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Anonym
Anonym fragte in SozialwissenschaftSonstiges - Sozialwissenschaft · vor 1 Jahrzehnt

Vater tötet in den USA seine Frau und seine fünf Kinder: Hätte ein soziales Netz das verhindert?

Arbeitslosigkeit ist in den USA ein existenzgefährdentes Thema. Ausser einer geringen Stütze, die lediglich einmal für zwei Jahre im gesamten Leben gezahlt wird gibt es in den USA keine Absicherung vor Arbeitslosigkeit durch ein soziales Netz wie in Deutschland.

Wer seinen Job verliert sitzt buchstäblich auf der Straße.

Wenn man Hausfinanzierung oder Miete nicht zahlen kann fliegt man raus und wird obdachlos.

Sind die zwei Jahre erst einmal aufgebraucht ist der einzige Weg das Betteln bei Wohlfahrtsvereinen, denen die Reichen der Umgebung gelegentlich ein paar Brocken hinschmeißen wenn sie sich durch mangelnden sozialen Frieden nicht mehr sicher genug fühlen oder Spenden von Steuern absetzen wollen.

Die Arbeitslosigkeit des Ernährers hat auch für seine Kinder weitreichende folgen. Eine vernünftige Schulausbildung ist praktisch nur in teuren Privatschulen möglich. Wenn ein Vater diese durch Arbeitslosigkeit nicht mehr weiter zahlen kann verlieren die Kinder ebenfalls jede Perspektive für die Zukunft. Sie werden ebenfalls obdachlos, müssen von Almosen leben und landen möglicherweise in einer Public School. Viele dieser Public Schools haben mangels Geld nicht einmal eine Akkreditierung, das heißt ihre Schulabschlüsse werden nicht einmal von staatlichen Gremien anerkannt.

Vor der Aussicht der Obdachlosigkeit, Zukunft der Kinder kaputt, also dass die gesamte Familie nachhaltig zu Pennern wird hat die Verzweiflung diesen Mann zur Tat getrieben. In den USA herrsch ausserdem ein stark ausgeprägtes neoliberales Denken vor. Ein Mensch, der arbeitslos wird hält sich für wertlos, wenn er nicht bald eine neue Arbeit findet. Durch sein neoliberales Weltbild hielt er sich selbst offensichtlich für wertlos und damit auch sein genetisches Erbe.

Hätte eine andere Weltsicht und ein soziales Netz, möglicherweise sogar der Anspruch auf ein unbedingtes Grundeinkommen diese Verzweiflungstat verhindert?

Update:

In den USA gab es auch einen Millionär, der sich und seine Familie umbrachte, weil er lediglich einen Teil seines Vermögens verloren hatte und danach nur etwas bescheidener hätte leben müssen.

Auch ein Herr Merckle stürzte sich vor einen Zug. Er wäre vielleicht nicht mehr Milliarder gewesen, hätte aber immer noch ein paar Millionen gehabt.

Ist diese psychische Erkrankung nicht in der gesamten Gesellschaft verbreitet, eine Erkrankung, die sich "Statusdenken" nennt. Labile Menschen können den Verlust von Status nicht verkraften. Meine Schwester lebte 15 Jahre lang in den USA. Ihr Mann verlor zweimal den Job, einmal durch Ausscheiden aus der Army, einmal weil er den Konkurrenzkampf um eine Stelle als Vorarbeiter verlor. Beim zweiten mal fand er nicht sofort eine Arbeit. Er nahm Antidepressiva und bemühte sich wie ein Irrer um Arbeit, mähte sogar potentiellen Arbeitgebern kostenlos den Rasen, weil er seinen ganzen Wert als Mensch über seine Arbeit definierte.

Update 2:

Aus Angst noch einmal arbeitslos dazustehen hat er nun übrigens zwei Jobs angenommen. Einen von früh morgens 5 Uhr bis nachmittags, einen von nachmittags bis 21 Uhr. An Wochenenden montiert und repariert er zusätzlich noch Garagentore.

Update 3:

Es ist schwer hier eine passende Antwort zu finden. Die Frage war vielleicht auch etwas plakativ gestellt.

Drum gebe ich die Frage zur Abstimmung frei.

20 Antworten

Bewertung
  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt
    Beste Antwort

    ja, möglicherweise schon. Existenzängste trieben Menschen natürlich schnell in psychische Ausnahmesituationen und wer auch sonst labil ist, bei dem kann das schnell gehen. ich finde das unmenschlich. Aber wir sind auf dem besten Weg dahin.

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Ich glaube schon.. Das ist in uns in einem frühen Alter tief verwurzelt, dass Sozialfürsorge eine Form des Kommunismus ist. Und jeder weiß, dass Kommunismus aus dem Teufel kommt. :lalz:

    Obama ist ein sozialer Demokrat und bringt Änderung. Gerade nicht rechtzeitig für diese Familie.

    Quelle(n): Amerikaner with a job...knock on wood.
  • Wolke7
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Fürchterlich... Wie verzweifelt muß dieser Mann gewesen sein? Die Ami`s haben nun mal nicht so ein soziales abgesichertes Netz wie wir. Obwohl hier in Deutschland ja auch schon Leute deswegen ausgerastet sind...Hoffe Obama liest den Bericht und ändert da mal was...

  • Anonym
    vor 1 Jahrzehnt

    Der jüngste Fall ist schon tragisch. Die USA verfügen nicht so über gute Sozialnetze wie in Deutschland.

    Aber durch die Weltkrise werden wir in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten mehr solcher Meldungen von "Verzweiflungstaten" zu hören bzw. zu lesen bekommen.

    Grund zum spekulieren gibt es genug. Die USA haben nicht die Struktur eines Sozialstaates wie Deutschland.

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  • Anonym
    vor 6 Jahren

    Nein. Selbst in den gesündesten Gesellschaften gibt es immer wieder solche krassen Ausnahmefälle.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Das kann man sicherlich nicht so direkt sagen. Es ist natürlich sehr traurig, das mit großer Wahrscheinlichkeit die Gründe für diese Verzweiflungstat große Zukunftsängste und Sorgen waren. Auch unser bestehendes Sozialnetz hat leider auch in einigen Fällen nicht davon abgehalten, so dass wir hier ebenso schon einige Verzweiflungstaten hatten.

    Es kommt hauptsächlich auf die psychische Labilität der einzelnen Person an. Besonders Männer neigen in so einer ausweglosen Situation zu starken Depressionen, weil sie sich als Versager für die ganze Familie fühlen und nicht um Hilfe bitten möchten. Weniger selten bringt eine Frau eine ganze Familie um.

    Es wird sich bei uns in Zukunft sicherlich auch noch steigern, da bin ich fest davon überzeugt.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Interessante Frage.

    Natürlich ist nicht klar, ob der Vater Deiner Geschichte sich solche weitreichenden Gedanken gemacht hat.

    Andererseits - wenn es sozial gerecht zugeht gibt es weniger Verzweifelte also auch weniger Verzweiflungstaten.

    Ich vergleiche bei solchen Fragen immer gerne mit den 70ern, eine Zeit in der ich schon erwachsen war und in der es gerechter zu ging als heute. Selbst wildfremde Menschen haben sich eher gegenseitig geholfen und man wurde nicht als dumm oder naiv gebrandmarkt, wenn man an das Gute im Menschen glaubte und auch entsprechend handelte.

    @you got it: ich muss Dir insofern Recht geben, dass man in den USA einfacher eine Arbeit bekommt. Dort werden auch die alten Leute nicht so ausgegrenzt wie hier. Auch muss man die Arbeit nur können, um sie zu bekommen, man muss nicht so viele Nachweise erbringen wie hier.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Puh, hatte schon gedacht, du hättest mit "soziales Netz" Clever, StudiVZ, Xing oder so gemeint...

    Bei dem Menschen war anscheinend etwas psychisch nicht in Ordnung. Ob da ein soziales System wie in Deutschland geholfen hätte - man weiß es nicht. In diese Situation wäre er in Deutschland so sicher nicht gekommen, Existenzangst und Verzweiflung gibt es hier aber dennoch auch.

  • Wilken
    Lv 7
    vor 1 Jahrzehnt

    Das mit dem sozialen Abstieg ist völlig richtig aber

    nein, selbst das dichteste Sozialnetz kann keine Spontantaten verhindern.

  • vor 1 Jahrzehnt

    Nein, denn in Deutschland ist dieses ja auch schon öfter vorgekommen.

    Das ist eine absolut nicht nachvollziehbare Tat.

    Nur weil der finanzielle Ruin vor der Tür steht, ist doch nicht alles vorbei. Und schon lange nicht das Leben Deiner Kinder!?

    Wenn man sich selbst das Leben nimmt ok, hätte auch nicht sein müssen aber wenn man so verzweifelt ist!?

    Meiner Meinung nach sind diese Menschen psychisch nicht gesund, sonst würden sie nicht einmal überlegen ihre Kinder mit in den Tod zu nehmen

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