Was ist Moral eigentlich für einen selbst?

Wenn man mal den ganzen religiösen Klimbim, der zu gern mit Moral verwechselt wird, weglässt?
Wo fängt die eigene Moral an, wo wird sie zur Farce, wo sind ihre Grenzen?
Wie wird sie weitergegeben?

(Ich steh' auf eigene Gedanken, mögen sie auch unfertig sein und eigene Sichtweisen...)

2009-05-12T14:25:13Z

@sommerkleidchen, es geht mir nicht um die "Obermoral". Kennst du zufällig die drei Bücher von Stieg Larsson? Die weibliche Hauptfigur, Lisbeth Salander ist völlig asozial, ein vollkommen moralischer Mensch. Ob das immer der Moral braver Leute entspricht, sei dahingestellt...

2009-05-12T14:50:44Z

@Kapaun, und du?

dituma2009-05-12T14:35:50Z

Beste Antwort

Hey!

Da ja Moral eigentlich nur das ist, was die Menschen für richtig halten (!), also was gemeinhin in der Gesellschaft als korrekt und "sittlich" gilt, ist es schwer, diesen Begriff zu verallgemeinern.
Ich für meinen Teil muss eine Tat oder gar nur einen Gedanken, der nie nach außen dringt, vor mir selbst vertreten können.
Klar, dass tut ein Massenmörder oder Bankräuber auch, seine Moral ist nicht "massenkonform". Aber es ist seine.

Okay...dieser Gedanke ist noch nicht fertig, ich gebs zu. :D
Aber ich stelle mir wirklich vor einer moralischen Zwickmühle immer die Frage, ob ich hinter meiner Entscheidung stehe. Und dann überlege ich, ob es allgemeingültig "moralisch" ist.

Ich denk noch weiter drüber nach!

Olaf2009-05-13T01:13:07Z

"Wo fängt die eigene Moral an, wo wird sie zur Farce, wo sind ihre Grenzen? Wie wird sie weitergegeben?"

Deine Moral fängt schon mit deinem Temperament an.
Sie wird zur Farce, wenn du die Grenzen des Kategorischen Imperativs überschreitest und dich wichtiger als andere nimmst.
Sie wird vom Vater ererbt. Wie das bei Frauen funktioniert, ist mir nicht ganz klar, aber auch für sie gilt es.

EDIT. Hmm, also die Grundlagen werden ererbt, aber du mußt sie dann während deines Lebens noch ausarbeiten. Außerdem mögen bestimmte Gundlagen auch auf den himmlischen Vater zurückgehen. Tut mir Leid, daß ich da das religiöse Klimbim wieder einbringe, aber es gibt halt Dinge, die man nicht anders erklären kann.

savage2009-05-12T15:54:30Z

jaaa, so gewisse moralische vorgaben finde ich nicht falsch. also nicht lügen, nicht klauen und so zeug.
aber letztendlich muss man das, was man tut, mit sich selber ausmachen. falls man ein gewissen hat, dürfte das kein problem sein. "ausrutscher" gibt´s immer...;-))

Kapaun2009-05-12T14:48:26Z

Auch hier noch mal:

In der Literatur geht man von verschiedenen Stadien der Moralentwicklung aus. Oft genannt werden:

1) Die vormoralische Phase. Angst vor Strafe. Befehl und Gehorsam. Das Kleinkind.

2) Die Peer-Group-Moral: Moralisch ist, was die anderen Mitglieder meiner Bande, Gruppe, Gang für moralisch halten. Der Jugendliche.

3) Die Gesetzes-Moral: Moralisch ist, was die Gesetze sagen. Der Erwachsene.

4) Die Moral der eigenen ethischen Prinzipien, die auch bereit ist, notfalls gegen Gesetze zu verstoßen, um weiter moralisch bleiben zu können. Als Beispiel: Graf von Stauffenberg.

@paradox: Ich bin bei 4.

Tifi2009-05-12T14:35:15Z

Moral ist dem Zeitgeist unterworfen - sie ist nicht echt und ändert sich mit der Zeit - eigentlich eine heuchlerische Lüge.

Moral ist meiner Meinung nach etwas nach außen zur Schau getragenes. Akzeptiert von gesellschaftskonform erscheinender Ethik, im weitestem Sinne. Häufig wird dieser Begriff dazu verwendet, die Mitmenschen auf ein allgemein verbindliches Muster zu reduzieren, um sie dann mit dem Begriff Unmoral zu konfrontiern.

Es gibt Beispiele :

Puritaner:
Stark betonen Puritaner das fromme Familienleben mit Hausandachten, strenger Einhaltung des Sabbats am Sonntag und Dienst am Nächsten. Ein einfaches, vom Fleiß des Einzelnen geprägtes und moralisch einwandfreies Leben war Pflicht. Andererseits waren die Puritaner längst nicht so asketisch, wie sie später dargestellt wurden. Sowohl ihre Kleider als auch ihre Häuser waren farbig. Strikt lehnten sie weltliche Vergnügungen wie Tanz oder Schauspiel am Sonntag, Wirtshäuser und Promiskuität ab. In den kinderreichen Ehen sahen sie den Ausdruck der Liebe eher in gegenseitiger Fürsorge als in Sex. Andererseits wurde Sex innerhalb der Ehe als so wichtig angesehen, dass ein Ehepartner, der den Geschlechtsverkehr verweigerte, dafür bestraft werden konnte.

In den Kolonien von Neuengland errichteten die Puritaner verschiedene Gemeinschaften nach ihren Vorstellungen. Hier sollte die Regierung die Moral Gottes durchsetzen.

Oder Häretiker im Allgemeinen
http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4retiker



Der kategorischen Imperativ von Kant oder das Gebot der Nächstenliebe von Jesus erscheinen ethisch sinnvoller und nicht so einschränkend.

Auf die Frage eines Schriftgelehrten (grammatikos) in Jerusalem nach dem wichtigsten - ersten - Gebot, die damals im Judentum diskutiert wurde, antwortet Jesus (Mk 12,29ff EU):

„Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.“

„Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“

„Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

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