wie oder wodurch bist du zum christlichen glauben gekommen?
z.b. ich bin durch einen lieben freund eingeladen worden in einen pfingstgemeinde zu kommen und war so begeistert, das ich mich vor ca.einem jahr hab taufen lassen.
2007-05-19T11:34:23Z
bei einigen antwortern, habe ich das gefühl,das sie die fragestellung NICHT richtig gelesen haben.
wenn du NIcht gläubig bist, kannst du keine antwort geben.
Anonym2007-05-19T11:42:56Z
Beste Antwort
Ich habe als Kind oft von meiner Urgroßmutter von Gott gehört. Da ich in einem kommunistischen Land aufwuchs, wurde uns in der Schule Atheismus eingeimpft. Auch wenn ich das aufgenommen hab, tief im Inneren war immer das Gefühl da - Gott gibt es doch. Im Grundschulalter fand ich bei uns zu Hause eine Bibel und fing an zu lesen. Die Schöpfungsgeschichte fand ich faszinierend. Dann folgten viele atheistisch geprägte Jahre. Als ich dann nach Deutschland ausgewandert bin und nach der Heirat ein Kind bekam, dachte ich darüber nach, dass ich eine viel größere Verantwortung habe, als nur für das leibliche Wohl meiner Tochter zu sorgen. Wenn das mit Gott und Teufel, mit Himmel und Höhle doch etwas auf sich hat, dann muss ich dafür sorgen, dass mein Kind auf dem richtigen Weg ist. Ich fing an die Bibel zu lesen und empfand mich als gläubig. Aber es fehlte noch der entscheidende Schritt. Als ich mich einmal mit einem reisenden Prediger unterhielt, fragte er mich ob ich schon mal Jesus als Herrn in mein Leben aufgenommen habe und ob ich ein Gebet mit ihm zusammen sprechen möchte. Die Frage verwunderte mich und ich sagte, dass ich schon oft gebetet habe, erklärte mich aber damit einverstanden. Wir beteten gemeinsam. Das war sozusagen ein Bekehrungsgebet. Ich übergab Jesus mein Leben und bat ihn Herr in meinem Leben zu sein. Dieser Moment, wie ich hinterher weiß, war der Moment meiner geistigen Wiedergeburt. Mein Denken veränderte sich allmählich. Wenn ich früher etwas herablassend mit Menschen umging, die irgendeine Make (äußerlich oder intellektuell) hatten, so empfand ich jetzt alle Menschen als von Gott geliebt. Und ich konnte mir nicht erlauben, die Menschen auf irgendeine Art zu verurteilen, die Gott liebte. Das merkte ich nach und nach, und so kam auch bald die Gewissheit, dass ich jetzt ein Kind Gottes bin. Habe mich auch vor 3 Jahren taufen lassen.
Meine Familie mütterlicherseits ist sehr gläubig, u.a. war mein GroÃvater Pastor in unserer Dorfkirche. Deswegen wurde ich schon recht früh zum Glauben geführt. Doch er gewann erst recht Bedeutung, als mich Gott vor einer folgenschweren Entscheidung bewahrte. Heute bete ich täglich und führe ständig Gespräche über die Existenz Gottes.
Ich bin in der Nazizeit geboren und habe sie noch ein Stück miterlebt, bei Kriegsende war ich 9 Jahre alt. Meine Eltern kamen beide aus Arbeiterfamilien, die längst der Kirche entfremdet ware, und sind bald nach meiner Geburt und Taufe aus der Kirche ausgetreten. Als ich 13 war, kam ein Pfarrer, der von Nachbarn gehört hatte,dass ich (als einziger in der Familie, meine Mutter war ehedem katholisch gewesen) evangelisch getauft war, und sprach mit meiner Mutter. Ich erinnere mich gut, wie sie mich raufgerufen hat, dem Pfarrer vorstellte und sagte: "Ich glaube, wir werden evangelisch, auch wenn hier alle Leute katholisch sind." (Es war auf dem Land in Oberbayern.)
Ich habe später nie mehr von diesem Pfarrer gehört. Meine Mutter ging bei einem anderen in den Konvertitenunterricht und hat mir immer davon was erzählt. (Mein Vater war da noch in sowjet. Gefangenschaft.)
Meine Brüder sind dann getauft worden, mit 11, 8, 5 Jahren, aber das war keine richtige Sache, sie wurden nicht selber gefragt, und sind alle als Erwachsene wieder ausgetreten. Ich bin ein gutes halbes Jahr an einem Nachmittag pro Woche vier Stunden in den Vorkonf- und Konfi-unterricht gegangen und habe alles mit totaler Begeisterung gelernt und angenommen, leider als einziger in der Familie.
Mein Konfirmator hat vor der Konfrmation zu mir gesagt, ich sollte Pfarrer werden, aber ich war ja Volksschulabgänger, und von meinen Vorfahren hat nie jemand eine weiterführende Schule besucht. Aber er sagte: Gott wird schon einen Weg finden.
Tatsächlich kam ich nach Abschluss der Volksschule auf Initiative meines Lehrers in ein Internat in die kleine Bischofsstadt an der Isar und in das Lehrerseminar, das er mal besucht hatte, und das bekam wenige Jahre drauf den Abiturabschluss, so dass ich studieren konnte und Theologie wählte. So war mein Lebensweg erstaunlich geradlinig, und ich kann in allem das Wirken Gottes sehen.
Der Weg in den Glauben hinein war dann doch ein sehr allmählicher. Die katholische Umwelt hat eine sehr positive Rolle dabei gespielt, und ebenso das Hineinwachsen in das Verstehen von Geschichte, das für mich etas ganz Neues war.
Ich habe viel später auch die orthodoxe Kirche sehr schätzen gelernt, war auf dem Athos und auf Patmos und habe lange die deutschsprachige orthodoxe Gemeinde unserer GroÃstadt besucht. Davor aber auch die charismatische Erweckung kennengelernt und mit Pfingstkirchen viel Kontakt gehabt, in Erzhausen und in Schweden. Ich sehe das alles als eine farbige Vielfalt in der Christenheit, als Chor, der erst mit allen Stimmen vollständig ist. Ich selber bin evangelisch geblieben, jetzt mit 71 Jahren in einem Evangelisations- und Gemeindeaufbauprojekt in der italienischen Chiesa Evangelica Luterana tätig, die viel kleiner ist als in Deutschland die kleinsten Freikirchen. Für einen Theologen scheint mir der Protestantismus der freieste Ort für seine christliche Identität zu sein, und ich bedauere es sehr, dass zwischen der profilierten römisch-katholischen Kirche und den evangelikal-pfingstlichen Christengemeinden dieser "liberale" Protestantismus, der das Gewitter der Aufklärung überstanden hat, so wenig beachtet wird.
Ich wünsche allen ein gesegnetes Fest des Heiligen Geistes und die Erfahrung, dass er, der Geist der Freude, noch heute mit seinen Gaben wirkt.