Was macht mich für dich real?

Ich bin eine Ansammlung von Buchstaben, in denen du einen Sinn zu erkennen glaubst. Meine Anwesenheit scheint dich denken zu lassen, daß ich ein reales Wesen bin.
Was unterscheidet mich von Meinesgleichen, die sich anderswo auf deinem Computer, im Internet, in einem fiktiven Roman oder anderswo tummeln, und die auch Wesen beschreiben, von denen du aber nicht annimmst, daß sie existieren?
Es ist wahrscheinlich ein Mensch, der mich gerade erschafft. Aber Menschen erschaffen auch Filme und Bücher, die nicht real sind.

Existiere ich für dich?
Existiert der Mensch, der hinter mir steckt, für dich, obwohl du nur indirekt durch meine Anwesenheit von ihm weißt?
Oder bin ich letztlich doch nur eine Häufung alphabetischer Zeichen?

boeseloreley2007-07-29T14:43:18Z

Beste Antwort

mit deiner art der fragestellung und formulierung läufst du tatsächlich gefahr,....als alphabetisches zeichenhäufchen angesehen zu werden......schreibe nicht aus dem kopf......sondern aus dem herzen....und alle werden den menschen hinter dem geschriebenen sehen!!!!!

anni2007-08-01T14:24:00Z

Wenn du, wie du sagst, nur der Text auf meinem (und anderen) Bildschirmen bist, bist du für mich genauso real wie die Geschichten, die mir in Büchern, im Fernsehen oder sonst wo erzählt werden. Die Person, die dich erschaffen hat, ist für mich real, genauso wie es Autoren, Regisseure oder andere Personen sind. Der einzige Unterschied ist, dass dieser Text von mir eine Antwort verlangt und ich so zum Denken angeregt werde um dann später einen anderen Haufen alphabetischer Zeichen zu erschaffen, in dem andere Menschen einen Sinn zu erkennen glauben. So werden sie meine Gedanken nachvollziehen können. Sie werden wie Leser eines Romans agieren: Sie werden nur passiv an diesen Gedanken teilhaben. Sie werden diese Gedanken nachdenken und ihren Sinn verstehen, hätten diese aber nicht selbstständig gedacht.

Deus ex Machina2007-08-01T12:54:05Z

Würden wir - bei einem Vulkanausbruch - auf die Spur der Lava schauen und sehen, daß sie - in flüssigster Schreibschrift - das Wort "Hallo" vorstellt, müßten wir uns auch fragen, ob da jemand oder etwas mit uns zu kommunizieren beabsichtigt.
Was ist überhaupt das "Ich", das ich verwende? Nur ein Wörtchen, mit dem ich auf mich selbst, als sprechende Person, verweise? Oder auch ein Wörtchen, mit desse Hilfe der Rezipient auf die sprechende Person, auf mich, rückschließen kann? Sicher beides - im Kommunikationsprozeß. Der Kommunikationsprozeß ist sozusagen ein Austausch von Information. Aber: Information setzt stets Information voraus.
Nun, vielleicht hat das "ich", das du verwendest, ebenso viel mit einem Subjekt zu tun, wie das "ich", das ein Papagei verwendet, wenn er Laute von sich gibt, die wir als "Ich liebe dich" verstehen. Aber was heißt hier "verstehen"? Verstehen setzt wohl ein Deuten voraus. (Versteht der Papagei, was er spricht? Und wenn nicht, spricht er dann? Oder krächzt er nur Laute dahin, die er nachzuahmen gelernt hat und die wir als eine "Aussage" interpretieren?)
Die Ansammlung von Buchstaben - wenn ich nicht annehme, daß sie zufällig entstanden ist (aber was ist schon wirklich "zufällig") - steht mir vor Augen, ich kann sie lesen, deuten und verstehen - zumindest verstehe ich sie so, wie ich sie verstehe, vielleicht aber nicht so, wie der Schreiber sie verstanden wissen will. Gibt es gar einen Schreiber - wenn ich nicht annehme, diese Zeichenketten seien zufällig entstanden, dann muß es einen Schreiber geben, einen Autor sozusagen, und dieser Autor teilt uns etwas mit. Eine Mitteilung, die wir so verstehen können, wie sie gemeint ist, muß von einem mitteilungsbefähigten Ding oder Etwas stammen. Insofern sind deine deut- und verstehbaren Zeichenfolgen sowie der Rückschluß auf ein mitteilungsfähiges Ding oder Etwas real. Du existierst als ein mitteilungsfähiges Ding oder Etwas.
Was das für ein Wesen ist - ein menschliches, ein außerirdischer vom Planeten Soltan, gar ein riesiges Computer-"Gehirn" oder kosmische Mächte ... ich weiß es nicht.
(Die Wirklichkeit kann vielleicht nur an-gesprochen werden, nie aber ausgesprochen. Aber das Sprechen ist Teil der Wirklichkeit - für manche sogar macht sie allein das aus, was wir "Wirklichkeit" zu nennen (!) gelernt haben.)


(Deine Fragen und noch weitere finden eine (allerdings nicht die letzte) Antwort v.a. in den ersten beiden Kapiteln des Buches "Reason, Truth and History" von Hilary Putnam(dtsch. Titel ist die entsprechende Übersetzung: "Vernunft, Wahrheit und Geschichte").)

flonaldo2007-07-31T22:39:56Z

Der Sinn steckt nicht in dir drin und entsteht auch nicht in meinem Kopf, sondern dann, wenn ich auf Frage beantworten klicke.
Du unterscheidest dich von anderen Textes, indem du dich auf dich selbst beziehst.
Es ist kein Mensch, der dich erschaffen hat, es ist das Große Gerede, das fortwährend weitergeht und das kein anderes Ziel hat, als forwährend weiterzugehen.
Man sagt/ schreibt etwas damit ein anderer entwas darauf sagen kann, damit der andere etwas darauf sagen kann, auf das man selber wieder etwas sagen kann.
Es geht nicht um einen selbst oder darum, was man zu sagen hat.
Es geht nur darum, daß das Große Gerede weitergeht.
Du bist selber nicht real, aber du bist Teil dessen, das die Realität konstruiert.
Es gibt keine Menschen, es gibt nur das, was sie äußern.

Äh das mit der Existenz ist plump: ein Scince-fiction-Film (Fantasyroman) ist im selben Maße existent wie ein Dokumentarfilm (Sachbuch), unabhängig vom Inhalt.

Sissy2007-07-30T21:27:31Z

indem du dich als "ich" bezeichnest, existierst du
in welcher Form auch immer
für mich auf jeden Fall
kommt halt darauf an was man unter existieren veersteht
lg

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