Ist ein Ausleben der Kindheit in unserer Zeit noch möglich?

Gefragt sind immer mehr " Kinder-Abrichtungskurse" und ein voller Terminkalender.
Schon die Kleinen zwischen 2 - 4 Jahren werden vom Englischkurs oder Schwimmkurs über das Turnen, diversem Sporttraining, zum Musik - und Ballettunterricht weitergereicht.

Wird da aus der gut gemeinten Förderung nicht eine Überforderung?
Dürfen Kinder nicht mehr Kind sein?
Ich meine, kommen die Kinder eigentlich noch zum Spielen?
Wie seht ihr das?

2007-11-04T03:46:23Z

@ Ich frage mich, wem da schon wieder langweilig ist?
Ich meine die Daumen runterdrückt.

mcpsycho662007-11-04T03:29:37Z

Beste Antwort

Leider haben sich die Zeiten total geändert. Kinder stehen vor einem übergroßen Angebot aus der Konsumwelt, werden bereist im Mutterleib als potentielle Kunden erkannt und entsprechend manipuliert (über die Mütter, die nur das Beste wollen sollen) Ich kenne kaum noch Aktivitäten draußen, ohne irgendwelche Konsumartikel. Dinge wie im Bach spielen, über Wiesen toben Baumhäuser bauen etc. sind wirklich fast ausgestorben. Sobald die Babys greifen können, sollen sie "gefördert" werden, die Industrie hat ein reichhaltiges (aber völlig sinnloses) Angebot entwickelt. Mit drei kommt dann der "Lerncomputer" (noch größerer Schwachsinn) und mit Fünf alle möglichen Vereine. Ein Kind ist kein Kind mehr, sondern ein guter Kunde. Nur wenige Eltern haben den Mut sich dieser Aufgabe zu stellen und gegen den Strom zu schwimmen - ihr Kind eben auf Bäume klettern zu lassen, Räuber und Gendarm spielen zu lassen und von Anfang an sehr wenig Geld in die Wirtschaft fließen zu lassen, weil eben das meiste mit einfachsten Mitteln selbst gebaut werden kann.

Anonym2007-11-04T12:45:53Z

diese *daumenrunter*drücker sind eben überfordert

?2007-11-04T12:17:02Z

Ich muß sagen, wenn die Kinder mit Spaß in den Unterricht gehen, dann ist das in Ordnung.
Mein Sohn hatte z.B. das Glück in einen ganz tollen Kindergarten zu gehen.
Dort wurden Schwächen und Stärken spielerisch gefördert und er hat sich jeden Morgen auf den Kindergarten gefreut!
Auch dort hatte er Englisch- einmal wöchentlich, spielerisch-
er war immer begeistert.
Einen Schwimmkurs hat er auch mit 5 Jahren belegt und war sehr traurig, als dieser vorbei war.
Kinder sind in der heutigen Zeit eher unterfordert, wenn sie
nur mit den Eltern zusammen sind.
Die richtige Mischung macht es!
Jetzt ist mein Sohn Erstklässler und hat auch einmal wöchentlich Englisch als Teil des Unterrichtes.
Er bettelt mich förmlich an, ihn auch zum Fußballtraining anzumelden.
Sicher ist das von Kind zu Kind unterschiedlich.
Keinesfalls sollte man ein Kind in etwas drängen, was ihm/ihr
keinen Spaß bereitet.
Mein Sohn hat aber auch in der Woche noch genügend Zeit mit seinen Freunden zu spielen. Und da wir auf dem Land wohnen, können sie sich relativ frei und ohne "Hilfsmittel" austoben. Soll heissen: Höhlen bauen, auf Bäume klettern, Grashüpfer und Frösche fangen.
Den Satz: "Ich weiß nicht was ich machen soll!" höre ich schon lange nicht mehr.
Ich finde nur ein gelangweilter Mensch kann Frust aufbauen.
Egal ob Groß oder Klein.
Kinder wollen lernen und sind stolz auf jeden kleinen Erfolg.
Das allein beweist mir daß wir den richtigen Weg gehen.

Anonym2007-11-04T11:54:57Z

Ich sehe das eher anders. In meiner Kindheit war es so, dass ich z. B. wegen meiner schiefen Füße zum Ballettunterricht geschickt wurde. Was leider gar nicht meiner Natur entsprach und mir ÜBERHAUPT keinen Spaß gemacht hat. Ich habe dort sehr gelitten. Heute wird mehr auf die Kinder eingegangen und sie haben Mitspracherecht. Die diversen Nachmittagsbeschäftigungen werden von den jeweiligen Lehrern / Trainern pädagogischer gestaltet als damals. Mein Kleiner (5 J.) geht in die Musikschule und wird ganz langsam und spielerisch an verschiedene Instrumente herangeführt. Die sozialen Kontakte entstehen durch solche Kurse, Vereine und Teamsportarten. Mein Großer (19 J.) war beim Fußball. Den hätte ich mit Musikschule jagen können. Eine Überforderung kommt dann zustande, wenn man das Kind gegen seinen Willen und seiner Natur irgendwohin steckt nur weil die Eltern selbst das toll finden. Das finde ich ganz schrecklich. Aber wenn so etwas passiert, schreiten die Lehrer / Trainer ein und sagen Bescheid, dass es keinen Sinn hat das Kind zu quälen. Auch die Kindergärten machen ihre Sache besser als zu meiner Zeit. Es wird auf die Ernährung geachtet und viel Naturverbundenes unternommen. Allerdings geht das Spielen auf der Straße nicht mehr. Zumindest nicht in der Großstadt. Man muss seine Kinder jede Minute im Auge behalten.

bimpy2007-11-04T11:50:25Z

Was versteht man unter "Kindheit"? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts mußten Kinder in Bergwerken arbeiten.
Die Vorstellung, was Kindheit bedeutet, ist seither einem stetigen Wandel unterworfen.
Klar wäre es schön, wenn Kinder in Gruppen durch Wiesen und Wälder streifen könnten, sich auf der Straße zu längst vergessenen Spielen träfen usw. Aber es leben nun mal viele in Großstädten, und um ihrem Bewegungsdrang genüge zu tun, bieten sich dort Vereine an.
Dann hat der ständige Geburtenrückgang seine Folgen. Selbst auf dem Dorf, wo ich eine zeitlang wohnte, mußte das Nachbarskind durch das ganze Dorf laufen, um gleichaltrige Spielkameraden zu treffen; die kleine Straße vor meiner Wohnung war wie ausgestorben. Die Erwachsenen sind keine Kinderschreie mehr gewohnt und reagieren empfindlicher auf diese als auf den Straßenlärm.
Hinzukommt die durch die Medien verbreitete Angst vor Mißbrauch, die die Eltern ihre Kinder einer Dauerüberwachung aussetzen läßt. Da sie meist nur ein Kind großziehen, soll dieses alle ihre Erwartungen erfüllen. Eine gruppendynamische Selbsterziehung von Kindern gleichen Alters erfolgt nicht mehr.
Andererseits werden diese Kinder verwöhnt wie noch nie. Selbst Kinder aus HartzIV Familien verfügen über Computer (tw. von den Schulen erwartet), Handy und sonstigem technischen Spielzeug. Sie leben ihre Phantasien in der virtuellen Welt aus. Die Konsequenzen wie Gleichgewichtsstörungen aufgrund mangelnder Bewegung sind bekannt.
Und sie haben eine bisher nie dagewesene Narrenfreiheit. Dürfen auf Fußwegen radeln und Schwerhörige erschrecken, dürfen meine Windschutzscheibe einwerfen - und niemand muß dafür zahlen, da unter 7 Jahren. Wenn man Kinder bei solchem Tun ermahnt, springt mit Sicherheit ein anderer Erwachsener herbei, der es besser weiss...
Aber vielleicht sagen gerade diese Nachkömmlinge, dass sie eine sehr schöne Kindheit hatten: es waren immer erwachsene Ansprechpartner für sie da, sie haben nie Schläge bekommen, ausreichend zu Essen und immer Markenklamotten.
Wer weiss...

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