Vater tötet in den USA seine Frau und seine fünf Kinder: Hätte ein soziales Netz das verhindert?

Arbeitslosigkeit ist in den USA ein existenzgefährdentes Thema. Ausser einer geringen Stütze, die lediglich einmal für zwei Jahre im gesamten Leben gezahlt wird gibt es in den USA keine Absicherung vor Arbeitslosigkeit durch ein soziales Netz wie in Deutschland.
Wer seinen Job verliert sitzt buchstäblich auf der Straße.

Wenn man Hausfinanzierung oder Miete nicht zahlen kann fliegt man raus und wird obdachlos.

Sind die zwei Jahre erst einmal aufgebraucht ist der einzige Weg das Betteln bei Wohlfahrtsvereinen, denen die Reichen der Umgebung gelegentlich ein paar Brocken hinschmeißen wenn sie sich durch mangelnden sozialen Frieden nicht mehr sicher genug fühlen oder Spenden von Steuern absetzen wollen.

Die Arbeitslosigkeit des Ernährers hat auch für seine Kinder weitreichende folgen. Eine vernünftige Schulausbildung ist praktisch nur in teuren Privatschulen möglich. Wenn ein Vater diese durch Arbeitslosigkeit nicht mehr weiter zahlen kann verlieren die Kinder ebenfalls jede Perspektive für die Zukunft. Sie werden ebenfalls obdachlos, müssen von Almosen leben und landen möglicherweise in einer Public School. Viele dieser Public Schools haben mangels Geld nicht einmal eine Akkreditierung, das heißt ihre Schulabschlüsse werden nicht einmal von staatlichen Gremien anerkannt.

Vor der Aussicht der Obdachlosigkeit, Zukunft der Kinder kaputt, also dass die gesamte Familie nachhaltig zu Pennern wird hat die Verzweiflung diesen Mann zur Tat getrieben. In den USA herrsch ausserdem ein stark ausgeprägtes neoliberales Denken vor. Ein Mensch, der arbeitslos wird hält sich für wertlos, wenn er nicht bald eine neue Arbeit findet. Durch sein neoliberales Weltbild hielt er sich selbst offensichtlich für wertlos und damit auch sein genetisches Erbe.

Hätte eine andere Weltsicht und ein soziales Netz, möglicherweise sogar der Anspruch auf ein unbedingtes Grundeinkommen diese Verzweiflungstat verhindert?

2009-01-28T05:00:13Z

In den USA gab es auch einen Millionär, der sich und seine Familie umbrachte, weil er lediglich einen Teil seines Vermögens verloren hatte und danach nur etwas bescheidener hätte leben müssen.

Auch ein Herr Merckle stürzte sich vor einen Zug. Er wäre vielleicht nicht mehr Milliarder gewesen, hätte aber immer noch ein paar Millionen gehabt.

Ist diese psychische Erkrankung nicht in der gesamten Gesellschaft verbreitet, eine Erkrankung, die sich "Statusdenken" nennt. Labile Menschen können den Verlust von Status nicht verkraften. Meine Schwester lebte 15 Jahre lang in den USA. Ihr Mann verlor zweimal den Job, einmal durch Ausscheiden aus der Army, einmal weil er den Konkurrenzkampf um eine Stelle als Vorarbeiter verlor. Beim zweiten mal fand er nicht sofort eine Arbeit. Er nahm Antidepressiva und bemühte sich wie ein Irrer um Arbeit, mähte sogar potentiellen Arbeitgebern kostenlos den Rasen, weil er seinen ganzen Wert als Mensch über seine Arbeit definierte.

2009-01-28T05:02:21Z

Aus Angst noch einmal arbeitslos dazustehen hat er nun übrigens zwei Jobs angenommen. Einen von früh morgens 5 Uhr bis nachmittags, einen von nachmittags bis 21 Uhr. An Wochenenden montiert und repariert er zusätzlich noch Garagentore.

2009-01-28T16:33:40Z

Es ist schwer hier eine passende Antwort zu finden. Die Frage war vielleicht auch etwas plakativ gestellt.

Drum gebe ich die Frage zur Abstimmung frei.

Anonym2009-01-28T04:20:19Z

Beste Antwort

ja, möglicherweise schon. Existenzängste trieben Menschen natürlich schnell in psychische Ausnahmesituationen und wer auch sonst labil ist, bei dem kann das schnell gehen. ich finde das unmenschlich. Aber wir sind auf dem besten Weg dahin.

Anonym2009-01-28T11:37:25Z

Ich finde das schrecklich...egal was kommt, egal wieviel Geldnot wir hätten...ich würde meine kinder immer lieben und ihnen zeigen, das die Liebe mehr wert ist als alles Geld der Welt...sie wären bestimmt nicht verhungert....wahrscheinlich konte sein stolz es nicht zulassen seine Kinder so blamiert zu sehen.....das ist wahrlich traurig....

kamikatze392009-01-28T04:17:12Z

Diese Frage ist nicht zu beantworten. Gewalttaten wie diese geschehen mehr im Milieu als in gehobener Gesellschaft.

Poppy_I.2009-01-28T04:09:08Z

Interessante Frage.

Natürlich ist nicht klar, ob der Vater Deiner Geschichte sich solche weitreichenden Gedanken gemacht hat.

Andererseits - wenn es sozial gerecht zugeht gibt es weniger Verzweifelte also auch weniger Verzweiflungstaten.

Ich vergleiche bei solchen Fragen immer gerne mit den 70ern, eine Zeit in der ich schon erwachsen war und in der es gerechter zu ging als heute. Selbst wildfremde Menschen haben sich eher gegenseitig geholfen und man wurde nicht als dumm oder naiv gebrandmarkt, wenn man an das Gute im Menschen glaubte und auch entsprechend handelte.

@you got it: ich muss Dir insofern Recht geben, dass man in den USA einfacher eine Arbeit bekommt. Dort werden auch die alten Leute nicht so ausgegrenzt wie hier. Auch muss man die Arbeit nur können, um sie zu bekommen, man muss nicht so viele Nachweise erbringen wie hier.

Marian_R2009-01-28T04:08:10Z

Puh, hatte schon gedacht, du hättest mit "soziales Netz" Clever, StudiVZ, Xing oder so gemeint...

Bei dem Menschen war anscheinend etwas psychisch nicht in Ordnung. Ob da ein soziales System wie in Deutschland geholfen hätte - man weiß es nicht. In diese Situation wäre er in Deutschland so sicher nicht gekommen, Existenzangst und Verzweiflung gibt es hier aber dennoch auch.

Weitere Antworten anzeigen (15)