Du sollst deinen Nächsten lieben wie Dich selbst - Und was mache ich, wenn er ein "Stinkstiefel" ist?

In der Bibel steht doch: "Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst", aber was mache ich, wenn ich das nicht kann? Es gibt halt Menschen, die nerven mich einfach nur. Ich hatte es schon zu tun mit Nervensägen, Stinkstiefeln und Kotzbrocken. Leute, die mir einfach nur auf den Wecker gehen. Wie soll ich die lieben können? Ich strenge mich schon sehr an, aber bei einigen geht es einfach nicht, auch wenn ich noch so tolerant bin. Sie nerven eben nur. Also wie soll ich sie dann lieben können? Verlangt da die Religion nicht Unmögliches von mir?

2009-05-19T07:45:25Z

@Cindy: Ja, das mache ich ja auch. Deswegen stelle ich ja die Frage, denn laut Gebot soll ich mehr: ich soll sie lieben und das bekomme ich nicht hin.

2009-05-19T07:52:36Z

Zum Glück gibt es ja nicht nur "Stinkstiefel", es gibt ja auch viele wunderbare Menschen. (Mein Trost)

Musiker2009-05-21T08:57:09Z

Beste Antwort

Das Gebot der NÄCHSTENLIEBE bezieht sich eher allgemein und grundsätzlich auf den Nächsten überhaupt. Es ist ein Gebot gegen den Egoismus, der sein Lebensglück im rücksichtslosen, eifersüchtigen An-Sich-Reißen und Besitzen-Wollen sucht und andere Menschen letztlich nur als Mittel zum Zweck instrumentalisiert. Das Gebot erinnert daran, daß wir Menschen zum Miteinander und zum Dasein füreinander bestimmt und geschaffen sind und darin unser Lebensglück und Erfüllung finden sollen. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten hat Jesus als den Kern aller Gebote bezeichnet (Matthäus 22,34-40).

Natürlich kann man Liebe nicht befehlen, damit würde von uns tatsächlich Unmögliches verlangt. Einfach weil es im Wesen der Liebe liegt, daß sie nicht gefordert oder befohlen, sondern immer nur von Herzen und ganz und gar aus freien Stücken geschenkt werden kann. Bevor jedoch irgend etwas von uns verlangt wird, erklärt Gott uns SEINE bedingungslose, uneingeschränkte Liebe. Wer aber Liebe erfährt bzw. an die verändernde, befreiende Kraft der Liebe glaubt, wird seinerseits in der Lage sein, Liebe zu schenken. Nur so ergibt auch das „Gebot“ der Nächstenliebe einen Sinn und wird das scheinbar Unmögliche erfüllbar.

Die Nervensägen, Stinkstiefel und Kotzbrocken sind gewissermaßen ein Spezialfall, mit dem sich Jesus gesondert befaßt hat, nämlich mit seinem Gebot der FEINDESLIEBE (Matthäus 5,44) und die Aufforderung, jemandem, der einem auf die rechte Backe schlägt, auch die andere hinzuhalten (Matthäus 5,39).

Diese Sätze werden häufig mißverstanden. Martin Luther King hat einmal zwischen „lieben“ und „gern haben“ unterschieden. Mit „gern haben“ meinte er Sympathie und freundschaftliche Gefühle, die man seinen Feinden gegenüber natürlich nicht hat und zu denen man auch niemanden, weder sich selbst noch andere, zwingen kann. Er hat sinngemäß gesagt: „Natürlich können wir unsere Feinde, die uns unterdrücken und ermorden und unsere Häuser anzünden, nicht gern haben.“ „Liebe“ zum Feind meint dagegen den Willen, den Frieden MIT ihm und nicht GEGEN ihn, nicht durch Niederwerfen oder gar Vernichtung des Feindes, zu suchen; die Fähigkeit oder zumindest das ernsthafte Bemühen, sich in ihn und seine Lage hineinzuversetzen, um ihn besser zu verstehen und Ansätze zum Gespräch und zur Verständigung zu suchen; und die Bereitschaft, zwischen dem Feind als MENSCHEN und seinem aggressiven, bösartigen, feindseligen HANDELN zu unterscheiden.

Der nicaraguanische Priester und Dichter Ernesto Cardenal wurde einmal gefragt, ob Gott auch den damaligen nicaraguanischen Diktator Somoza liebe; Cardenal hat darauf geantwortet: „Den TYRANNEN Somoza: Nein. Aber den MENSCHEN Somoza: ja.“ Dem Einfluß von Leuten wie Cardenal war es zu verdanken, daß es damals nach dem Sieg der sandinistische Revolution keinen Rachefeldzug gegen die Anhänger des gestürzten alten Regimes gegeben hat. „Recht, nicht Rache“ lautete auch die Devise nach dem Ende der DDR-Diktatur. Auch das ist ein Stück Feindesliebe im Sinne des Neuen Testaments.

Das Gebot, „die andere Wange hinzuhalten,“ meint nicht: „Du darfst Dich niemals und unter keinen Umständen wehren.“ Auch das wird häufig mißverstanden. Gemeint ist nicht Schwäche und Wehrlosigkeit, sondern eine innere Stärke und Überlegenheit, die es sich leisten kann, auf Angriffe gelassen und souverän zu reagieren und gegebenenfalls auch etwas „einzustecken,“ um andere Wege zur Konfliktlösung als den von Gewalt und Gegengewalt (in dem immer die Gefahr unkontrollierbarer Eskalation steckt) offenzuhalten.

Hier stellen sich nun allerdings einige entscheidende Fragen:
1. Besitze ich selber diese innere Stärke und Souveränität (wenn nicht, kann ich sie auch nicht ausstrahlen)?
2. Erkennt und spürt der andere diese Stärke und läßt sich dadurch zum Einlenken bewegen (oder interpretiert er meine Reaktion als Schwäche und fühlt sich dadurch ermutigt, erst recht weiter zuzuschlagen)?
3. Ist die konkrete Situation so, daß ich so handeln und reagieren kann (wenn ich, bildlich gesprochen, schon mit dem Rücken zur Wand stehe, kann ich keinen Schritt weiter zurückgehen)?

Wenn diese Fragen oder auch nur eine von ihnen negativ zu beantworten sind, kann es sein, daß ich letztlich doch zur Gegenwehr gezwungen bin. Jesus ging es darum, Aggressivität und Gewalt zu ÜBERWINDEN; wo dieser Versuch aber scheitert, kann es nötig sein, sie - im äußersten Fall auch unter Androhung oder sogar Anwendung von Gegengewalt - zumindest EINZUDÄMMEN und in Schach zu halten. Jesus fordert hier also nicht dazu auf, immer und unter allen Umständen „die andere Wange hinzuhalten,“ ohne Rücksicht auf die jeweilige Situation und darauf, was dabei im Einzelfall herauskommt, sondern dazu, es immer wieder von Neuem zu versuchen.

Und die Stinkstiefel und Kotzbrocken? Ich darf und muß sie durchaus in ihre Schranken verweisen und mich gegen ihre Unverschämtheiten zur Wehr setzen. Und ihnen ansonsten aus dem Wege gehen. Mich selber von meiner Wut über sie nicht völlig beherrschen und herunterziehen lassen. Und auch: sie nicht völlig abschreiben, sondern offen und bereit sein, gegebenenfalls auf positive Signale von ihnen auch meinerseits positiv zu reagieren. Sie „gern zu haben“ und ihnen gegenüber Sympathie zu empfinden wäre in der Tat unmöglich, und das verlangt auch der christliche Glaube nicht.

Anonym2009-05-19T13:34:25Z

5:21 Ihr habt gehört, daß es im Gesetz des Mose heißt:
'Du sollst nicht töten!
Wer aber einen Mord begeht, muß vor ein Gericht.'
2.Mose 20,13; 21,12

5:22 Doch ich sage euch: Schon wer auf seinen Bruder zornig ist, den erwartet das Gericht.
Wer zu seinem Bruder 'Du Idiot!' sagt, der wird vom Obersten Gericht
abgeurteilt werden, und wer ihn verflucht, dem ist das Feuer der Hölle sicher.

5:44 Ich sage aber: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch hassen und verfolgen!

Die Spielregeln für die Ewigkeit, sind eine Herausforderung.
Jesus - Christus hat es altruistisch vorgelebt.

Anonym2009-05-19T13:34:15Z

Gegenstinken!

doodlebugger572009-05-19T13:28:59Z

Gute Frage!!

An manchen Tagen kann ich mich selbst nicht leiden. Was soll ich da nur mit meiner bekloppten Nachbarin machen??

fabrina2009-05-19T09:44:54Z

Leben und leben lassen - Akzeptieren!
Andere so behandeln - wie du selbst behandelt werden möchtest.
Wenn du dich von jemandem genervt fühlst - dann ist das eben so -
liebe dich selbst auch dafür, dass du genervt bist.
Verlange nicht Unmögliches von dir - du brauchst den Nerver doch nicht liebevoll in die Arme schließen - aber auch nicht verächtlich auf ihn herabschauen - er hat eben Probleme, unerfüllte Bedürfnisse, Sorgen oder dergleichen.
Kotzbrocken und Stinkstiefel bekommen es schon garnicht mehr hin ihre Bedürfnisse zu äußern oder auch mal um Hilfe zu bitten.
Wenn du ihre Not hinter ihrem Verhalten erkennen kannst, wird sich dein Gefühl erheblich verändern.

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