig und akzeptabel an. Viele andere tun genau das Gegenteil. Einige schafften sie ab, einige andere fuehrten sie wieder ein.....veraendert sich die Akzeptibilitaet der Todesstrafe immer wieder?
Oder ist sie grundsaetzlich und fuer immer moralisch unakzeptabel?
Wer entscheidet?
Wer wuerde heute die Moralvorstellungen des Konfuzius akzeptieren?
.......also ich verlasse mich da lieber auf die guten Ratschlaege unseres Vaters fuer ein gesundes und erfuelltes Leben. Die Moral der Welt ist mir zu korrupt um sie als Vorbild in Erwaegung zu ziehen...

...uebrigens
Konfuzius hinterliess kein einziges schriftliches Werk. Seine Lehren wurden erst ueber 100 Jahre nach seinem Ableben von Schuelern niedergeschrieben. Mit den strengen Sittenvorstellungen des Konfuzius, die er fuer die weltliche Harmonie als absolute Notwendigkeit ansah, kaemen heutige Moralvorstellungen nicht mit.

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